1.2. Ordensidentität als Programm: Als Dominikanerbruder in Löwen
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Brabant, urkundlich bekräftigte.49 Die in den folgenden Jahren errichtete Liebfrauen-
kirche wurde 1276, drei Jahre nach Aleidis’ Tod, durch Albertus Magnus geweiht -
sicherlich erneut ein Ausweis der besonderen Nähe der Dominikaner zur Brabanter
Herzogsfamilie (Abb. 2). Im Inneren der Kirche manifestierte sich diese wirkmächti-
ge Verbindung in einem sorgfältig gestalteten Grabmal für das Herzogspaar, das seit-
lich vom Sanktuarium errichtet wurde und dessen Bildprogramm legitimatorisch die
Sukzessionslinie des Hauses von Brabant vor Augen führen sollte.50
Wie bedeutsam die Zugehörigkeit zu der in Löwen gut etablierten und zugleich
expandierenden Gemeinschaft der Predigerbrüder für Thomas von Cantimpre gewe-
sen sein muss, zeigen verschiedene Hinweise in den Prologen zu den von ihm ver-
fassten Viten: Hier erscheint Thomas anfangs mit der topischen Bescheidenheit des
Novizen, als „geringster Bruder vom Predigerorden in Löwen“ oder einfach als na-
menloser Bruder desselben Ordens wie der adressierte Predigerbruder.51 Unter die-
sen beiläufigen Verweisen findet sich aber auch eine Charakterisierung des domini-
kanischen Lebens als besonders aktiv und tätig, die bereits jene Programmatik der
Ordensapologie, wie sie später im „Bienenbuch“ anklingt, anzukündigen scheint.52
Tatsächlich erscheint das Vorwort zum Bonum universale de apibus im Vergleich
mit den früheren Vorworten wesentlich akzentuierter. Darin widmete Thomas von
Cantimpre sein Werk nämlich nicht nur namentlich dem Generalmagister des gesam-
49 Nr. CXIII, in: Foppens, Auberti Miraei I, S. 426: Aleidis, Dei gratia Lotharingiae & brabantiae
Ducissa, universis Christis fidelibus praesentes Litteras inspecturis salutem in Domino. Noveril
Universitas vestra, cpiod cum clarae memoriae Dominus Henricus, Dei gratia tune illustris Lo-
tharingiae & Brabantiae Dux, Maritus noster carissimus, in extremis agens, apud Ecclesiaem
dilectorum in Christo Prioris & Fratrum Ordinis Praedicatorum in Lovanio, suam elegerit sep-
ulturam. Zur Geschichte der Dominikanerkirche vgl. Coomans/Bergmans, L’eglise Notre-Dame
sowie Coomans/Bergmans, Van hertogelijke Grafkerk.
50 S. hierzu Coomans/Bergmans, L’eglise Notre-Dame; Bergmans, Fundatio et memoria sowie
Guilardian, Les sepultures, besonders S. 512-515. Zur Vermutung, auch Thomas sei in der Löwe-
ner Liebfrauenkirche bestattet worden, s. die Ausführungen am Ende dieses Kapitels.
51 Vgl. den als Brief an Abt Anselm von Cantimpre gestalteten Prolog zur Vita des Johannes von
Cantimpre, in dem sich sowohl Hinweise auf die „aktuelle” Ordenszugehörigkeit zu den Domini-
kanern (Reuerendo in Christo patri Anselmo Dei gratia Cantripatensi abbati totique sancto co-
nuentui frater Thomas de ordine predicatorum minimus in Louanio debile reuerentie famulatum.)
als auch Reverenzen an die „alte“ Verbundenheit zu Cantimpre finden {Licet enim alterius profes-
sionis frater nunc sim, tarnen apud uos sine ullo, ul confido, scandalo uel odio frater uester annis
quindecim et eo amplius uixif. Thom. Cantimpr. Vita loannis, Prolog, 1-4 sowie ebd., 24-27. Der
Prolog zur „Vita der Margerethe von Ypern” richtet sich an den Prediger Siger von Lille und weist
deshalb Hinweise auf die gemeinsame Ordenszugehörigkeit (Amico et fratri in Christo karissimo
fratri Sigero, et actione et ordine predicatori in Insula, frater eiusdem ordinis, cuius nomen ad
presens non utile est nominarei, salutem et, si bene, hoc quod tibi.) wie auch auf gemeinsame Be-
kanntschaften auf (Salute ex parte mea fratrem lacobum de Halle et alios ex fratribus quoscumque
vis ...). Thom. Cantimpr. Vita Margarete de Ypris, S. 106 und 107.
52 Thom. Cantimpr. Vita Margarete de Ypris, S. 107: In hoc vero quod tempus vacandi habui, eins
meritisprorsus ascribo, quia numquam, postquam ordinem predicatorum ingressus sum, ita con-
tinuo vacare nec mihi quidem ipsi potui, sicut ex quo huic operi manum scripturus apposui.
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Brabant, urkundlich bekräftigte.49 Die in den folgenden Jahren errichtete Liebfrauen-
kirche wurde 1276, drei Jahre nach Aleidis’ Tod, durch Albertus Magnus geweiht -
sicherlich erneut ein Ausweis der besonderen Nähe der Dominikaner zur Brabanter
Herzogsfamilie (Abb. 2). Im Inneren der Kirche manifestierte sich diese wirkmächti-
ge Verbindung in einem sorgfältig gestalteten Grabmal für das Herzogspaar, das seit-
lich vom Sanktuarium errichtet wurde und dessen Bildprogramm legitimatorisch die
Sukzessionslinie des Hauses von Brabant vor Augen führen sollte.50
Wie bedeutsam die Zugehörigkeit zu der in Löwen gut etablierten und zugleich
expandierenden Gemeinschaft der Predigerbrüder für Thomas von Cantimpre gewe-
sen sein muss, zeigen verschiedene Hinweise in den Prologen zu den von ihm ver-
fassten Viten: Hier erscheint Thomas anfangs mit der topischen Bescheidenheit des
Novizen, als „geringster Bruder vom Predigerorden in Löwen“ oder einfach als na-
menloser Bruder desselben Ordens wie der adressierte Predigerbruder.51 Unter die-
sen beiläufigen Verweisen findet sich aber auch eine Charakterisierung des domini-
kanischen Lebens als besonders aktiv und tätig, die bereits jene Programmatik der
Ordensapologie, wie sie später im „Bienenbuch“ anklingt, anzukündigen scheint.52
Tatsächlich erscheint das Vorwort zum Bonum universale de apibus im Vergleich
mit den früheren Vorworten wesentlich akzentuierter. Darin widmete Thomas von
Cantimpre sein Werk nämlich nicht nur namentlich dem Generalmagister des gesam-
49 Nr. CXIII, in: Foppens, Auberti Miraei I, S. 426: Aleidis, Dei gratia Lotharingiae & brabantiae
Ducissa, universis Christis fidelibus praesentes Litteras inspecturis salutem in Domino. Noveril
Universitas vestra, cpiod cum clarae memoriae Dominus Henricus, Dei gratia tune illustris Lo-
tharingiae & Brabantiae Dux, Maritus noster carissimus, in extremis agens, apud Ecclesiaem
dilectorum in Christo Prioris & Fratrum Ordinis Praedicatorum in Lovanio, suam elegerit sep-
ulturam. Zur Geschichte der Dominikanerkirche vgl. Coomans/Bergmans, L’eglise Notre-Dame
sowie Coomans/Bergmans, Van hertogelijke Grafkerk.
50 S. hierzu Coomans/Bergmans, L’eglise Notre-Dame; Bergmans, Fundatio et memoria sowie
Guilardian, Les sepultures, besonders S. 512-515. Zur Vermutung, auch Thomas sei in der Löwe-
ner Liebfrauenkirche bestattet worden, s. die Ausführungen am Ende dieses Kapitels.
51 Vgl. den als Brief an Abt Anselm von Cantimpre gestalteten Prolog zur Vita des Johannes von
Cantimpre, in dem sich sowohl Hinweise auf die „aktuelle” Ordenszugehörigkeit zu den Domini-
kanern (Reuerendo in Christo patri Anselmo Dei gratia Cantripatensi abbati totique sancto co-
nuentui frater Thomas de ordine predicatorum minimus in Louanio debile reuerentie famulatum.)
als auch Reverenzen an die „alte“ Verbundenheit zu Cantimpre finden {Licet enim alterius profes-
sionis frater nunc sim, tarnen apud uos sine ullo, ul confido, scandalo uel odio frater uester annis
quindecim et eo amplius uixif. Thom. Cantimpr. Vita loannis, Prolog, 1-4 sowie ebd., 24-27. Der
Prolog zur „Vita der Margerethe von Ypern” richtet sich an den Prediger Siger von Lille und weist
deshalb Hinweise auf die gemeinsame Ordenszugehörigkeit (Amico et fratri in Christo karissimo
fratri Sigero, et actione et ordine predicatori in Insula, frater eiusdem ordinis, cuius nomen ad
presens non utile est nominarei, salutem et, si bene, hoc quod tibi.) wie auch auf gemeinsame Be-
kanntschaften auf (Salute ex parte mea fratrem lacobum de Halle et alios ex fratribus quoscumque
vis ...). Thom. Cantimpr. Vita Margarete de Ypris, S. 106 und 107.
52 Thom. Cantimpr. Vita Margarete de Ypris, S. 107: In hoc vero quod tempus vacandi habui, eins
meritisprorsus ascribo, quia numquam, postquam ordinem predicatorum ingressus sum, ita con-
tinuo vacare nec mihi quidem ipsi potui, sicut ex quo huic operi manum scripturus apposui.