Metadaten

Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0514
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5
10
15
20
25

BUA 11,26

509

Bis heute wird das, was einmal ein Religiöser nicht sonderlich wahrhaft
sagte, gleichsam als Merksatz bewahrt: „Es ist eine sichere Sache - durch
den eigenen Abt wird zügellos gelogen.“
[9] Über das Laster der Unwahrheit sagt auch der Philosoph: „Verstellung
nützt nichts, die Lüge ist schwach: sie schimmert durch, wenn du genau 5
hinsiehst. Die Wahrheit aber ist in jedem Teil von sich dieselbe.“ „Die
Wahrheit wird niemals in Überdruss kommen; Falsches hat man bald satt.“
Täuschend zu sprechen und zu handeln gehört zu demselben Übel, weil
„das, das zu tun schändlich ist, sich nur unehrlich sagen lässt.“ „Sorge dafür,
dass alle deine Taten und Worte miteinander übereinstimmen und sich 10
entsprechen und aus einer Form gegossen sind. Dessen Seele ist nicht im
rechten Gleichgewicht, dessen Handlungen sich von seinen Worten
unterscheiden.“ „Verzichte auf schändliche Worte und Lügen, weil die
Erlaubnis dazu Unverschämtheit nährt.“ So groß und bedeutend und
mächtig du auch sein magst - du gerätst in Verachtung, wenn du ein Lügner 15
wirst; ein armer Freund der Wahrheit aber wird geehrt werden. „Es ist die
Aufgabe eines guten Mannes, auch die nicht versprochene Treue zu
bewahren.“ „Ich werde dir zeigen, dass große Würden am Mangel dieser
Sache leiden und was den alles Besitzenden fehlt: natürlich jener, der die
Wahrheit sagt“, „während niemand von Herzen die Meinung sagt und Rat 20
gibt, sondern ein Wettstreit im Schmeicheln stattfindet und die einzige
Pflicht aller Freunde, die einzige Sorge ist, wer von ihnen am
schmeichelhaftesten täuscht.“ „Sag jenen nicht, was sie hören wollen,
sondern was sie sich immer wünschen werden, gehört zu haben. Irgendwann
wird eine wahre Stimme in die von Schmeicheleien vollen Ohren 25
eindringen.“
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften