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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0620
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schreien und heftig um Hilfe zu rufen. Auf das Geschrei ihres Herrn
erhoben sich die Gefolgsleute verstört, und weil sie keinen Sinn in seinen
Rufen erkannten, riefen sie den Dekan mit den Kanonikern herbei. Rasch
kam jener herbei, setzte sich an das Bett des Rufenden und ermahnte den
jungen Mann, seine Sünden zu bekennen und göttliche, nicht menschliche 5
Hilfe anzurufen. Als ihm der Dekan dies mit lauter Stimme zurief, blickte er
nach der langen Ansprache des rufenden Dekans diesen schließlich mit
erschrockenen Augen an und sagte: „Wehe jenem, der mich verführt hat.
Wozu soll ich göttliche Hilfe über mich erflehen? Siehe, schon sehe ich,
dass die Hölle offensteht, dass Dämonen anwesend sind und dass sie 10
schrecklich danach gieren, mich fortzureißen.“ Obwohl alle, damit er sich
eher bekreuzige, unter Tränen laut schrien, nahm jener beinahe nichts wahr,
wandte sein Gesicht mit geschlossenen Augen ab und hauchte mit
grausamen Schreien sein Leben aus.
[9] Ein in Bezug auf sein Laster ähnlicher Mann aus dem Bistum Cambrai 15
kam mit seinem Priester zu mir und bat darum, ich möge ihn, den ich, da er
immer wieder rückfällig wurde, über viele Jahre von seinen Sünden
freigesprochen und ihm heilsame Buße auferlegt hatte, freisprechen. Als ich
ihn zum Diözesanbischof schicken wollte, um ihn gleichsam noch härter zu
treffen, wurde ich vom Priester gebeten, den Büßenden unter der Bedingung 20
von seinen Sünden freizusprechen, dass er in unser Gegenwart auf
gebeugten Knien den Herrn anflehe, und ihn, wenn er danach wieder in
seinen Frevel zurückfalle, bald mit einer göttlichen Strafe zu bestrafen. Ich
stimmte dieser Bedingung also zu, und: Ach! Wehe mir Elendem, dass ich
zugestimmt habe! Jener beugte die Knie und erbat die Strafe gegen sich, 25
falls er rückfällig würde. Ich sprach ihn frei und er ging mit Freude davon,
aber am dritten oder vierten Tag nach dem heiligen Osterfest erlitt er auf
Betreiben des Teufels einen Rückfall und schrie bald fürchterlich: „Die
Strafe Gottes über mich.“ Wie mir hernach der Priester berichtet hat, wurde
er mit einem höchst beschwerlichen Tod bestraft. 30
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schreien und heftig um Hilfe zu rufen. Auf das Geschrei ihres Herrn
erhoben sich die Gefolgsleute verstört, und weil sie keinen Sinn in seinen
Rufen erkannten, riefen sie den Dekan mit den Kanonikern herbei. Rasch
kam jener herbei, setzte sich an das Bett des Rufenden und ermahnte den
jungen Mann, seine Sünden zu bekennen und göttliche, nicht menschliche 5
Hilfe anzurufen. Als ihm der Dekan dies mit lauter Stimme zurief, blickte er
nach der langen Ansprache des rufenden Dekans diesen schließlich mit
erschrockenen Augen an und sagte: „Wehe jenem, der mich verführt hat.
Wozu soll ich göttliche Hilfe über mich erflehen? Siehe, schon sehe ich,
dass die Hölle offensteht, dass Dämonen anwesend sind und dass sie 10
schrecklich danach gieren, mich fortzureißen.“ Obwohl alle, damit er sich
eher bekreuzige, unter Tränen laut schrien, nahm jener beinahe nichts wahr,
wandte sein Gesicht mit geschlossenen Augen ab und hauchte mit
grausamen Schreien sein Leben aus.
[9] Ein in Bezug auf sein Laster ähnlicher Mann aus dem Bistum Cambrai 15
kam mit seinem Priester zu mir und bat darum, ich möge ihn, den ich, da er
immer wieder rückfällig wurde, über viele Jahre von seinen Sünden
freigesprochen und ihm heilsame Buße auferlegt hatte, freisprechen. Als ich
ihn zum Diözesanbischof schicken wollte, um ihn gleichsam noch härter zu
treffen, wurde ich vom Priester gebeten, den Büßenden unter der Bedingung 20
von seinen Sünden freizusprechen, dass er in unser Gegenwart auf
gebeugten Knien den Herrn anflehe, und ihn, wenn er danach wieder in
seinen Frevel zurückfalle, bald mit einer göttlichen Strafe zu bestrafen. Ich
stimmte dieser Bedingung also zu, und: Ach! Wehe mir Elendem, dass ich
zugestimmt habe! Jener beugte die Knie und erbat die Strafe gegen sich, 25
falls er rückfällig würde. Ich sprach ihn frei und er ging mit Freude davon,
aber am dritten oder vierten Tag nach dem heiligen Osterfest erlitt er auf
Betreiben des Teufels einen Rückfall und schrie bald fürchterlich: „Die
Strafe Gottes über mich.“ Wie mir hernach der Priester berichtet hat, wurde
er mit einem höchst beschwerlichen Tod bestraft. 30