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ihr lebt, vollauf sorgt. Es gibt nämlich verschiedene Fälle, in denen dein
Sohn um sein Erbe gebracht werden kann, wenn du im Besitz bleibst.“ Als
der Vater dies vernahm, wurde er trotz seiner Zweifel von den Freunden
dazu gebracht (wenn auch furchtsam im Geist), sämtliche Güter abzugeben.
Nachdem also die Hochzeitsfeierlichkeiten vollzogen waren, ehrte der Sohn 5
mit seiner Frau zwar im ersten Jahr die Eltern und besorgte recht reichlich
deren Lebensunterhalt, im zweiten Jahr jedoch weniger und im dritten
unverschämter, als es sich ziemte. Im vierten aber stellte der Sohn seinen
Eltern auf Anregung seiner Frau ein kleines Häuschen gegenüber seinem
eigenen Haus auf, damit die Unschicklichkeit der Älteren für die jungen 10
Leute weniger lästig wäre und er diese dort insgeheim unzureichend
versorgen könnte. Der greise Vater ertrug also ebenda mit seiner
altersschwachen Frau unmäßige Armut und wagte unterdessen kaum, das
Haus des Sohnes zu betreten; stattdessen verlangte er durch einen Diener die
Dinge, die er nicht entbehren konnte. 15
Eines Tages aber geschah es, dass die Mutter von ihrem Haus aus gegenüber
im Haus des Sohnes eine Gans auf dem Bratspieß sah und zu ihrem Mann
sagte: „Für mich als Frau gehört es sich eher, mit wenig zufrieden zu sein,
du aber geh zum Haus deines Sohnes und hole wenigstens einmal genug
von der Gans, die ich ebendort zum Essen vorbereitet gesehen habe, für die 20
hungernde Seele.“ Nachdem er dies gehört hatte, eilte der alte Mann auf
einen Stock gestützt zum Haus seines Sohnes, aber sobald der Sohn ihn sah,
nahm er die Gans wieder vom Feuer und versteckte sie heimlich. Sodann
stellte er sich dem Vater in den Weg und fragte, was er wolle. Und bald, als
der Vater den Vorgang bemerkte, ließ er sich nichts anmerken und kehrte in 25
sein Haus zurück. Der Sohn befahl also einem Mädchen, die Gans bald
wieder aufs Feuer zu legen. Als das Mädchen wenig später die Gans im
Zimmer sah, fand sie eine gewaltige Kröte vor, die an der Brust der Gans
hing. Auf ihr Geschrei hin eilte also der jüngere Herr herbei und versuchte
die Kröte mit Schwung abzuschütteln. Als er mit Gewalt auf sie losging, 30
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ihr lebt, vollauf sorgt. Es gibt nämlich verschiedene Fälle, in denen dein
Sohn um sein Erbe gebracht werden kann, wenn du im Besitz bleibst.“ Als
der Vater dies vernahm, wurde er trotz seiner Zweifel von den Freunden
dazu gebracht (wenn auch furchtsam im Geist), sämtliche Güter abzugeben.
Nachdem also die Hochzeitsfeierlichkeiten vollzogen waren, ehrte der Sohn 5
mit seiner Frau zwar im ersten Jahr die Eltern und besorgte recht reichlich
deren Lebensunterhalt, im zweiten Jahr jedoch weniger und im dritten
unverschämter, als es sich ziemte. Im vierten aber stellte der Sohn seinen
Eltern auf Anregung seiner Frau ein kleines Häuschen gegenüber seinem
eigenen Haus auf, damit die Unschicklichkeit der Älteren für die jungen 10
Leute weniger lästig wäre und er diese dort insgeheim unzureichend
versorgen könnte. Der greise Vater ertrug also ebenda mit seiner
altersschwachen Frau unmäßige Armut und wagte unterdessen kaum, das
Haus des Sohnes zu betreten; stattdessen verlangte er durch einen Diener die
Dinge, die er nicht entbehren konnte. 15
Eines Tages aber geschah es, dass die Mutter von ihrem Haus aus gegenüber
im Haus des Sohnes eine Gans auf dem Bratspieß sah und zu ihrem Mann
sagte: „Für mich als Frau gehört es sich eher, mit wenig zufrieden zu sein,
du aber geh zum Haus deines Sohnes und hole wenigstens einmal genug
von der Gans, die ich ebendort zum Essen vorbereitet gesehen habe, für die 20
hungernde Seele.“ Nachdem er dies gehört hatte, eilte der alte Mann auf
einen Stock gestützt zum Haus seines Sohnes, aber sobald der Sohn ihn sah,
nahm er die Gans wieder vom Feuer und versteckte sie heimlich. Sodann
stellte er sich dem Vater in den Weg und fragte, was er wolle. Und bald, als
der Vater den Vorgang bemerkte, ließ er sich nichts anmerken und kehrte in 25
sein Haus zurück. Der Sohn befahl also einem Mädchen, die Gans bald
wieder aufs Feuer zu legen. Als das Mädchen wenig später die Gans im
Zimmer sah, fand sie eine gewaltige Kröte vor, die an der Brust der Gans
hing. Auf ihr Geschrei hin eilte also der jüngere Herr herbei und versuchte
die Kröte mit Schwung abzuschütteln. Als er mit Gewalt auf sie losging, 30