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schon gezückt; als er aber die Bestie angreifen wollte, fürchtete er sich
dennoch vor ihrer Grausamkeit. Da riss Bruder Alexander, der in der Nähe
Kühe gehütet hatte, den Dolch aus den Händen des Ängstlichen, griff die
Bestie mutig an und tötete sie. Als jener Edle dies sah, eilte er sogleich zu
Bruder Alexander, um ihn zu küssen und sagte: „Du bist wahrlich niemals 5
als Kuhhüter und niemals als Bauer aufgewachsen, woher auch immer du
gekommen bist.“
[6] Die Herkunft seiner Schwester aber, der heiligen Mathilde,9 war neun
Jahre vor ihrem Tod durch einige Ritter offengelegt worden, die sie in
Schottland gekannt hatten. Und damals wäre sie sofort aus dem Land 10
geflohen, wenn sie nicht gewaltsam von den Menschen daran gehindert
worden wäre. Sie war durch viele Wunder in ihrem Leben und nach dem
Tod berühmt geworden.
[7] Weil wir aber, wie es durch die Schriften und Beispiele, die wir
angeführt haben, angemessen erscheint, die mit den Händen Arbeitenden 15
nachdrücklich gepriesen haben, kann den heiligen Orden der Prediger- und
Minderbrüder dies zum Vorwurf gemacht werden: Warum üben sie sich,
wie auch Paulus als erster in seiner Predigt, selbst nicht in Arbeiten mit den
Händen? Ich will freilich kurz für diese antworten: An ihnen, wie an
weniger Vollkommenen, ist eine Schwäche, und wir bezweifeln kaum, dass 20
nur der Apostel sie nicht hatte. Aber diese Begründung reicht jenen nicht
aus, die nicht aufhören, sich vielleicht Gelegenheiten zu verschaffen, gute
und vollkommene Männer anzukläffen. Christus, die Wahrheit, antwortet
der sich über die Muße ihrer Schwester Magdalena beklagenden Martha
Folgendes: „Maria hat den besten Teil erwählt; dieser soll nicht von ihr 25
genommen werden“. Wenn jedenfalls der beste Teil darin bestand, das Wort
des Lebens zu suchen und mit sehnendem Herzen danach zu verlangen, ist
also der weniger gute und Martha unwürdigere Teil jener, der aus
Arbeitseifer gegen die Meisten getrübt wurde.
^Mathilda von Lappion (gest. um 1220), s. Anm. 3.
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schon gezückt; als er aber die Bestie angreifen wollte, fürchtete er sich
dennoch vor ihrer Grausamkeit. Da riss Bruder Alexander, der in der Nähe
Kühe gehütet hatte, den Dolch aus den Händen des Ängstlichen, griff die
Bestie mutig an und tötete sie. Als jener Edle dies sah, eilte er sogleich zu
Bruder Alexander, um ihn zu küssen und sagte: „Du bist wahrlich niemals 5
als Kuhhüter und niemals als Bauer aufgewachsen, woher auch immer du
gekommen bist.“
[6] Die Herkunft seiner Schwester aber, der heiligen Mathilde,9 war neun
Jahre vor ihrem Tod durch einige Ritter offengelegt worden, die sie in
Schottland gekannt hatten. Und damals wäre sie sofort aus dem Land 10
geflohen, wenn sie nicht gewaltsam von den Menschen daran gehindert
worden wäre. Sie war durch viele Wunder in ihrem Leben und nach dem
Tod berühmt geworden.
[7] Weil wir aber, wie es durch die Schriften und Beispiele, die wir
angeführt haben, angemessen erscheint, die mit den Händen Arbeitenden 15
nachdrücklich gepriesen haben, kann den heiligen Orden der Prediger- und
Minderbrüder dies zum Vorwurf gemacht werden: Warum üben sie sich,
wie auch Paulus als erster in seiner Predigt, selbst nicht in Arbeiten mit den
Händen? Ich will freilich kurz für diese antworten: An ihnen, wie an
weniger Vollkommenen, ist eine Schwäche, und wir bezweifeln kaum, dass 20
nur der Apostel sie nicht hatte. Aber diese Begründung reicht jenen nicht
aus, die nicht aufhören, sich vielleicht Gelegenheiten zu verschaffen, gute
und vollkommene Männer anzukläffen. Christus, die Wahrheit, antwortet
der sich über die Muße ihrer Schwester Magdalena beklagenden Martha
Folgendes: „Maria hat den besten Teil erwählt; dieser soll nicht von ihr 25
genommen werden“. Wenn jedenfalls der beste Teil darin bestand, das Wort
des Lebens zu suchen und mit sehnendem Herzen danach zu verlangen, ist
also der weniger gute und Martha unwürdigere Teil jener, der aus
Arbeitseifer gegen die Meisten getrübt wurde.
^Mathilda von Lappion (gest. um 1220), s. Anm. 3.