III.3. Der Umgang mit Buch und Text
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Wie bedeutend der Austausch zwischen den Klöstern der Region war, zeigt ein
Vermerk zur Entstehung der Wittingauer „Bienenbuch“-Kopie. Ihm zufolge handelt es
sich bei diesem Exemplar nicht um die Originalfassung des Gebetskommentars, also
die von Ernst selbst glossierte Version des „Bienenbuchs“, sondern um eine Abschrift
aus einer Handschrift des Schwesternklosters in Sadskä. Diese hatte man nach Wit-
tingau entliehen - allerdings nicht primär wegen der Abschrift des „Bienenbuchs“,
sondern um mit dessen Kopie sowie der Abschrift der oratiuncula ihren Verfasser
Ernst von Pardubitz zu ehren.226 Als nachdrücklicher Förderer der Augustiner-Chor-
herren hatte Ernst von Pardubitz auch das Stift in Sadskä unterstützt und sogar seinen
Gebetskommentar zum „Bienenbuch“ dessen erstem Probst gewidmet - es erscheint
also nur folgerichtig, dass ein Exemplar des „Bienenbuchs“ mit seinen Glossierungen
dort aufbewahrt wurde.227 Sowohl Wittingau als auch Sadskä waren wiederum Grün-
dungen des Raudnitzer „Mutterklosters“ und mit diesem in beständigem Austausch.
Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Ausstattung der von Raudnitz aus neu gegrün-
deten oder reformierten Klöster, ihrer Bibliotheken und Skriptorien spielten beispiels-
weise Gebetsverbrüderungen, in deren Kontext immer wieder Codices zur Abschrift
oder zur Unterweisung in den enthaltenen Texten entliehen wurden.228
Mit der Abschrift dieses Exemplars um der Memoria seines Glossators willen er-
hielt die Rezeption des „Bienenbuchs“ eine neue, gewissermaßen eine Meta-Ebene:
Im Fokus standen nun die Gebetsformeln, die jedoch nur vollständig zur Geltung
kommen konnten, wenn man auch den Text, den sie einrahmten und auf den sie sich
bezogen, abschrieb: das „Bienenbuch“.
226 Praha, Närodm knihovna Ceske republiky, cod. XII B 2, fol. 3v: Quem quidem libellum sic manu
suapropria annotatum de monasterio saccensi accepimus mutuatum, et eum rescribiprocurant.es
eciam ipsas oraciunculas ob memoriam ipsius et devocionem legentium in presenti nostro libro in
marginibus fecimus consignari. Das mutmaßliche Original aus Sadskä konnte bislang nicht iden-
tifiziert werden. Die handschriftliche Erläuterung wurde zusammen mit den Gebetskommentaren
bei Balbin, Miscellanea historica IV, S. 89, gedruckt. 1847 wurde die Wittingauer Handschrift
von Wattenbach inspiziert, der eine Beschreibung der Handschrift samt einem Transkript der
einleitenden Worte (freilich ohne Hinweis auf Balbins Druck) in seinem „Verzeichniß der auf der
Oesterreichischen Reise untersuchten Handschriften“ veröffentlichte. S. Wattenbach, Verzeich-
niß, S. 667f. Louis, L’exemplum, Bd. 1, S. 180, identifiziert die bei Balbin gedruckte Widmung
fälschlicherweise als Abschrift der Handschrift Praha, Knihovna Närodniho muzea, cod. XIIF 3.
227 S. hierzu Kadlec, Sadskä, S. 214. Zu Ernsts Förderung s. Orlowski, Arnost z Pardubic.
228 Zu den Verbindungen der Reformklöster s. Machilek, Die Raudnitzer Reform, bes. S. 40-43.
Raudnitz und Wittingau beispielsweise hatten 1368 eine Gebetsverbrüderung abgeschlossen. Zu
den Raudnitzer Gründungen s. Zemek, Die Augustiner-Chorherren, S. 13f. sowie Hlaväcek, Zum
Alltagsleben; zum Stellenwert von Raudnitz als Zentrum der Schriftkultur s. Hledikovä, Die süd-
europäische Schrift. S. außerdem Kapitel IV.2.5.
