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Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0258
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BUA 11,2

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Menschen, der für das genannte Volk betete, geantwortet: „Lasse es zu, dass
die Hochmütigen erniedrigt werden!“ Dass dies geschehen ist, haben wir
drei Tage später gesehen, auch wenn viele mit diesen und bei diesen
umgebracht wurden, die auf keine Weise einen solchen Tod verdienten.
[5] Aber es muss bemerkt werden, dass der bittere Tod den Guten nicht 5
geschadet, sondern zum Wohl gereicht hat, weil sie ihrem irdischen Herrn
folgten und mit keiner Gemütsregung des Übelwollens auftraten. Dies
zeigte sich bei einem gewissen sehr gläubigen Mann, von dem wir durch die
Mutter des schon genannten König Wilhelm6, die ehrwürdige Mathilde,7
erfahren haben. Nachdem nämlich die Mutter des Königs selbst, die 10
denkwürdige Gräfin von Holland, nach geschlagener Schlacht nach
Walchem gekommen war, nahm sie es mit zwei Predigerbrüdem in Angriff,
die Überlebenden zu suchen und die Verletzten aufzulesen. Die Gräfin fand
bei diesem Werk der Frömmigkeit jedoch auch eine reiche und berühmte
Frau, die der Mutter des Königs, der Gräfin, unter Tränen berichtete: „Als 15
ich hier vorüberging“, sagte sie, „hat mich mit klagender Stimme ein
Verwundeter unter den Niedergestreckten gerufen; und als ich zu diesem
gekommen war, legte ich seinen Kopf in meinen Schoß und ermunterte ihn,
Gott anzuerkennen. Und jener antwortete, soweit er es vermochte, mit zum
Himmel erhobenen Augen und Händen: ,Ich gestehe, dass ich unter Zwang 20
in das Heer gekommen bin und mit der Absicht, niemanden, weder an
Körper noch an Besitz, zu verletzen; hier bin ich verwundet worden und
siehe da, ich sterbe schon. Ich verzeihe meinem Mörder völlig, damit sich
der allmächtige Gott in gleicher Weise meiner erbarmt und mir verzeiht,
was auch immer ich gegen ihn getan habe. Ich wünsche mir sehnlichst als 25
, Wegzehrung ‘8 den Leib Christi herbei und wenn ich ihn auch nicht mit
dem Mund aufhehme, werde ich dank seiner Tugend im Geiste dennoch
nicht getäuscht/ Und während er dies sagte, bekreuzigte er sich und gab so
seinen Geist zurück. Ich bezeuge euch jedoch bei meinem Seelenheil, dass
sich sofort, als er den Mund öffnete, um den Geist zurückzugeben, ein 30
kleiner Vogel von so wunderbarer Schönheit, dass nichts unter den

deutschen Königs Wilhelm („von Holland", s. Anm. 3) erfolgreich gegen Margarete und deren
Parteigänger durchsetzte. S. KAUFHOLD, Könige des Interregnums, S. 330-331 sowie DE
Hemptinne, Art. „ Westkapelle".
^Wilhelm II. (s. Anm. 3). | 'Mathilde von Brabant (ca. 1200-1267), Gräfin von Holland,
Ehefrau von Floris IV, Graf von Holland und Zeeland, Mutter von Wilhelm II. (s. Anm. 3). S.
KOORN, Art. „Machteid van Brabant". | 8Eucharistieempfang von Sterbenden, vgl. KLÖCKENER,
Art. „ Viaticum
 
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