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Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0458
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BUA 11,21

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zustimmen. Wenn du also den Weinberg jenes Mannes erworben hast, grabe
in dessen Mitte einen Haufen Erde in die Tiefe aus und unter diesem wirst
du finden, was dort an römischen Gütern verborgen ist.“ Als danach der
Mann dieser Stimme nicht unmittelbar gehorchte, befahl die göttliche
Stimme ein zweites und drittes Mal dasselbe wie zuvor. Daraufhin also bot 5
der Mann, als er zu dem Reichen kam, den Tausch der Weinberge an. Zu
ihm sagte der Reiche: „Ich tue dies gern und um wieviel dein Weinberg
besser ist als meiner, das löse ich dir aus.“ Zu ihm sagte der Arme: „Das
will ich nicht, sondern der Tausch soll zu gleichem Wert geschehen.“ Und
so wurde es gemacht. 10
Bald machte sich der Arme, nachdem er sich mit seinem Sohn, den er hatte,
über das Geheimnis beraten hatte und mit seinen beiden Töchtern ebenso,
mit diesen an den oben genannten Haufen Erde im Weinberg und sie
begannen mit großer Hoffnung zu graben. Und als sie lange gegraben hatten
und bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Zeichen ihres Erfolgs gefunden 15
hatten, begannen der Sohn und seine Schwestern ihren Vater zu verhöhnen.
Zu ihnen sprach der Vater: „Ich kann auf keine Art und Weise glauben, dass
ich getäuscht wurde.“ Als also der Vater mit seinen Kindern den Haufen
Erde tatkräftig vergrößert hatte, fanden sie schließlich in der Tiefe zwischen
gewaltigen Steinen ein marmornes Gefäß voll mit Wasser und in der 20
Öffnung des Gefäßes selbst einen gläsernen Topf, gefüllt mit Balsam, und
im Deckel des Topfes ein kleines irdenes Gefäß, darin waren drei kostbare
Steine, ein Smaragd, ein Saphir und ein Granat1 von beachtlicher Größe.
Weil sie das Wasser im marmornen Gefäß nicht beachteten, gossen sie es
aus. Sobald es ausgegossen war, verwandelte es, als es durch Benetzen die 25
ehernen Werkzeuge berührte, mit welchen sie gearbeitet hatten, die Farbe
des Erzes in die wunderschöne Gestalt des Goldes. Es war nämlich Wasser
aus dem Blut und Fleisch des Basilisken,2 das nach Art von Rosenwasser
durch Erhöhung hergestellt war, mit dem von Alchimisten gewöhnlich
trügerisches Gold hergestellt wird; aber Gott wollte nicht, dass die Unschuld 30

1 Thomas zählt den Granatstein fbalaustum) neben Karfunkeln und Rubinen zur dritten
Unterkategorie der Karfunkel. S. hierzu Thom. Cantimpr. Ldnr XIV,13,7-10 sowie LECOUTEUX,
Lapidary, S. 66-67 sowie 87-90. | ^Fabeltier mit Schlangenschwanz, dessen Gift eine
todbringende Wirkung zugeschrieben wurde und dessen Blut als Heilmittel galt. S. hierzu
Hünemörder Brückner, Art. „Basilisk".
 
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