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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0029
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28

I. Der Autor

ten Predigerordens, Humbert de Romanis (1254-1263), sondern wollte es explizit
auch als Wegweiser für künftige Generationen des Predigerordens verstanden wis-
sen. Seine eigene „Expertise“ und sein besonderes Urteilsvermögen über die Domi-
nikaner leitete er entsprechend allein aus seiner Ordenszugehörigkeit ab.53 Ob es or-
densbezogener Sachverstand war, eine besondere persönliche Befähigung oder ein
konsequentes Durchlaufen des dominikanischen Curriculums, die Thomas von Can-
timpre bis an die Spitze des Löwener Konvents beförderten, ist ungewiss; nachweis-
lich fungierte er jedoch nach seiner Ausbildung in Löwen und Paris (s.u.) seit den
1240er Jahren auch als Subprior des Löwener Konvents.54
Neben diesen Ordensverbindungen übte die Person Jakobs von Vitry (1160/70—
1240) eine besondere Faszination auf Thomas von Cantimpre aus. Dies korrespon-
diert durchaus mit Thomas’ Konzentration auf die dominikanische vita activcr. Ne-
ben einer persönlichen Vorbildfunktion, die Jakob für Thomas gehabt haben mag,
machten besonders dessen Predigttätigkeit und sein Engagement als Seelsorger in
Brabant erkennbaren Eindruck auf den Dominikaner. Nachdem Jakob von Vitry eine
kirchliche Karriere als Bischof von Akkon (1216-1227) und später Kardinalbischof
von Tusculum (1229-1240) eingeschlagen hatte, verfasste Thomas von Cantimpre
eine Ergänzung (Supplementum) zu der von Jakob verfassten „Vita“ der Mystikerin
Maria von Oignies (1177-1213).55 Darin stellte Thomas verschiedene Exempel und
Wundergeschichten zusammen, die das Leben der Maria detaillierter beleuchten
sollten - gleichsam in der Autorennachfolge des berühmten Jakob.56 Auch in der
Lebensbeschreibung der Christina Mirabilis (gest. 1224), einer Mystikerin aus Sint-
Truiden, finden sich Hinweise auf Jakob von Vitry: Dessen Ausführungen in der
Maria-„Vita“ hätten, so Thomas, ihm als Motivation für die Abfassung seiner Vita
über Christina Mirabilis gedient.57
53 Thom. Cantimpr. BUA 11,30,48: Quid in ordine aliorum religiosorum fiat, ignoro, nec enim meum
est iudicare, si scirem. De fratrum predicatorum ordine, ul pole magis familiari mihi et cognito,
scio omnes fere, quos in scandalum sancti ordinis cecidisse cognovi quasi irreparabiliter cor-
ruisse. Credo tarnen usque in hodiernam diem, quapresens scribo, unum esse inter ordines istum,
quem dominus Ihesus Christus sua pietate et gratia mitius custodivit, sicut ipse expertus sum, qui
a triginta annis in diversis regionibus vices episcoporum Confessiones audiens exsequebar. Zu
Humbert de Romanis sowie den Autorenintentionen im „Bienenbuch“ vgl. die weiteren Ausfüh-
rungen in Kapitel II.3.1.
54 Dies wird aus dem Prolog zur Vita der Lutgard von Aywieres ersichtlich, die Thomas spätestens
1248 vollendete: Thom. Cantimpr. Vita S. Lutgardis, S. 234: Dominae Reverendae, & in Christo
plurimum diligendae Hawidi; concessione divina in Aquiria Abbatissae, totique cum ea sanctis-
simo Conventui, Frater officio Supprior, sed Fratrum Praedicatorum minimus, salutem. Zu den
Ämtern im Predigerorden und den Aufgaben des Subpriors s. Tugwell, Evolution IV.
55 S. zu Maria die Beiträge in Mary of Oignies, hg. Mulder-Bakker sowie Bartolomei Romagnoli,
Maria di Oignies.
56 Thom. Cantimpr. Supplementum, S. 572. S. zum Werk Geyer, Einleitung sowie Feiss, Supplement.
57 Thom. Cantimpr. Vita Sanctae Christinae, S. 650: Memorabilis Christi virginis Christinae vitam
scribere disponentes, illus in exordio sermonis primitus inseramus, quod venerabilis Jacobus
 
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