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BUA 11,30
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[10] Ich habe auch einen gewissen ruchlosen Mann dieses Lasters gesehen,
über den mir ein Mann guten Leumunds, ein Priester, berichtete, dass er, als
jener auf einer grünen Wiese dem Priester voranging und der Priester
sogleich folgte, sah, dass sich die Fußspuren des Vorangehenden auf dem
Gras sehr deutlich ausgeblichen hatten, als ob sie vom Feuer berührt worden 5
seien. Und wir haben später erfahren, dass er für ein höchst frevelhaftes
Leben in einem sehr schändlichen Tod zugrundeging. Keine andere Sünde
nämlich bestraft Gott so oft mit einem schlechten Tod.
[11] Einige sagen, und ich glaube wahrheitsgemäß, dass keiner von solch
lasterhafter Lebensführung, nachdem er die Zeit des sterblichen Lebens 10
Christi, die sich auf beinahe dreiundreißig Jahre erstreckte, - in seinem
Frevel verharrend - überschritten hatte, freigesprochen werden konnte,
außer durch ein besonderes Wunder des Erlösers. Dieses haben wir oft darin
nachgewiesen, dass wir durch die Beichte auch auf Achtzigjährige oder
Hundertjährige gestoßen sind, die mit diesem Vergehen belastet waren. Was 15
Wunder? Die ganze Zeit, die Christus gelebt hat, gab es eine strenge
Befolgung der Sitten. Wer also, nachdem diese Zeit verschmäht worden
war, vernachlässigt hat, was der Freund der Natur, der Christus ist, als zur
Buße sehr geeignet beurteilt hat, sich nämlich von der Feindschaft
gegenüber der Natur abzuwenden, der wird sich später kaum einmal ohne 20
die allergrößte Schwierigkeit von diesem Frevel abhalten.
[12] Magister Petrus seligen Angedenkens, einst Cantor in Paris,11 hat
einem gewissen mir bekannten Mann erzählt, dass er im Gras eine Stelle
gesehen habe, wo abends gewisse Kleriker, die mit diesem Laster behaftet
waren, zusammengesessen hatten und er diese Stelle morgens, obwohl alle 25
Stellen ringsum mit reichlich Feuchtigkeit benetzt waren, ohne jede
Feuchtigkeit, gleichsam als Mitwisserin des Verbrechens, absolut trocken
vorgefunden habe.
^Petrus Cantor (gest. 1197), Magister und Kanoniker, seit 1183 Kantor von Notre Dame
(Paris). S. für für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,19,8.
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BUA 11,30
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[10] Ich habe auch einen gewissen ruchlosen Mann dieses Lasters gesehen,
über den mir ein Mann guten Leumunds, ein Priester, berichtete, dass er, als
jener auf einer grünen Wiese dem Priester voranging und der Priester
sogleich folgte, sah, dass sich die Fußspuren des Vorangehenden auf dem
Gras sehr deutlich ausgeblichen hatten, als ob sie vom Feuer berührt worden 5
seien. Und wir haben später erfahren, dass er für ein höchst frevelhaftes
Leben in einem sehr schändlichen Tod zugrundeging. Keine andere Sünde
nämlich bestraft Gott so oft mit einem schlechten Tod.
[11] Einige sagen, und ich glaube wahrheitsgemäß, dass keiner von solch
lasterhafter Lebensführung, nachdem er die Zeit des sterblichen Lebens 10
Christi, die sich auf beinahe dreiundreißig Jahre erstreckte, - in seinem
Frevel verharrend - überschritten hatte, freigesprochen werden konnte,
außer durch ein besonderes Wunder des Erlösers. Dieses haben wir oft darin
nachgewiesen, dass wir durch die Beichte auch auf Achtzigjährige oder
Hundertjährige gestoßen sind, die mit diesem Vergehen belastet waren. Was 15
Wunder? Die ganze Zeit, die Christus gelebt hat, gab es eine strenge
Befolgung der Sitten. Wer also, nachdem diese Zeit verschmäht worden
war, vernachlässigt hat, was der Freund der Natur, der Christus ist, als zur
Buße sehr geeignet beurteilt hat, sich nämlich von der Feindschaft
gegenüber der Natur abzuwenden, der wird sich später kaum einmal ohne 20
die allergrößte Schwierigkeit von diesem Frevel abhalten.
[12] Magister Petrus seligen Angedenkens, einst Cantor in Paris,11 hat
einem gewissen mir bekannten Mann erzählt, dass er im Gras eine Stelle
gesehen habe, wo abends gewisse Kleriker, die mit diesem Laster behaftet
waren, zusammengesessen hatten und er diese Stelle morgens, obwohl alle 25
Stellen ringsum mit reichlich Feuchtigkeit benetzt waren, ohne jede
Feuchtigkeit, gleichsam als Mitwisserin des Verbrechens, absolut trocken
vorgefunden habe.
^Petrus Cantor (gest. 1197), Magister und Kanoniker, seit 1183 Kantor von Notre Dame
(Paris). S. für für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,19,8.