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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0522
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sie reichten dem Knaben den Becher mit ein wenig Wein. Als dieser,
nachdem er den Wein ausgetrunken hatte, die Münze sah, schrie er entsetzt
auf, warf das Gefäß hin und mit zum Himmel gerichteten Augen und
Händen sagte er unter Tränen: „Du hast gesehen, allmächtiger Gott, dass ich
meine Regel unwissend verletzt habe.“ Daraufhin erzitterte er und erbleichte 5
und eine Schwärze erfasste sein Gesicht, als ob er auf den Tod zugehe. Als
dies sein Vater sah, bekam er Angst, lief eilig davon und brachte einen
Priester, der dem Knaben, nachdem er von seinen Sünden losgesprochen
worden war, die Hand auflegte und ihn von seinem Schmerz und seiner
Reue abbrachte. 10
[4] An Feiertagen saß der Knabe auf einem Platz und rief Nachbarjungen
zusammen und rügte sie, wenn sie in ihren Sitten verkommen, hochmütig
oder mit Gewändern geschmückt waren. Er legte öffentlich Höllenstrafen
für ihre Ausschweifungen dar, den guten Knaben aber versprach er
himmlischen Ruhm. Unterdessen unterwies er sie im Gebet an den Herrn, 15
also im „Vaterunser“, und wie gut es sei, der Mutter Christi mit einem
Engelsgruß und auf gebeugten Knien zu Diensten zu sein. Zu diesen
Einberufungen und Ermahnungen des Knaben kamen sogar die Alten mit
ihren Kindern und wurden auf wunderbare Weise „durch dessen Klugheit
und seine Antworten“ erfreut. 20
[5] Wann immer er den eigenen Vater etwas versprechen oder ihn
leichtsinnig in seinen Handlungen oder trunksüchtig sah, klagte er ihn mit
Mitgefühl und gleichsam unter Tränen an und sagte: „Geliebter Vater, unser
Priester in der Kirche sagt doch: ,Die so handeln, werden das Königreich
Gottes nicht besitzen/“ Auch wenn seine Mutter an einem gewissen 25
Feiertag die besten scharlachfarbenen oder glühendroten Gewänder
benutzte, schalt er sie mit großem Kummer in der Kirche in Anwesenheit
der darum Sitzenden und sagte, während er mit einem Finger auf das Bild
des Gekreuzigten zeigte: „Sieh hin, Mutter, sieh hin, und erkenne unseren
Herrn Jesus Christus, der nackt am Kreuz hängt, von Blut gerötet; und du 30
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sie reichten dem Knaben den Becher mit ein wenig Wein. Als dieser,
nachdem er den Wein ausgetrunken hatte, die Münze sah, schrie er entsetzt
auf, warf das Gefäß hin und mit zum Himmel gerichteten Augen und
Händen sagte er unter Tränen: „Du hast gesehen, allmächtiger Gott, dass ich
meine Regel unwissend verletzt habe.“ Daraufhin erzitterte er und erbleichte 5
und eine Schwärze erfasste sein Gesicht, als ob er auf den Tod zugehe. Als
dies sein Vater sah, bekam er Angst, lief eilig davon und brachte einen
Priester, der dem Knaben, nachdem er von seinen Sünden losgesprochen
worden war, die Hand auflegte und ihn von seinem Schmerz und seiner
Reue abbrachte. 10
[4] An Feiertagen saß der Knabe auf einem Platz und rief Nachbarjungen
zusammen und rügte sie, wenn sie in ihren Sitten verkommen, hochmütig
oder mit Gewändern geschmückt waren. Er legte öffentlich Höllenstrafen
für ihre Ausschweifungen dar, den guten Knaben aber versprach er
himmlischen Ruhm. Unterdessen unterwies er sie im Gebet an den Herrn, 15
also im „Vaterunser“, und wie gut es sei, der Mutter Christi mit einem
Engelsgruß und auf gebeugten Knien zu Diensten zu sein. Zu diesen
Einberufungen und Ermahnungen des Knaben kamen sogar die Alten mit
ihren Kindern und wurden auf wunderbare Weise „durch dessen Klugheit
und seine Antworten“ erfreut. 20
[5] Wann immer er den eigenen Vater etwas versprechen oder ihn
leichtsinnig in seinen Handlungen oder trunksüchtig sah, klagte er ihn mit
Mitgefühl und gleichsam unter Tränen an und sagte: „Geliebter Vater, unser
Priester in der Kirche sagt doch: ,Die so handeln, werden das Königreich
Gottes nicht besitzen/“ Auch wenn seine Mutter an einem gewissen 25
Feiertag die besten scharlachfarbenen oder glühendroten Gewänder
benutzte, schalt er sie mit großem Kummer in der Kirche in Anwesenheit
der darum Sitzenden und sagte, während er mit einem Finger auf das Bild
des Gekreuzigten zeigte: „Sieh hin, Mutter, sieh hin, und erkenne unseren
Herrn Jesus Christus, der nackt am Kreuz hängt, von Blut gerötet; und du 30