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BUA 11,25
483
Menge Mehl gegeben wurde. Eines Tages hatte sie diese gänzlich
verbraucht und als ein Armer drängte und bat, befahl die Herrin einer Magd,
obwohl die Kiste, in der das Mehl aufbewahrt worden war, sorgfältig
ausgefegt worden war, dem Armen das zu geben, was auch immer sie fände.
Und die Magd tat, was ihr die Herrin befohlen hatte. Nach diesem Armen 5
kam auch ein anderer, der klagte, er habe zwei Tage lang nichts gegessen.
Als die Herrin dies hörte, weinte sie und befahl der Magd erneut, die Kiste
auszufegen und dem Armen etwas zuzuteilen.
Die Magd schwor, dass überhaupt nichts in der Kiste verblieben sei, aber als
die Herrin unter Tränen drängte, sie möge es versuchen, fand sie bald, als 10
sie recht ungeduldig hinging und die Kiste öffnete, diese voll mit dem
frischesten Weizenmehl. Bei diesem Anblick schrie die Magd schrecklich
und fiel vor Bestürzung rücklings nieder. Als sie das Geschrei hörten, kam
die Herrin, kam der Herr, kamen auch die Diener herbeigeeilt und priesen
gemeinsam den Herrn, weil sie ein Wunder gesehen hatten. Bald öffnete der 15
Mann selbst heiter die Scheune und gab allen, die von jenem Tag an
herbeikamen. Und es mangelte den Speisekisten nicht an Getreide, bis
endlich, als der August kam, der Herr dem Volk, welches er heimgesucht
hatte, verzieh. Es sagte mir aber der besagte Ritter, der Ehemann der Herrin,
dass ihm, wenn das göttliche Wunder nicht gewesen wäre, drei oder fünf 20
Scheunen keineswegs ausgereicht hätten.
[8] Aber mit reinem Herzen und der Freude des Geistes sagte die
ehrwürdige und vornehme Frau selbst sowohl mir als auch ihrem
Beichtvater, dass in den sieben Stunden bei Nacht und bei Tag, die
„kanonische Stunden“8 genannt werden, ein Vogel von wunderbarer 25
Schönheit und Zierde || sie durch sehr angenehme und ungeheure Stimmen || in
vielen Jahren vor dem Tod tröstete. Sie ermattete nämlich und lag lange Zeit
im Bett. Und nachdem ich sie gefragt hatte, welche Vögelstimmen jener
8Horae canonicae, Stundengebet. Gemeinsame Gebetszeiten in Klöstern und Stiften, die auf die
Tageszeit abgestimmt waren (Matutin, hora prima, hora tertia, hora sexta, hora nona, Vesper,
Komplet). S. hierzu HÄUSSLING, Art. „Stundengebet" sowie für weitere Informationen Thom.
Cantimpr. BUA 11,8,1.
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Menge Mehl gegeben wurde. Eines Tages hatte sie diese gänzlich
verbraucht und als ein Armer drängte und bat, befahl die Herrin einer Magd,
obwohl die Kiste, in der das Mehl aufbewahrt worden war, sorgfältig
ausgefegt worden war, dem Armen das zu geben, was auch immer sie fände.
Und die Magd tat, was ihr die Herrin befohlen hatte. Nach diesem Armen 5
kam auch ein anderer, der klagte, er habe zwei Tage lang nichts gegessen.
Als die Herrin dies hörte, weinte sie und befahl der Magd erneut, die Kiste
auszufegen und dem Armen etwas zuzuteilen.
Die Magd schwor, dass überhaupt nichts in der Kiste verblieben sei, aber als
die Herrin unter Tränen drängte, sie möge es versuchen, fand sie bald, als 10
sie recht ungeduldig hinging und die Kiste öffnete, diese voll mit dem
frischesten Weizenmehl. Bei diesem Anblick schrie die Magd schrecklich
und fiel vor Bestürzung rücklings nieder. Als sie das Geschrei hörten, kam
die Herrin, kam der Herr, kamen auch die Diener herbeigeeilt und priesen
gemeinsam den Herrn, weil sie ein Wunder gesehen hatten. Bald öffnete der 15
Mann selbst heiter die Scheune und gab allen, die von jenem Tag an
herbeikamen. Und es mangelte den Speisekisten nicht an Getreide, bis
endlich, als der August kam, der Herr dem Volk, welches er heimgesucht
hatte, verzieh. Es sagte mir aber der besagte Ritter, der Ehemann der Herrin,
dass ihm, wenn das göttliche Wunder nicht gewesen wäre, drei oder fünf 20
Scheunen keineswegs ausgereicht hätten.
[8] Aber mit reinem Herzen und der Freude des Geistes sagte die
ehrwürdige und vornehme Frau selbst sowohl mir als auch ihrem
Beichtvater, dass in den sieben Stunden bei Nacht und bei Tag, die
„kanonische Stunden“8 genannt werden, ein Vogel von wunderbarer 25
Schönheit und Zierde || sie durch sehr angenehme und ungeheure Stimmen || in
vielen Jahren vor dem Tod tröstete. Sie ermattete nämlich und lag lange Zeit
im Bett. Und nachdem ich sie gefragt hatte, welche Vögelstimmen jener
8Horae canonicae, Stundengebet. Gemeinsame Gebetszeiten in Klöstern und Stiften, die auf die
Tageszeit abgestimmt waren (Matutin, hora prima, hora tertia, hora sexta, hora nona, Vesper,
Komplet). S. hierzu HÄUSSLING, Art. „Stundengebet" sowie für weitere Informationen Thom.
Cantimpr. BUA 11,8,1.