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III. Die Rezeptionsgeschichte
Nur für wenige Ausnahmefälle sind die konkreten Zusammenhänge des Bestel-
lens, Kaufens oder Sammelns also überhaupt näher zu rekonstruieren - mithilfe von
Einträgen in den Codex selbst oder aber (sofern vorhanden) von Aufzeichnungen aus
dem Umfeld der Sammler. Häufig wurden Besitzwechsel oder Ankäufe in der Hand-
schrift festgehalten, beispielsweise auf dem vorderen oder hinteren Vorsatzblatt und
teilweise auch mit Unterschrift der beteiligten Parteien.69 Obgleich die Umstände die-
ser Besitzwechsel nicht immer nachvollziehbar sind,70 finden sich in einigen Codices
recht genaue Angaben. So belegen die Einträge in einem Exemplar, welches heute der
Prämonstratenserabtei in Tongerlo (Brabant) gehört, dass das dortige „Bienenbuch“
sich offenbar zuerst im Besitz von Christian Colen, einem Kaplan der Liebfrauen-
kirche in Sint-Truiden, befand, bevor dieser es an die örtlichen Tertiarier verkaufte.71
Noch expliziter dokumentierten der Erstbesitzer und der Käufer der heute im Ge-
neralarchiv von Navarra befindlichen Handschrift ihren Handel. Direkt unter dem
Text des Bonum universale de apibus notierte der Vorbesitzer namens Simon von
Piacenza, ein Kanoniker zu St. Stephan in Dijon, sorgfältig, dass er „dieses Buch“ am
12. Juli 1440 „dem Herrn Johannes Potardus, Priester zu Rouen verkauft“ habe.72
Seinen mittlerweile schwer lesbaren Eintrag, der auch Angaben zu Höhe des Kauf-
preises enthielt, beglaubigte Simon mit einer Unterschrift. Einige Seiten später, näm-
lich auf dem hinteren Vorsatzblatt, bestätigte wiederum Johannes Potardus mit einer
Unterschrift, dass er das Buch von Simon von Piacenza erworben habe (Abb. 11-12).73
69 Lesser, Kaufen, Kopieren, Schenken, S. 342-345. Grundlegend hierzu auch Staubach, Codex als
Ware.
70 S. beispielsweise die Dokumentation einer Bücherlieferung an den flämischen Benediktiner Johan-
nes von Roden, die keine Hinweise auf den Kontext des Prozesses bietet. S. Corpus Catalogorum
Belgii III, S. 115: Libri spect.ant.es ad librariam conventus sancti Petri iuxta Gandavum deliberate
domino lohanni de Roden, eiusdem monasterii monacho, anno Domini Mo CCCo XCVo, mensis
Februarii dieXXIa (...) 14. Cesarius et Uber de regimine apum in uno volumine.
71 Tongerlo, Nobertijnenabdij, cod. V, nr. 152 / 20 C 17, fol. 175: Pertinet iste Uber nunc fratribus
tercii ordinis sancti francisci in sancto trudine commorantibus in conventu nuncupato scilicet
conventus sancte mathie quem emerant erga fratrem domini christini colen prescripti. Zitiert nach
Corthouts, Inventaris, S. 106.
72 Von der Tätigkeit Simons von Piacenza in Dijon kündet auch eine Regelung für die örtliche Schule
von 1445: Vgl. Muteau, Les ecoles, S. 127-166, mit Edition des Dokuments auf S. 127-141.
73 Vgl. Navarra, Archivio General cod. L 21, fol. 123v (Istum librum vendidi ego Symon de Placentia
canonicus sancti Stephani divino nomine (?) ordinis sancti Augustini tanquam predicatorum [es
folgen drei getilgte Buchstaben] magistri Petri de Boena (?) cantoris et tanti Hugoni domino Jo-
hanni potardipresbitero Rothomagensi dyocesis [...] pro die xii mense iulii anno M° iiii° xl°) sowie
125v (Ego lohannes polar! presbiter emi istum librum dictum de apibus a magist.ro Simone de
Placentia, ul palet proprie ... proficit (?) ita est. [es folgt die Unterschrift] ubi ipse scripsit). Weitere
Besitzvermerke auf fol. 125v ordnen den Cordex einer St. Marienkirche de matenis/macriis bzw.
