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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0038
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BUA 1,3

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euch herbeibringt, das heißt: den jüngsten der Untergebenen, den jene nicht,
insofern es ihnen möglich war, durch Aufmunterungen und das Beispiel im
Gefolge hatten.
[3] Und ach! Wie viele werden dann auf die heiligste Vision einer von Gott
gemachten Erscheinung verzichten müssen? Daher lehrt Moses, dass der 5
Bock als Bote, der den Vorsteher bezeichnet, die Missetaten der Söhne
Israel, das heißt der Untergebenen, „zum einsamen Land“ der Hölle tragen
soll, das von allem Guten verlassen ist. Und damit die Gestalt des
Mysteriums heller scheint, hat der Herr später befohlen, dass er „alle Oberen
des Volkes“ nehme und „am Kreuz im Angesicht der Sonne“ aufhänge. Und 10
zwar, weil sie zuließen, dass das Volk Unzucht trieb mit den Midianitem.
„O welch hartes Urteil über diejenigen, die vorstehen!“
[4] Was im Hinblick auf einen solchen Mann - sein Name soll hier nicht
genannt werden - dem Bericht eines gewissen geistlichen und bewährten
Mannes aus Deutschland zufolge geschehen ist, werde ich folgendermaßen 15
berichten. Ein gewisser junger Mann in Deutschland, der von fürstlichem
Blut und vollkommen edel, aber an Sitten und Lebensführung unwürdig
war, empfing ein Bistum, das er schlecht verwaltete. Zuerst trieb er Raub
und Luxus heimlich; aber bald darauf handelte er in äußerst schamloser
Weise. Der Herr aber züchtigte ihn mit vielfacher Geißel. Aber als er diese 20
zum Hochmut verwendete, gab Gott ihm einen schlechten Tod. Zu dieser
Stunde aber war der ehrbare und gotteswürdige Bischof Konrad von
Hildesheim1 in tiefer Nacht still zur Matutin aufgestanden und setzte sich
nach seinem Gebet zum Studium hin, um für den Tag eine Predigt zu
machen. Kurz darauf wurde er im Geist ergriffen und es schien ihm, als sehe 25
er einen gewissen Bischof, der mit verhülltem Gesicht, aber mit der
priesterlichen Kopfbinde angetan zum Gericht des höchsten Richters gezerrt
wurde. Bald sind mit furchtbarem Gesichtsausdruck die Begleiter zur Stelle
und klagen den Bischof an: Einer klagt ihn des Raubes an, ein anderer des
Ermordens von Menschen, und wieder andere beschuldigen den 30
Schlüpfrigen der Ausschweifung. Dann sagt der Richter seinen Beisitzern:
„Erörtert dies nun nach der Anklage, wägt das Urteil ab, trefft eine
Entscheidung“. Kurz darauf gehorchen die Beisitzer dem Richter und fällen

1 Konrad II. (gest. 1248/49), Bischof von Hildesheim von 1221 bis 1246/47. Zu seinem Leben s.
die ausführliche Darstellung bei WiLKE/KRUPPA, Konrad II. von Erbach, die jedoch die Episode
im „Bienenbuch “ unerwähnt lassen.
 
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