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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0165
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III. Die Rezeptionsgeschichte

Ähnlich wie das Raudnitzer Exemplar enthält die im Prager Domkapitel angefer-
tigte Handschrift ebenso wie mutmaßlich der Codex der Breslauer Johanniter die
Gebetskommentare Ernsts von Pardubitz als Fließtext.222 Auch die Prager Kopie be-
inhaltet nur Anmerkungen zu den ersten 12 Kapiteln des „Bienenbuchs“; ihre Fas-
sung entspricht bis auf wenige Ausnahmen der Version des Raudnitzer Codex.223
Schließlich deutet ein weiterer kleiner Textabschnitt, der mit geringfügiger Abwei-
chung in beiden Versionen zwischen dem Ende des „Bienenbuchs“ und den Anmer-
kungen Ernsts von Pardubitz zu finden ist, auf eine Verbindung zwischen beiden
Handschriften hin. Es handelt sich um einen Kommentar zu Vers 11 des Ecclesiasti-
cus (Incipit: Sedula, parca, gravis, vox maior, mel dat [...]), als dessen Autor in bei-
den Handschriften (fälschlicherweise?) Nikolaus von Gorra angegeben wird.224 Die-
se Zuschreibung sowie die parallele Textkomposition machen eine Abhängigkeit
beider Handschriften denkbar, beispielsweise durch die Nutzung derselben älteren
Vorlage oder aber durch die Weitergabe dieser Texte in monastischen Reformkreisen
(s. dazu auch Kapitel IV2.5.).225
lascivia non dissolver [...]. Vyskocil, Arnost z Pardubic, S. 260. Die kürzere Fassung im Raud-
nitzer Codex (Praha, Knihovna Närodniho muzea, cod. XII F3) lautet dagegen: Cultus uestium
superfluo et eins non utar exemplo Christi, io[hannis] bap[tiste], Augustini, Benedicti lasciuia non
dissoluar [...].
222 Die Breslauer Handschrift (Wroclaw, Biblioteka uniwersytecka, cod. IV F 187) wurde nicht einge-
sehen; für Informationen dazu wird auf die bei Goeber, Katalog r^kopisöw, S. 604-605, verzeich-
neten Angaben zurückgegriffen. Ergänzend sah Dr. Vaclav Zürek (Prag) freundlicherweise die
Handschrift für mich ein und stellte mir eine detaillierte Beschreibung zur Verfügung.
223 Praha, Archiv Prazskeho Hradu / Archiv Metropolitni kapituly u sv. Vita, cod. O XXV, fol. 165—
166. Im Katalog werden diese Anmerkungen als precationes bonas intentiones continentes be-
schrieben: S. Podlaha, Soupis rukopisü II, S. 489-490. Anders als Praha, Knihovna Närodniho
muzea, cod. XIIF 3. endet Cod. O XXV außerdem nicht mit einem Hinweis auf den Verfasser des
Gebetskommentars, Ernst von Pardubitz, sondern mit einer Anrufung Marias. Vgl. fol. 166r: Aue
beatissima castissima dulcissima electissima felicissima gloriosissima honorabilissima inuictissi-
ma karissima laudabilissima mitissima nobilissima piissima quoniam niole preminure regalissima
sanctissima squualidissima tutissima uenerabilissima christi promissa uirgo mater maria.
224 Möglicherweise handelt es sich hierbei um ein Exzerpt aus der Postilla super librum Ecclesiasticum/
Postilla in Ecclestiasticam des Guilehnus von Melitona, die auch als „Ps.-Nikolaus von Gorra“ gilt.
Zu Guilehnus von Melitona vgl. Glorieux, Repertoire II, S. 34. Allerdings unterscheidet sich der
weitere Textgehalt beider Handschriften. Während Praha, Archiv Prazskeho Hradu / Archiv Metro-
politni kapituly u sv. Vita, cod. O XXV außer dem „Bienenbuch“ und dem Text Ernsts von Pardu-
bitz eine Vita des Hl. Jost, ein lateinisch-deutsches Vokabular sowie Exempeltexte umfasst, enthält
Praha, Knihovna Närodniho muzea, cod. XII F3 Texte Bonaventuras und Heinrichs von Seuse.
225 Der Ecclesiasticus-Kommentar ist auch in der Handschrift der Breslauer Johanniter (Wroclaw,
Biblioteka uniwersytecka, cod. IV F 187) sowie in zwei aus belgischen Reformklöstern stammen-
den Handschriften enthalten: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 14073 (Augustiner-
Chorherrenstift Betlehem te Herent bei Löwen, 1422, s. hierzu die Handschriftenbeschreibung
in Kapitel IV.4.3.) sowie Bruxelles, Bibliotheque Royale, cod. 2144 (Augustiner-Chorherrenstift
Rood-Klooster bei Brüssel, Ende 14. Jahrhundert, dem auch Thomas’ Biograph Johannes Giele-
mans angehörte, s. hierzu Hazebrouck-Souche, Spiritualite, saintete et patriotisme, z. B. S. 90).
S. außerdem Kapitel IV.2.5.
 
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