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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0103
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102

II. Das Werk

Besonders differenziert setzte sich Thomas von Cantimpre mit klerikalen Vertre-
tern auseinander. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die entsprechend auch zu unter-
schiedlichen Lesarten dieser Personengruppe führen. So werden in Buch I, das sich
mit der idealen Amtsführung und Lebensweise von Vorstehern befasst, zahlreiche
Bischöfe, Äbte, Kardinäle oder einfache Priester als Beispiele angeführt. Während
prominenten Charakteren wie etwa Konrad von Urach, Abt von Villers sowie Kardi-
nallegat, gleich mehrere Abschnitte gewidmet werden, um dessen moralische und
theologische Eignung zu unterstreichen (s. BUA 1,9,2-8), fungieren andere Prälaten
und ihre Verhaltensweisen als Negativfolie für eine schlechte Amtsführung (s. z.B.
BUA 1,3,4-6 oder ebd., 1,19,2-10). Von besonderer Bedeutung für die Beschreibung
des klerikalen Milieus ist im „Bienenbuch“ das Umfeld von Paris und seiner Univer-
sität. Hier, insbesondere natürlich im Kontext des Mendikantenstreits, siedelt Thomas
von Cantimpre etliche Exempel an und charakterisiert mehrere namentlich genannte
Protagonisten genauer, darunter Universitätsgelehrte (z.B. Philipp der Kanzler und
Wilhelm von Saint-Amour) oder aber Mitglieder der päpstlichen Kurie.256
Bei der Beschreibung alltäglicher Frömmigkeitspraktiken, von Spiritualitätserleb-
nissen oder zeitgenössischen religiösen Strömungen legte Thomas von Cantimpre ein
besonderes Augenmerk auf Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Dies
korrespondiert zunächst sicherlich mit dem Trend des 13. Jahrhunderts, neuen For-
men von Frömmigkeit und damit verbundenen Lebensformen, etwa den Mystikerin-
nen oder Beginen, eine andere Beachtung und Achtung entgegenzubringen,257 wie
auch mit der Häufung einschlägiger Beispiele im mittelalterlichen Flandern und Bra-
bant.258 Gleichzeitig greift aber auch diese Perspektive Tätigkeitsfelder des Thomas
auf, der als Beichtvater mit zahlreichen Frauen gesprochen259 und sich als Hagio-
graph mit prominenten Mystikerinnen wie Christina Mirabilis, Maria von Oignies,
Margarethe von Ypern sowie Lutgard von Aywieres auseinandergesetzt hatte.260 Im
„Bienenbuch“ begegnen dem Leser unterschiedliche Typen frommer und religiöser
Frauen: Neben der Funktion als Informantinnen der Exempel261 erscheinen Frauen

256 S. beispielsweise Thom. Cantimpr. BUA 1,19,5-6 oder aber ebd., 11,10,21-27. S. dazu insbesondere
Steckel, Professoren, Steckel, Brennendes Feuer sowie Steckel, Auslegungskrisen.
257 Grundlegend hierzu Meril-Bellini Delle Stelle, Caritas etfamiliaritas, Bartolomei Romagno-
li, Agiografia e mistica, Coakley, Gender and authority, Simons, Cities of Ladies sowie Voigt,
Beginen.
258 S. dazu insbesondere Bolton, Thirteenth-Century Religious Women, More, In Hortis Liliorunr,
sowie Carpenter, A New Heaven.
259 S. dazu Coakley, Friars as Confidants.
260 S. dazu Coakley, Thomas of Cantimpre, Bartolomei Romagnoli, Agiografia e mistica sowie Roi-
sin, La methode hagiographique.
261 S. beispielsweise Thom. Cantimpr. BUA 11,25,14, wo Thomas von einer Äbtissin aus der Familie
der Grafen von Chartres und Blois ein Exemplum erfährt. Grundlegend dazu Berlioz, Exempla as

a source.
 
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