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BUA 11,43
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wurde er vom Magister des Ordens und den Definiteren und den
Provinzialbrüdem ins Heilige Land geschickt, von wo er später
zurückkehrte. Ein drittes Mal wurde er vom äußerst glücklichen König von
Frankreich, Ludwig,5 als Begleiter für dessen Pilgerfahrt ins Heilige Land
gewonnen. Nachdem aber Zeit vergangen war, starb er während der 5
Rückreise, auf dem Weg, der nach Frankreich zurückführte, einen
glücklichen Tod. Wie viel aber dieser Mann durch seine Predigt im Klerus
in Paris bewirkte oder durch seinen Rat auch an anderen Orten, wo er
verschiedenen Klerikern und Völkern predigte, kann, so meine ich, niemand
zur Gänze würdigen. 10
[5] Dass auch von Natur aus scharfsinnige Menschen künftige Dinge
vorhersehen, werde ich durch ein entsprechendes Beispiel nachweisen. Der
Graf von Loon an der Grenze Brabants, Ludwig mit Namen,6 hatte einen
sehr erfahrenen Arzt in seinem Gefolge. Als er seinen Weg durch ein
gewisses Dorf nahm, in dem ein Reigentanz veranstaltet wurde, sang ein 15
gewisses Mädchen von schönem Antlitz mit einer wunderbaren Süße der
Stimme den Tanzenden vor. Nachdem der Graf sie eine Stunde lang
sorgfältig angesehen hatte, ging er mit seinem Gefolge seines Weges, und
als der Arzt den Verblüfften sah, sagte er: „O Graf, du bewunderst die
Stimme und die Schönheit der Vorsingenden, mehr noch wirst du dich aber 20
darüber wundern, dass sie sterben wird.“ Kaum hatte der Arzt seine Worte
vollendet, wurde lautes Geschrei in dem Dorf erhoben und er erfuhr durch
ausgeschickte Boten, dass die besagte Sängerin einen plötzlichen Tod
erlitten hatte.7 Und bemerke, Leser, dass ich nicht glaube, dass der Arzt auf
andere Weise als durch das kaum wahrnehmbare Laster der Stimme der 25
Singenden den plötzlichen Tod bei dem Mädchen vorher erkennen konnte.
5Ludwig IX. „der Heilige" (1214-1270), König von Frankreich seit 1226, der 1248 das Kreuz
nahm. Zu seiner Verbindung mit den Mendikanten während des Kreuzzugs s. LeGoff, Ludwig
der Heilige, S. 289-302. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,3,6. | ^Offenbar
Ludwig II. (ca. 1165-1218), Graf von Loon seit 1197, Förderer der Christina Mirabilis. S. RUF,
Art. „Loon". | 7Offenbar ein Beispiel für die Tanzwut, das eine (implizite) Kritik am Tanz
vermitteln soll. S. dazu und zu mittelalterlichen Normvorstellungen in Bezug auf das Tanzen
ROHMANN, Tanzwut, S. 172-174 sowie 180-192.
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wurde er vom Magister des Ordens und den Definiteren und den
Provinzialbrüdem ins Heilige Land geschickt, von wo er später
zurückkehrte. Ein drittes Mal wurde er vom äußerst glücklichen König von
Frankreich, Ludwig,5 als Begleiter für dessen Pilgerfahrt ins Heilige Land
gewonnen. Nachdem aber Zeit vergangen war, starb er während der 5
Rückreise, auf dem Weg, der nach Frankreich zurückführte, einen
glücklichen Tod. Wie viel aber dieser Mann durch seine Predigt im Klerus
in Paris bewirkte oder durch seinen Rat auch an anderen Orten, wo er
verschiedenen Klerikern und Völkern predigte, kann, so meine ich, niemand
zur Gänze würdigen. 10
[5] Dass auch von Natur aus scharfsinnige Menschen künftige Dinge
vorhersehen, werde ich durch ein entsprechendes Beispiel nachweisen. Der
Graf von Loon an der Grenze Brabants, Ludwig mit Namen,6 hatte einen
sehr erfahrenen Arzt in seinem Gefolge. Als er seinen Weg durch ein
gewisses Dorf nahm, in dem ein Reigentanz veranstaltet wurde, sang ein 15
gewisses Mädchen von schönem Antlitz mit einer wunderbaren Süße der
Stimme den Tanzenden vor. Nachdem der Graf sie eine Stunde lang
sorgfältig angesehen hatte, ging er mit seinem Gefolge seines Weges, und
als der Arzt den Verblüfften sah, sagte er: „O Graf, du bewunderst die
Stimme und die Schönheit der Vorsingenden, mehr noch wirst du dich aber 20
darüber wundern, dass sie sterben wird.“ Kaum hatte der Arzt seine Worte
vollendet, wurde lautes Geschrei in dem Dorf erhoben und er erfuhr durch
ausgeschickte Boten, dass die besagte Sängerin einen plötzlichen Tod
erlitten hatte.7 Und bemerke, Leser, dass ich nicht glaube, dass der Arzt auf
andere Weise als durch das kaum wahrnehmbare Laster der Stimme der 25
Singenden den plötzlichen Tod bei dem Mädchen vorher erkennen konnte.
5Ludwig IX. „der Heilige" (1214-1270), König von Frankreich seit 1226, der 1248 das Kreuz
nahm. Zu seiner Verbindung mit den Mendikanten während des Kreuzzugs s. LeGoff, Ludwig
der Heilige, S. 289-302. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,3,6. | ^Offenbar
Ludwig II. (ca. 1165-1218), Graf von Loon seit 1197, Förderer der Christina Mirabilis. S. RUF,
Art. „Loon". | 7Offenbar ein Beispiel für die Tanzwut, das eine (implizite) Kritik am Tanz
vermitteln soll. S. dazu und zu mittelalterlichen Normvorstellungen in Bezug auf das Tanzen
ROHMANN, Tanzwut, S. 172-174 sowie 180-192.