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Wie bedeutend der Austausch zwischen den Klöstern der Region war, zeigt ein
Vermerk zur Entstehung der Wittingauer „Bienenbuch“-Kopie. Ihm zufolge handelt es
sich bei diesem Exemplar nicht um die Originalfassung des Gebetskommentars, also
die von Ernst selbst glossierte Version des „Bienenbuchs“, sondern um eine Abschrift
aus einer Handschrift des Schwesternklosters in Sadskä. Diese hatte man nach Wit-
tingau entliehen - allerdings nicht primär wegen der Abschrift des „Bienenbuchs“,
sondern um mit dessen Kopie sowie der Abschrift der oratiuncula ihren Verfasser
Ernst von Pardubitz zu ehren.226 Als nachdrücklicher Förderer der Augustiner-Chor-
herren hatte Ernst von Pardubitz auch das Stift in Sadskä unterstützt und sogar seinen
Gebetskommentar zum „Bienenbuch“ dessen erstem Probst gewidmet - es erscheint
also nur folgerichtig, dass ein Exemplar des „Bienenbuchs“ mit seinen Glossierungen
dort aufbewahrt wurde.227 Sowohl Wittingau als auch Sadskä waren wiederum Grün-
dungen des Raudnitzer „Mutterklosters“ und mit diesem in beständigem Austausch.
Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Ausstattung der von Raudnitz aus neu gegrün-
deten oder reformierten Klöster, ihrer Bibliotheken und Skriptorien spielten beispiels-
weise Gebetsverbrüderungen, in deren Kontext immer wieder Codices zur Abschrift
oder zur Unterweisung in den enthaltenen Texten entliehen wurden.228
Mit der Abschrift dieses Exemplars um der Memoria seines Glossators willen er-
hielt die Rezeption des „Bienenbuchs“ eine neue, gewissermaßen eine Meta-Ebene:
Im Fokus standen nun die Gebetsformeln, die jedoch nur vollständig zur Geltung
kommen konnten, wenn man auch den Text, den sie einrahmten und auf den sie sich
bezogen, abschrieb: das „Bienenbuch“.
226 Praha, Närodm knihovna Ceske republiky, cod. XII B 2, fol. 3v: Quem quidem libellum sic manu
suapropria annotatum de monasterio saccensi accepimus mutuatum, et eum rescribiprocurant.es
eciam ipsas oraciunculas ob memoriam ipsius et devocionem legentium in presenti nostro libro in
marginibus fecimus consignari. Das mutmaßliche Original aus Sadskä konnte bislang nicht iden-
tifiziert werden. Die handschriftliche Erläuterung wurde zusammen mit den Gebetskommentaren
bei Balbin, Miscellanea historica IV, S. 89, gedruckt. 1847 wurde die Wittingauer Handschrift
von Wattenbach inspiziert, der eine Beschreibung der Handschrift samt einem Transkript der
einleitenden Worte (freilich ohne Hinweis auf Balbins Druck) in seinem „Verzeichniß der auf der
Oesterreichischen Reise untersuchten Handschriften“ veröffentlichte. S. Wattenbach, Verzeich-
niß, S. 667f. Louis, L’exemplum, Bd. 1, S. 180, identifiziert die bei Balbin gedruckte Widmung
fälschlicherweise als Abschrift der Handschrift Praha, Knihovna Närodniho muzea, cod. XIIF 3.
227 S. hierzu Kadlec, Sadskä, S. 214. Zu Ernsts Förderung s. Orlowski, Arnost z Pardubic.
228 Zu den Verbindungen der Reformklöster s. Machilek, Die Raudnitzer Reform, bes. S. 40-43.
Raudnitz und Wittingau beispielsweise hatten 1368 eine Gebetsverbrüderung abgeschlossen. Zu
den Raudnitzer Gründungen s. Zemek, Die Augustiner-Chorherren, S. 13f. sowie Hlaväcek, Zum
Alltagsleben; zum Stellenwert von Raudnitz als Zentrum der Schriftkultur s. Hledikovä, Die süd-
europäische Schrift. S. außerdem Kapitel IV.2.5.