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BUA 11,43
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Vermutungen, wie auch von Natur aus scharfsinnige Menschen künftige
Angelegenheiten über vergangene und gegenwärtige Dinge ermitteln.
[4] Durch eine Offenbarung seines Geistes sah der oben erwähnte Heinrich
von Köln aus dem Predigerorden,2 wie wir von ihm selbst erfahren haben,
den Orden in der Zukunft vorher, bevor er gegründet worden war. Er hatte 5
einen Ritter zum Onkel, der in Deutschland eifrig in der Pflege Gottes war,
nämlich in der Stadt Obermarsberg.3 Dieser kannte den besagten Heinrich
als scharfsinnigen jungen Mann und schickte ihn in erwachsenem Alter und
bestens in der Grammatik ausgebildet nach Paris, damit er die Dialektik und
die übrigen Künste erlerne. Nachdem dies geschehen war, starb der Onkel 10
und Heinrichs Studium wurde für drei Jahre unterbrochen, in denen er in der
vorher genannten Stadt Schulen leitete. Und nachdem nämlich diese Zeit
verstrichen war, erschien ihm sein Onkel und sprach: „Du sollst als
Heilmittel für die Strafe, durch die ich im Fegefeuer gequält werde, das
Kreuz von Jerusalem nehmen, das in Deutschland gepredigt wird, und du 15
wirst sodann übersetzen. Und genau zu der Zeit, da du zurückkehrst, wirst
du dich nach Paris aufmachen und den neuen Orden der Prediger finden,
dem du beitreten wirst. Dessen Armut sollst du nicht fürchten und seine Not
nicht verachten, weil die Predigerbrüder zum Heil vieler auf äußerst
glückliche Weise mächtig werden und gedeihen.“ Erstaunt über diese Worte 20
begann der besagte Kleriker ohne irgendein aufgeregtes Zögern das, was
ihm aufgetragen worden war. Und als er seine Pilgerreise vollendet hatte
und nach Paris zurückkehrte, fand er den Orden der Prediger neu gegründet
in den Albigenserlanden und bereits mit einem Haus in Paris vor;4 ohne
jedes Zögern trat er eine kurze Zeit später dem Orden bei. Dort erschien 25
jenem, nachdem er es viele Jahre in äußerster Demut weit gebracht hatte,
erneut sein Onkel und sagte: „Ich bin mit deiner Hilfe von der Strafe, an der
ich leiden musste, erlöst worden, du aber zögere nicht, wiederum das Meer
zu überqueren, wenn dich deine Älteren für das Hinübersenden aus wählen.“
Und obwohl Bruder Heinrich das Gesagte gewiss für sich behalten hatte, 30
^Offenbar Heinrich von Marsberg OP, deutscher Dominikaner (gest. 1254). S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,3,6. | 3Obermarsberg im Sauerland. S. hierzu STOOB,
Die Stadt Marsberg. | 4 Die Gründung des Predigerordens erfolgte zu Beginn des 13.
Jahrhunderts im Zuge der Katharer-Mission in Südfrankreich. Die sukzessive Anerkennung und
Bestätigung des Ordens nahm Honorius III. (Cencio Savelli, ca. 1160-1227; Papst seit 1216),
mit den Bullen Religiosam vitam (1216), Gratiarum omnium (1217) sowie Si personas religiosas
(1218) vor. S. hierzu Skiba, Honorius III., S. 137-163. Der Pariser Dominikanerkonvent wurde
1217/18 mit der Bestätigung durch Honorius III. gegründet. Vgl. dazu VlCAIRE, Geschichte, Bd.
2, S. 99-108 sowie COURTENAY, Donation. S. für weitere Informationen zu Honorius III. Thom.
Cantimpr. BUA 1,9,4.
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Vermutungen, wie auch von Natur aus scharfsinnige Menschen künftige
Angelegenheiten über vergangene und gegenwärtige Dinge ermitteln.
[4] Durch eine Offenbarung seines Geistes sah der oben erwähnte Heinrich
von Köln aus dem Predigerorden,2 wie wir von ihm selbst erfahren haben,
den Orden in der Zukunft vorher, bevor er gegründet worden war. Er hatte 5
einen Ritter zum Onkel, der in Deutschland eifrig in der Pflege Gottes war,
nämlich in der Stadt Obermarsberg.3 Dieser kannte den besagten Heinrich
als scharfsinnigen jungen Mann und schickte ihn in erwachsenem Alter und
bestens in der Grammatik ausgebildet nach Paris, damit er die Dialektik und
die übrigen Künste erlerne. Nachdem dies geschehen war, starb der Onkel 10
und Heinrichs Studium wurde für drei Jahre unterbrochen, in denen er in der
vorher genannten Stadt Schulen leitete. Und nachdem nämlich diese Zeit
verstrichen war, erschien ihm sein Onkel und sprach: „Du sollst als
Heilmittel für die Strafe, durch die ich im Fegefeuer gequält werde, das
Kreuz von Jerusalem nehmen, das in Deutschland gepredigt wird, und du 15
wirst sodann übersetzen. Und genau zu der Zeit, da du zurückkehrst, wirst
du dich nach Paris aufmachen und den neuen Orden der Prediger finden,
dem du beitreten wirst. Dessen Armut sollst du nicht fürchten und seine Not
nicht verachten, weil die Predigerbrüder zum Heil vieler auf äußerst
glückliche Weise mächtig werden und gedeihen.“ Erstaunt über diese Worte 20
begann der besagte Kleriker ohne irgendein aufgeregtes Zögern das, was
ihm aufgetragen worden war. Und als er seine Pilgerreise vollendet hatte
und nach Paris zurückkehrte, fand er den Orden der Prediger neu gegründet
in den Albigenserlanden und bereits mit einem Haus in Paris vor;4 ohne
jedes Zögern trat er eine kurze Zeit später dem Orden bei. Dort erschien 25
jenem, nachdem er es viele Jahre in äußerster Demut weit gebracht hatte,
erneut sein Onkel und sagte: „Ich bin mit deiner Hilfe von der Strafe, an der
ich leiden musste, erlöst worden, du aber zögere nicht, wiederum das Meer
zu überqueren, wenn dich deine Älteren für das Hinübersenden aus wählen.“
Und obwohl Bruder Heinrich das Gesagte gewiss für sich behalten hatte, 30
^Offenbar Heinrich von Marsberg OP, deutscher Dominikaner (gest. 1254). S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,3,6. | 3Obermarsberg im Sauerland. S. hierzu STOOB,
Die Stadt Marsberg. | 4 Die Gründung des Predigerordens erfolgte zu Beginn des 13.
Jahrhunderts im Zuge der Katharer-Mission in Südfrankreich. Die sukzessive Anerkennung und
Bestätigung des Ordens nahm Honorius III. (Cencio Savelli, ca. 1160-1227; Papst seit 1216),
mit den Bullen Religiosam vitam (1216), Gratiarum omnium (1217) sowie Si personas religiosas
(1218) vor. S. hierzu Skiba, Honorius III., S. 137-163. Der Pariser Dominikanerkonvent wurde
1217/18 mit der Bestätigung durch Honorius III. gegründet. Vgl. dazu VlCAIRE, Geschichte, Bd.
2, S. 99-108 sowie COURTENAY, Donation. S. für weitere Informationen zu Honorius III. Thom.
Cantimpr. BUA 1,9,4.