macrium zu, womit unter Umständen die Zisterzienserabtei Maizieres in Burgund gemeint sein
könnte. Wie die Handschrift nach Navarra gelangte, ist ungeklärt; allerdings deuten die Fleurs
de lys, die zur Ausschmückung der U-Majuskel zu Beginn von BUA 1,1 (fol. Ir) verwendet wur-
den, auf einen französischen Ursprung, möglicherweise im Umfeld des Königshofes, hin. Denkbar
III. Die Rezeptionsgeschichte
Nur für wenige Ausnahmefälle sind die konkreten Zusammenhänge des Bestel-
lens, Kaufens oder Sammelns also überhaupt näher zu rekonstruieren - mithilfe von
Einträgen in den Codex selbst oder aber (sofern vorhanden) von Aufzeichnungen aus
dem Umfeld der Sammler. Häufig wurden Besitzwechsel oder Ankäufe in der Hand-
schrift festgehalten, beispielsweise auf dem vorderen oder hinteren Vorsatzblatt und
teilweise auch mit Unterschrift der beteiligten Parteien.69 Obgleich die Umstände die-
ser Besitzwechsel nicht immer nachvollziehbar sind,70 finden sich in einigen Codices
recht genaue Angaben. So belegen die Einträge in einem Exemplar, welches heute der
Prämonstratenserabtei in Tongerlo (Brabant) gehört, dass das dortige „Bienenbuch“
sich offenbar zuerst im Besitz von Christian Colen, einem Kaplan der Liebfrauen-
kirche in Sint-Truiden, befand, bevor dieser es an die örtlichen Tertiarier verkaufte.71
Noch expliziter dokumentierten der Erstbesitzer und der Käufer der heute im Ge-
neralarchiv von Navarra befindlichen Handschrift ihren Handel. Direkt unter dem
Text des Bonum universale de apibus notierte der Vorbesitzer namens Simon von
Piacenza, ein Kanoniker zu St. Stephan in Dijon, sorgfältig, dass er „dieses Buch“ am
12. Juli 1440 „dem Herrn Johannes Potardus, Priester zu Rouen verkauft“ habe.72
Seinen mittlerweile schwer lesbaren Eintrag, der auch Angaben zu Höhe des Kauf-
preises enthielt, beglaubigte Simon mit einer Unterschrift. Einige Seiten später, näm-
lich auf dem hinteren Vorsatzblatt, bestätigte wiederum Johannes Potardus mit einer
Unterschrift, dass er das Buch von Simon von Piacenza erworben habe (Abb. 11-12).73
69 Lesser, Kaufen, Kopieren, Schenken, S. 342-345. Grundlegend hierzu auch Staubach, Codex als
Ware.
70 S. beispielsweise die Dokumentation einer Bücherlieferung an den flämischen Benediktiner Johan-
nes von Roden, die keine Hinweise auf den Kontext des Prozesses bietet. S. Corpus Catalogorum
Belgii III, S. 115: Libri spect.ant.es ad librariam conventus sancti Petri iuxta Gandavum deliberate
domino lohanni de Roden, eiusdem monasterii monacho, anno Domini Mo CCCo XCVo, mensis
Februarii dieXXIa (...) 14. Cesarius et Uber de regimine apum in uno volumine.
71 Tongerlo, Nobertijnenabdij, cod. V, nr. 152 / 20 C 17, fol. 175: Pertinet iste Uber nunc fratribus
tercii ordinis sancti francisci in sancto trudine commorantibus in conventu nuncupato scilicet
conventus sancte mathie quem emerant erga fratrem domini christini colen prescripti. Zitiert nach
Corthouts, Inventaris, S. 106.
72 Von der Tätigkeit Simons von Piacenza in Dijon kündet auch eine Regelung für die örtliche Schule
von 1445: Vgl. Muteau, Les ecoles, S. 127-166, mit Edition des Dokuments auf S. 127-141.
73 Vgl. Navarra, Archivio General cod. L 21, fol. 123v (Istum librum vendidi ego Symon de Placentia
canonicus sancti Stephani divino nomine (?) ordinis sancti Augustini tanquam predicatorum [es
folgen drei getilgte Buchstaben] magistri Petri de Boena (?) cantoris et tanti Hugoni domino Jo-
hanni potardipresbitero Rothomagensi dyocesis [...] pro die xii mense iulii anno M° iiii° xl°) sowie
125v (Ego lohannes polar! presbiter emi istum librum dictum de apibus a magist.ro Simone de
Placentia, ul palet proprie ... proficit (?) ita est. [es folgt die Unterschrift] ubi ipse scripsit). Weitere
Besitzvermerke auf fol. 125v ordnen den Cordex einer St. Marienkirche de matenis/macriis bzw.
macrium zu, womit unter Umständen die Zisterzienserabtei Maizieres in Burgund gemeint sein
könnte. Wie die Handschrift nach Navarra gelangte, ist ungeklärt; allerdings deuten die Fleurs
de lys, die zur Ausschmückung der U-Majuskel zu Beginn von BUA 1,1 (fol. Ir) verwendet wur-
den, auf einen französischen Ursprung, möglicherweise im Umfeld des Königshofes, hin. Denkbar