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BUA 11,51
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äußersten Gefahr für sein Leben Barmherzigkeit verweigert haben, jenem
die Unbill des ewigen Todes verschafft haben. Ich bitte also darum und rufe
alle beim Vergießen des Blutes von Jesus Christus dazu auf, dass jeder
Orden sich vor so etwas hüte, um nicht - so wie einst das erwählte Volk
Gottes für die Sünde Ahas’ gegeißelt wurde - jetzt für ein solches Vergehen 5
gegeißelt zu werden, welches, wie man erkennt, dennoch ins Unermessliche
größer ist. Was sind nämlich die goldene Regel oder der scharlachrote
Mantel im Vergleich zu einer Seele, die durch das wertvolle Blut Christi
erlöst wurde? Und nicht nur irgendein Verbrecher allein, sondern der ganze
Orden wird, entweder mitwissend oder es verschweigend, gegeißelt. 10
[10] Die Bienen der Gläubigen sollen also lernen, dass sie - auch wenn sie
einmal durch die Sünde gestorben sind - dennoch innerhalb der
Bienenstöcke der Kirche einstweilen bei guten Werken verharren und nicht
durch Verzweiflung oder Überdruss mutlos werden sollen, wenn sie sich
nicht bald wieder nach Gutdünken zur lebendigen Stärke voller Gnade 15
aufrichten. Von den sterblichen Sünden also weichen sie als Erstes mit
Tugend zurück; schließlich werden die durch ihr Gewissen Angespomten
auf demütige Weise aufgezehrt, damit von da an diejenigen, die gebeichtet
haben, ohne Verstellung unter Tränen oder mit Schmerzen durch die Buße
wiederbelebt werden. 20
[11] Wie klug es aber ist, in diesem Leben Buße zu tun, wird das folgende
Beispiel zeigen. Wie der vorher genannte Magister Albert, ein Bruder des
Predigerordens || und später Bischof von Regensburg,14 || berichtete und ihm von
Leuten, die mit der Sache vertraut waren, zugetragen worden war, gab es
einen frommen und guten Mann, der nach langer Buße, die er besonnen 25
geleistet hatte, einer sehr schweren Krankheit anheimfiel, durch die er ein
Jahr lang nicht wenig gequält wurde; er bat daraufhin den Herrn unter
Tränen, dass er seinem schweren Leiden ein Ende setzen möge, indem er
^Albertus Magnus OP (um 1200-1280), Philosoph und Gelehrter. Für weitere Informationen s.
Thom. Cantimpr. BUA 1,20,10.
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äußersten Gefahr für sein Leben Barmherzigkeit verweigert haben, jenem
die Unbill des ewigen Todes verschafft haben. Ich bitte also darum und rufe
alle beim Vergießen des Blutes von Jesus Christus dazu auf, dass jeder
Orden sich vor so etwas hüte, um nicht - so wie einst das erwählte Volk
Gottes für die Sünde Ahas’ gegeißelt wurde - jetzt für ein solches Vergehen 5
gegeißelt zu werden, welches, wie man erkennt, dennoch ins Unermessliche
größer ist. Was sind nämlich die goldene Regel oder der scharlachrote
Mantel im Vergleich zu einer Seele, die durch das wertvolle Blut Christi
erlöst wurde? Und nicht nur irgendein Verbrecher allein, sondern der ganze
Orden wird, entweder mitwissend oder es verschweigend, gegeißelt. 10
[10] Die Bienen der Gläubigen sollen also lernen, dass sie - auch wenn sie
einmal durch die Sünde gestorben sind - dennoch innerhalb der
Bienenstöcke der Kirche einstweilen bei guten Werken verharren und nicht
durch Verzweiflung oder Überdruss mutlos werden sollen, wenn sie sich
nicht bald wieder nach Gutdünken zur lebendigen Stärke voller Gnade 15
aufrichten. Von den sterblichen Sünden also weichen sie als Erstes mit
Tugend zurück; schließlich werden die durch ihr Gewissen Angespomten
auf demütige Weise aufgezehrt, damit von da an diejenigen, die gebeichtet
haben, ohne Verstellung unter Tränen oder mit Schmerzen durch die Buße
wiederbelebt werden. 20
[11] Wie klug es aber ist, in diesem Leben Buße zu tun, wird das folgende
Beispiel zeigen. Wie der vorher genannte Magister Albert, ein Bruder des
Predigerordens || und später Bischof von Regensburg,14 || berichtete und ihm von
Leuten, die mit der Sache vertraut waren, zugetragen worden war, gab es
einen frommen und guten Mann, der nach langer Buße, die er besonnen 25
geleistet hatte, einer sehr schweren Krankheit anheimfiel, durch die er ein
Jahr lang nicht wenig gequält wurde; er bat daraufhin den Herrn unter
Tränen, dass er seinem schweren Leiden ein Ende setzen möge, indem er
^Albertus Magnus OP (um 1200-1280), Philosoph und Gelehrter. Für weitere Informationen s.
Thom. Cantimpr. BUA 1,20,10.