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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0386
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BUA 11,12

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vereinten sich täglich mit mehreren jungen Leuten zur Unanständigkeit von
Fleischmahlzeiten. Sie widmeten sich besonders Festessen, sie waren mit
Heiterkeit und Gesängen ausgelassen und verunglimpften die Einfachen und
Unschuldigen. Weil der Konvent von ihren Unverschämtheiten täglich nicht
wenig in Unruhe gebracht wurde und es keinen gab, der die Verbrecher 5
schalt, „sah dies der Herr und wurde zum Zorn erregt.“ Ungestraft duldete er
nämlich kaum Unruhe unter den frommen klösterlich Lebenden. Es geschah
an einem gewissen Abend, dass sie gemäß ihrer Gewohnheit begierig mit
vollem Mund zum Hinunterschlingen ansetzten. Kaum war das Essen
aufgetragen, da ergriff die Hand schon den vierten und fünften Bissen, als 10
einer der genannten Greise an der plötzlichen Völlerei erstickte und sofort
mit verdrehten Augen starb. Darauf erschraken alle, die beisammensaßen,
und erhoben sich. Und nicht lange danach setzte sich der alte Überlebende,
der durch die Beobachtung seines Gefährten nicht entmutigt worden war,
obgleich er für einen Moment erzitterte, wie ein Schwein nach der Tötung 15
eines anderen Schweins durch den Schlachter, mit wiedergewonnener
Kühnheit erneut an den Tisch. Und er wurde von einem ungeheuren Rausch
erfüllt, so dass er - gänzlich von Sinnen - zum Bett getragen wurde und wie
ein wildes Tier starb. Durch den Schrecken solcher Beispiele in Unruhe
versetzt, veränderten alle ihr Leben und ihre Gewohnheiten zum Besseren 20
und hielten die gemeinsamen Lebens- und Speisegebote auf strengste Weise
ein.
[6] Die treuen Bienen der klösterlich Lebenden sollen also lernen, am Essen
zu sparen und sich nicht mit Überflüssigem vollzustopfen; und sie sollen
gemäß Augustinus5 zum Tisch gehen wie zu einer Arznei, nicht um Speisen 25
als Vergnügen zu verzehren. Der Apostel wusste, „reich zu sein und Mangel
zu erdulden“, und dies, weil er alles in dem vermochte, der ihn in allem

-///. Augustinus (354-430), s. Anm. 3.
 
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