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an ihm zurückblieb, sondern dass er - von vollkommener Schmach besudelt
- vor überhaupt keiner Verschwendung und keiner Untat zurückschreckte.
Und weshalb? Weil er die Flügel der uneigennützigen oder natürlichen
Tugend nicht durch Eifer im Gebet und mit Tränen schützte.
[4] Wie wir aber durch Gebete geschützt werden, zeigt der hochheilige 5
Augustinus3 in seinem „Buch über die Märtyrer“4 einleuchtend auf, indem
er sagt: Wir wollen, Brüder, daher getrost unsere Gebete an Gott richten.
Für uns steigen nämlich die Engel nach unten herab, um Schutz zu
verleihen, und sie steigen zurück in den Himmel auf, um den Herrn für uns
zu bitten, damit sie dann unsere Wünsche zu ihm tragen und darauf die 10
göttlichen Wohltaten zu uns als Lohn überbringen. Die Luft selbst wurde
zugänglich für die Schritte der Engel gemacht, sie erglänzt täglich durch das
Geleit der Heiligen. Bei den Elementen blieb nämlich nichts frei, was nicht
durch Christi Tod geweiht worden wäre. Seine Hände wurden am Kreuz
erhoben, damit seine Gläubigen erreichen konnten, was sie erbaten. Bitte 15
also eifrig und voll Glauben, und du wirst den Lohn erhalten; ohne Eifer
nämlich oder ohne Glauben wird dein Gebet der geschuldeten Tugend
beraubt. Gleichwohl ist zu erwägen, dass es beim klangvollen Gebet zwei
Dinge gibt: die Mühe und den Fleiß. Wenn du fleißig betest, wirst du mit
Gott sprechen und von Gott erhört werden; wenn du aber ohne Fleiß betest, 20
kann ein Gebet freilich nicht angemessen gesprochen werden, aber dennoch
wird deine Mühe belohnt und nicht um ihren Ertrag betrogen werden.
Tugend und Mühe des Gebets unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihres
Ertrags und ihrer Belohnung sehr, weil wir uns im Gebet mit Gott verbinden
und in den Mühen darauf verzichten, jedweden Teil der Strafen abzuleisten, 25
zu denen wir für die Sünden verpflichtet werden.
[5] Wir haben einen Bruder im Predigerorden gekannt, über den mit der
offenkundigsten Wahrheit berichtet wurde, dass, wenn er sich auf den Weg
3Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 1. | ^Offenbar ist hier eine der Predigten aus Sermo 335D-
G (T)e martyribusj gemeint. Die dem Werk zugeschriebene Textstelle lässt sich jedoch nicht
identifizieren.
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an ihm zurückblieb, sondern dass er - von vollkommener Schmach besudelt
- vor überhaupt keiner Verschwendung und keiner Untat zurückschreckte.
Und weshalb? Weil er die Flügel der uneigennützigen oder natürlichen
Tugend nicht durch Eifer im Gebet und mit Tränen schützte.
[4] Wie wir aber durch Gebete geschützt werden, zeigt der hochheilige 5
Augustinus3 in seinem „Buch über die Märtyrer“4 einleuchtend auf, indem
er sagt: Wir wollen, Brüder, daher getrost unsere Gebete an Gott richten.
Für uns steigen nämlich die Engel nach unten herab, um Schutz zu
verleihen, und sie steigen zurück in den Himmel auf, um den Herrn für uns
zu bitten, damit sie dann unsere Wünsche zu ihm tragen und darauf die 10
göttlichen Wohltaten zu uns als Lohn überbringen. Die Luft selbst wurde
zugänglich für die Schritte der Engel gemacht, sie erglänzt täglich durch das
Geleit der Heiligen. Bei den Elementen blieb nämlich nichts frei, was nicht
durch Christi Tod geweiht worden wäre. Seine Hände wurden am Kreuz
erhoben, damit seine Gläubigen erreichen konnten, was sie erbaten. Bitte 15
also eifrig und voll Glauben, und du wirst den Lohn erhalten; ohne Eifer
nämlich oder ohne Glauben wird dein Gebet der geschuldeten Tugend
beraubt. Gleichwohl ist zu erwägen, dass es beim klangvollen Gebet zwei
Dinge gibt: die Mühe und den Fleiß. Wenn du fleißig betest, wirst du mit
Gott sprechen und von Gott erhört werden; wenn du aber ohne Fleiß betest, 20
kann ein Gebet freilich nicht angemessen gesprochen werden, aber dennoch
wird deine Mühe belohnt und nicht um ihren Ertrag betrogen werden.
Tugend und Mühe des Gebets unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihres
Ertrags und ihrer Belohnung sehr, weil wir uns im Gebet mit Gott verbinden
und in den Mühen darauf verzichten, jedweden Teil der Strafen abzuleisten, 25
zu denen wir für die Sünden verpflichtet werden.
[5] Wir haben einen Bruder im Predigerorden gekannt, über den mit der
offenkundigsten Wahrheit berichtet wurde, dass, wenn er sich auf den Weg
3Hl. Augustinus (354-430), s. Anm. 1. | ^Offenbar ist hier eine der Predigten aus Sermo 335D-
G (T)e martyribusj gemeint. Die dem Werk zugeschriebene Textstelle lässt sich jedoch nicht
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