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BUA 11,49
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[20] Wie schädlich solche Menschen sind, sagt der Philosoph: „Nichts ist so
gefährlich für die guten Sitten, wie bei irgendeinem Schauspiel zu sitzen.
Dann nämlich schleichen sich durch das Vergnügen Übel leichter ein“, weil
deren Gleichnisse oder Beispiele den Sinnen sichtbar eingeprägt werden.
„Dem Volk muss also der zarte und am Rechtschaffenen wenig festhaltende 5
Geist entzogen werden, weil ein Vorbild für Luxus oder ein anderes Übel
viele Übel schafft.“
[21] Dass aber die Dämonen auch solchen Leuten applaudieren, habe ich
durch einen großzügigen und wahrhaft heiligen Mann, Goswin, den Herrn
von Velpen,27 einen Ritter im Herzogtum Brabant, aus seinem äußerst 10
wahrheitsgemäßen Bericht erfahren. Jener hatte, wie er mir berichtete, einen
gewissen Diener, der mit der Nachtwache betraut war und allzu unzüchtig
und schlüpfrig Zusammenkünfte von jungen Frauen und Männern machte,
wobei er Flöten und Pfeifen spielte. Als dieser einmal am Abend die Flöte
spielte und pantomimische Bewegungen und Sprünge vorführte, sah der 15
besagte Ritter höchst eindeutig einen bösartigen gehörnten Dämonen, der
mit blitzenden und feurigen Augen vor dem Flötenspieler tanzte und sich
gemäß der Bewegung jenes Mannes an verschiedenartigen Bewegungen
erfreute. Nachdem der Herr dies also seinem Diener berichtet hatte und
jener nicht von dem verdammungswürdigen Spiel und vor allem von der 20
Anreizung der Mädchen zu unzüchtigen Gesängen ablassen wollte, schickte
er ihn weg und verstieß ihn. Jener aber beendete nach wenigen Tagen sein
elendes Leben durch einen schlechten Tod. Ein viel schrecklicheres Ereignis
als diese Sache wird der aufmerksame Leser im letzten Kapitel dieses
Buches finden, wo es um die Hinterlisten der Dämonen geht.28 25
^Offenbar aus dem Haus der Herren von Velpen in Brabant; die Person des Goswin ist jedoch
nicht zu identifizieren. | 28S. mit einem weiterem Exempel zum Flötenspiel Thom. Cantimpr.
BUA 11,57,4-
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[20] Wie schädlich solche Menschen sind, sagt der Philosoph: „Nichts ist so
gefährlich für die guten Sitten, wie bei irgendeinem Schauspiel zu sitzen.
Dann nämlich schleichen sich durch das Vergnügen Übel leichter ein“, weil
deren Gleichnisse oder Beispiele den Sinnen sichtbar eingeprägt werden.
„Dem Volk muss also der zarte und am Rechtschaffenen wenig festhaltende 5
Geist entzogen werden, weil ein Vorbild für Luxus oder ein anderes Übel
viele Übel schafft.“
[21] Dass aber die Dämonen auch solchen Leuten applaudieren, habe ich
durch einen großzügigen und wahrhaft heiligen Mann, Goswin, den Herrn
von Velpen,27 einen Ritter im Herzogtum Brabant, aus seinem äußerst 10
wahrheitsgemäßen Bericht erfahren. Jener hatte, wie er mir berichtete, einen
gewissen Diener, der mit der Nachtwache betraut war und allzu unzüchtig
und schlüpfrig Zusammenkünfte von jungen Frauen und Männern machte,
wobei er Flöten und Pfeifen spielte. Als dieser einmal am Abend die Flöte
spielte und pantomimische Bewegungen und Sprünge vorführte, sah der 15
besagte Ritter höchst eindeutig einen bösartigen gehörnten Dämonen, der
mit blitzenden und feurigen Augen vor dem Flötenspieler tanzte und sich
gemäß der Bewegung jenes Mannes an verschiedenartigen Bewegungen
erfreute. Nachdem der Herr dies also seinem Diener berichtet hatte und
jener nicht von dem verdammungswürdigen Spiel und vor allem von der 20
Anreizung der Mädchen zu unzüchtigen Gesängen ablassen wollte, schickte
er ihn weg und verstieß ihn. Jener aber beendete nach wenigen Tagen sein
elendes Leben durch einen schlechten Tod. Ein viel schrecklicheres Ereignis
als diese Sache wird der aufmerksame Leser im letzten Kapitel dieses
Buches finden, wo es um die Hinterlisten der Dämonen geht.28 25
^Offenbar aus dem Haus der Herren von Velpen in Brabant; die Person des Goswin ist jedoch
nicht zu identifizieren. | 28S. mit einem weiterem Exempel zum Flötenspiel Thom. Cantimpr.
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