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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0872
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BUA 11,50

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im Ganzen kleine Tiere mit dem allerhässlichsten Fell, die im Gesicht
ungefähr Ähnlichkeit mit einer Kröte hatten, hinten jedoch unterschiedlich
geformt waren und wie sieben Dämonen seiner Laster erschienen.
Wunderbare Sache! Kaum war ein wenig Zeit vergangen und kaum hatten
sich die Tiere in Fäulnis aufgelöst, da begann sein Leib wieder völlig 5
aufzublühen; die Gestalt des Büßers wurde an Geist und Körper auf höchst
unversehrte Weise bewahrt, und er diente vielen später als Beispiel.
[3] Ebenso ist sehr bemerkenswert, was im Text selbst gesagt wird: dass
man an der Vortrefflichkeit auch den gesunden Zustand der Bienen erkennt.
Was aber wird hier mit der Vortrefflichkeit bezeichnet, wenn nicht die 10
Reinheit des Gewissens? Über sie wird nämlich im Buch des Ecclesiasticus
gesagt: „Wer die Lauterkeit des Herzens liebt, wird den König zum Freund
haben;“ jenen nämlich, der gesagt hat: „Selig sind die, die ein reines Herz
haben, denn sie werden Gott schauen.“ Solche waren und sind || die Äugender
Propheten, welche die Dinge, die vom Beginn der Welt an bestanden, bestehen werden und 15
nun bestehen, || sehr tüchtig betrachten, und bald stillschweigend, bald
ausdrücklich, bald halb bedeckt, bald mit den ausgezeichnetsten Worten
vorhersagten. Von der Vortrefflichkeit dieser Reinheit und Gnade,
gleichsam von der weißesten Milch des Lotus sind „die Augen der Tauben“,
der heiligen Tiere nämlich, die in und über „den Wolken und zu ihren 20
Maueröffhungen fliegen“ und von Weitem die himmlische Heimat erspähen
und diese begierig, aber noch nicht wirksam zu betreten wünschen und
zugleich ersehnen. Einige treten dennoch mit Paulus ein und werden durch
den Geist „in das Paradies“ entrückt, jedoch nur für eine kurze Zeit und
Weile. 25
[4] Die Nonne Elisabeth, genannt von Wans, die von edler Abstammung
und Lebensführung war,1 war in einem Kloster in Brabant, das Aywieres
genannt wird,2 beinahe von Geburt an Christus höchst ergeben. Weil ihre

^Elisabeth von Wans (gest. 1250), Nonne im Zisterzienserinnenkloster Aywieres. Laut der ,, Vita
der Lutgard von Aywieres“ war sie vor ihrem Eintritt in Aywieres Äbtissin des
Benediktinerinnenklosters St. Desiderius bei Nogent-sur-Seine (Champagne). S. Thom.
Cantimpr. Vita S. Lutgardis 111,21 sowie MERIL-BELLINI DELLE STELLE, Caritas et familiaritas, S.
59-62 sowie 74-75. | 2Zisterzienserinnenabtei von Aywieres, gegründet um 1215. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 11,7,2.
 
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