Metadaten

Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0126
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
5
10
15
20
25

BUA 1,16

121

Und siehe, Leser, was geschah und bewiesen wurde: Sobald sie nämlich am
darauffolgenden Tag zur Beerdigung des Ermordeten in die Kirche kamen,
und zwar vom Ort außerhalb, wo sie als Angeklagte des Verbrechens
geblieben waren, da, siehe, schrie „die Stimme des Blutes von seinem
Bruders Abel aus der Erde hervor“ gleichsam nach Vergeltung durch jene 5
Wunden, die von der Stelle der Ermordung trocken zurückgeblieben waren
und die jetzt Blut in einem gewaltigen Schwall ausströmen ließen. Und so
geschah, was wir schon oft anders gehört haben. Als dies nämlich die
Männer, Brüder und Söhne mit dem herumstehenden Volk genauer
betrachteten, linderten sie das schreckliche Wehklagen mit ihren Tränen. 10
Was weiter? Nachdem der, wie wir kühn sagen, ruhmreiche Märtyrer
begraben war, kam es dort zur Wahl; die Angeklagten wählten, um ihre
Schlechtigkeit zu verdecken, ebenso wie die Guten, die einen Nachahmer
der Heiligkeit haben wollten, einstimmig Robert zum Abt. Sogleich, noch
am selben Tag, ging er zum Papst,5 und nachdem er von diesem Briefe für 15
König Philipp6 und Ludwig, den Grafen von Blois,7 erhalten hatte, sorgte er
dafür, dass alle, die verdächtig waren, vom weltlichen Arm ergriffen
wurden. Indem manche von ihnen heilsam die Wahrheit gestanden,
empfingen sie dauerhaft eingekerkert ihre Buße; die anderen aber wurden
von den heiligen Orden abgesetzt und mit dem Tod bestraft. Sechzehn von 20
ihnen aber, von denen man glaubte, dass sie die Haupttäter an dem
Verbrechen waren, wandten ihre mörderischen Hände gegen sich selbst und
töteten sich im Kerker durch Erhängen oder auf anderen Wegen.
Der ehrwürdige Robert selbst jedoch ging, nachdem er das Amt des Abtes
aufgegeben hatte, von diesem Ort weg und wir sahen ihn im Umkreis des 25
erwähnten Erzbischofs Mauritius von Rouen.8 Nach dessen Tod trat er in

5Passend zum zeitlichen Kontext der Geschichte offenbar Honorius III. (Cencio Savelli, ca.
1160-1227), Papst seit 1216. S. für weitere Informationen zu seiner Person Thom. Cantimpr.
BUA 1,9,4. | ^Philipp II. Augustus (1180-1223), König von Frankreich seit 1180. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,7,7. | ''Ludwig (1171/72-1205), Graf von Blois. S. zu
seinem Leben und va. seinem Engagement im Vierten Kreuzzug Crepin-Leblond, Louis, comte
de Blois, ClGGAAR, Western Travellers, S. 188-189 sowie VAN Triceit, Latin Renovatio, bes. S.
261-286. | ^Mauritius, Bischof von Le Mans (1216-1231/4) und Erzbischof von Rouen
(1231-1235). S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,4. Der hier beschriebene
Eintritt Mauritius ’ in den Pariser Dominikanerkonvent bleibt bei POMMERAYE unerwähnt, s.
POMMERAYE, Histoire des archeveques de Rouen, S. 453-460.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften