Metadaten

Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0388
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5
10
15
20
25
30

BUA 11,12

383

tröstete. „Viele Speisen haben“, wie Seneca6 sagt, „viele Krankheiten
verursacht.“ „Zähle die Köche und du wirst dich über Kranke nicht
wundern.“ „Ein Bauch, der gefügig ist und Beschimpfung erträgt“, kann
nicht gut beurteilt werden. „Wenn sich die Seele vorbereitet und sich
Geduld auferlegt hat, kommt nicht auf gleiche Weise zum Vorschein, welch 5
große Festigkeit sie wahrhaft hat.“ „Wenn etwas gegeben werden müsste,
hat sie es selbst nicht durch Begehren ergänzt und sie hat gedacht, dass zwar
ihrer Gewohnheit etwas fehlt, nicht aber sich selbst.“ „Wie viele Dinge
überflüssig sind, haben wir nicht erkannt, wenn sie nicht irgendwann zu
fehlen begonnen haben. Wir benutzten sie aber nicht, weil wir sie brauchten, 10
sondern weil wir sie hatten.“ „Der Weise gewöhnt sich an künftiges Übel,
und was andere durch langes Erdulden leicht machen, macht er leicht durch
langes Nachdenken.“ „Keine Sache hilft auf gleiche Weise dem Lauf des
Lebens“ wie die Lenkung der Mäßigung. „Der Körper braucht viele Dinge,
um gesund zu sein; die Seele wächst aus sich selbst heraus, übt und ernährt 15
sich selbst.“ „Die Tugend duldet es nicht, Zeit für Spielereien zu haben, sie
hält die ganze Seele, sie ermutigt die Sehnsucht nach allem. Sie allein ist
sich selbst genug und alle Werke der Seele harmonieren und stimmen mit
ihr überein.“ „Wie Luxus zu wünschen gewissermaßen ein Zeichen von
Genusssucht ist, so ist das Vermeiden von gebräuchlichen und leicht zu 20
beschaffenden Dinge ein Zeichen von Torheit.“ „Geschmack und Tastsinn
sind zwei Genüsse, die Menschen und Tieren gemeinsam sind, und deshalb
müssen solche zum Vieh gezählt werden, die sich viehisch auf diese wilden
Genüsse stützen.“ „Wasser und Gerstengraupen oder ein Stück Gerstenbrot
sind nämlich keine angenehme Sache, aber es ist der höchste Genuss, dazu 25
fähig zu sein, auch aus diesen Dingen Genuss zu gewinnen und sich darauf
eingestellt zu haben, was uns keine Ungerechtigkeit des Schicksals
entreißen kann.“ „Ich bin größer und zu Größerem geboren, als dass ich
Sklave meines Körpers bin, den ich freilich als nichts anderes ansehe denn
als irgendeine Fessel, die der Freiheit angelegt wurde.“ „Die 30
Geringschätzung des eigenen Körpers aber ist sichere Freiheit.“

6Lucius Annaeus Seneca der Jüngere (gest. 65 n. Chr), Politiker und Philosoph. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften