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BUA 11,29
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Jungfräulichkeit zu beweinen. Aber die hochheilige Jungfrau Maria, über
der „der Geist der Weisheit und Klugheit“ ruhte, „schwor Gott als Erste von
allen die Jungfräulichkeit“ und zeigte, dass die Unfruchtbarkeit von der
Frucht guter Werke mit der Schmähung des Gesetzes zu strafen sei. In
Gestalt dieser Sache schmähte Christus später den Feigenbaum, der keine 5
Früchte hatte und dürr war. Aber er sagte den Schülern auch deutlich: „Jeder
Baum“, der keine gute Frucht erzeugt, wird ausgerissen und dem Feuer
übergeben. Daher die Anmerkung, dass die Zierde der Jungfräulichkeit
gegen jene, die die Heirat bevorzugen, gewiss in der Jungfräulichkeit der
jungfräulichen Mutter und gewiss auch ihres jungfräulichen Sohnes, der das 10
Muster aller Tugend ist, sehr rühmlich empfohlen wird. Und siehe als
Vorbild den Täufer, denn „unter den von Frauen Geborenen hat sich
niemand erhoben, der größer war als er“, aber auch den Apostel und
Evangelisten Johannes, der hinsichtlich der Heirat besonders vom Herrn
gerufen wird, dem am Kreuz als Jungfrau die Jungfrau empfohlen wurde, 15
damit die Lilie der Lilien, Christus, der durch die Liebe zu uns ermattet, von
beiden Seiten gestützt wurde.
[4] Und die heilige Jungfräulichkeit wird freilich mit der Lilie verglichen,
bald wegen der glänzenden schneeweißen Farbe, bald, weil sie aus sechs
gebogenen Blättern besteht, so dass zunächst dem Herzen, dann den fünf 20
Sinnen des Körpers auf vollkommen unverminderte Weise Sicherheit vor
aller Berührung verschafft wird. Und wir können diese Blätter zu Recht als
gebogen bezeichnen, weil dies Folgendes deutlich und offenbar zu erkennen
gibt: wenngleich „aller Ruhm der Königstochter von innen“ (also in Bezug
auf das Gewissen) vollendet wird und der Herr im Evangelium dennoch 25
befiehlt, dass unsere Werke unseren Nächsten zum Vorbild leuchten sollen,
so ist es nötig, dass die Anordnung der Sinne von außen auf äußerst
geordnete Weise zur Empfehlung der jungfräulichen Würde dient.
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Jungfräulichkeit zu beweinen. Aber die hochheilige Jungfrau Maria, über
der „der Geist der Weisheit und Klugheit“ ruhte, „schwor Gott als Erste von
allen die Jungfräulichkeit“ und zeigte, dass die Unfruchtbarkeit von der
Frucht guter Werke mit der Schmähung des Gesetzes zu strafen sei. In
Gestalt dieser Sache schmähte Christus später den Feigenbaum, der keine 5
Früchte hatte und dürr war. Aber er sagte den Schülern auch deutlich: „Jeder
Baum“, der keine gute Frucht erzeugt, wird ausgerissen und dem Feuer
übergeben. Daher die Anmerkung, dass die Zierde der Jungfräulichkeit
gegen jene, die die Heirat bevorzugen, gewiss in der Jungfräulichkeit der
jungfräulichen Mutter und gewiss auch ihres jungfräulichen Sohnes, der das 10
Muster aller Tugend ist, sehr rühmlich empfohlen wird. Und siehe als
Vorbild den Täufer, denn „unter den von Frauen Geborenen hat sich
niemand erhoben, der größer war als er“, aber auch den Apostel und
Evangelisten Johannes, der hinsichtlich der Heirat besonders vom Herrn
gerufen wird, dem am Kreuz als Jungfrau die Jungfrau empfohlen wurde, 15
damit die Lilie der Lilien, Christus, der durch die Liebe zu uns ermattet, von
beiden Seiten gestützt wurde.
[4] Und die heilige Jungfräulichkeit wird freilich mit der Lilie verglichen,
bald wegen der glänzenden schneeweißen Farbe, bald, weil sie aus sechs
gebogenen Blättern besteht, so dass zunächst dem Herzen, dann den fünf 20
Sinnen des Körpers auf vollkommen unverminderte Weise Sicherheit vor
aller Berührung verschafft wird. Und wir können diese Blätter zu Recht als
gebogen bezeichnen, weil dies Folgendes deutlich und offenbar zu erkennen
gibt: wenngleich „aller Ruhm der Königstochter von innen“ (also in Bezug
auf das Gewissen) vollendet wird und der Herr im Evangelium dennoch 25
befiehlt, dass unsere Werke unseren Nächsten zum Vorbild leuchten sollen,
so ist es nötig, dass die Anordnung der Sinne von außen auf äußerst
geordnete Weise zur Empfehlung der jungfräulichen Würde dient.