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BUA 11,28
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Der Knabe war zwar mit der Schrift ein wenig vertraut, aber der Magister,
der die Neigung des Knaben für unstet hielt, riet diesem eher zur Lenkung
seiner Grafschaft, deren alleiniger rechtmäßiger Erbe er war, um die
Untergebenen mit Milde zu regieren. Als der Knabe aber sechzehn Jahre alt
geworden war, wurde er durch feierliche Gesandte von der Mutter 5
gleichsam beauftragt, eine sehr edle Frau zu heiraten und die Führung der
Grafschaft zu übernehmen; sein Vater war nämlich in hohem Alter schon
stark geschwächt. Der Knabe sagte also seinen Rittern und Dienern: „Wir
wollen unsere Landsleute, die Brüder des Predigerordens, in Paris besuchen
gehen, bevor wir aufgeben.“ Er kam also mit allen seinen Gefolgsleuten 10
zum Haus der Brüder und rief in einem abgesonderten Raum den Magister
und die Brüder und sagte, nachdem er sich zu ihren Füßen geworfen hatte,
Folgendes: „Ich beschwöre Gott in eurer Anwesenheit, dass ich heute bereit
bin, die Welt zu verlassen und mit euch im Orden Christus, dem Herrn, zu
dienen. Wenn ihr einen Willigen zurückweist, möge Gott selbst es sehen 15
und verurteilen und nicht dulden, dass mein Blut ungerächt von euch geht.“
Als der Knabe dies sagte, weinte der Magister und die Brüder waren
angesichts seiner Worte vom Donner gerührt und in die Enge getrieben und
sie empfahlen die Angelegenheit dem Herrn allein. Nachdem also der
Konvent zusammengerufen war, legten sie den Sachverhalt und die Worte 20
des Knaben sorgfältig dar, nahmen ihn auf und zogen ihm sofort den
Ordenshabit an. Als dies den Seinen bekannt wurde, weinten sie sehr und
berichteten, als sie in die Heimat zurückgekehrt waren, seinen Eltern die
höchst schmerzlichen Nachrichten. Sein Vater, der Greis, kam, nachdem er
sich ein großes Gefolge zu Hilfe genommen hatte, nach Paris und versuchte 25
den Sohn gewaltsam aus dem Orden herauszubringen; nachdem er aber
beinahe von den Novizenbrüdem beleidigt worden war, kehrte er
unverrichteter Dinge in seine Heimat zurück.
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Der Knabe war zwar mit der Schrift ein wenig vertraut, aber der Magister,
der die Neigung des Knaben für unstet hielt, riet diesem eher zur Lenkung
seiner Grafschaft, deren alleiniger rechtmäßiger Erbe er war, um die
Untergebenen mit Milde zu regieren. Als der Knabe aber sechzehn Jahre alt
geworden war, wurde er durch feierliche Gesandte von der Mutter 5
gleichsam beauftragt, eine sehr edle Frau zu heiraten und die Führung der
Grafschaft zu übernehmen; sein Vater war nämlich in hohem Alter schon
stark geschwächt. Der Knabe sagte also seinen Rittern und Dienern: „Wir
wollen unsere Landsleute, die Brüder des Predigerordens, in Paris besuchen
gehen, bevor wir aufgeben.“ Er kam also mit allen seinen Gefolgsleuten 10
zum Haus der Brüder und rief in einem abgesonderten Raum den Magister
und die Brüder und sagte, nachdem er sich zu ihren Füßen geworfen hatte,
Folgendes: „Ich beschwöre Gott in eurer Anwesenheit, dass ich heute bereit
bin, die Welt zu verlassen und mit euch im Orden Christus, dem Herrn, zu
dienen. Wenn ihr einen Willigen zurückweist, möge Gott selbst es sehen 15
und verurteilen und nicht dulden, dass mein Blut ungerächt von euch geht.“
Als der Knabe dies sagte, weinte der Magister und die Brüder waren
angesichts seiner Worte vom Donner gerührt und in die Enge getrieben und
sie empfahlen die Angelegenheit dem Herrn allein. Nachdem also der
Konvent zusammengerufen war, legten sie den Sachverhalt und die Worte 20
des Knaben sorgfältig dar, nahmen ihn auf und zogen ihm sofort den
Ordenshabit an. Als dies den Seinen bekannt wurde, weinten sie sehr und
berichteten, als sie in die Heimat zurückgekehrt waren, seinen Eltern die
höchst schmerzlichen Nachrichten. Sein Vater, der Greis, kam, nachdem er
sich ein großes Gefolge zu Hilfe genommen hatte, nach Paris und versuchte 25
den Sohn gewaltsam aus dem Orden herauszubringen; nachdem er aber
beinahe von den Novizenbrüdem beleidigt worden war, kehrte er
unverrichteter Dinge in seine Heimat zurück.