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BUA 11,52
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den Herrn, dass er ihm - wenn er zu erlösen sei - irgendein Zeichen geben
möge. Und wenig später öffnete sich der Himmel und er wurde von Licht
umflossen und auf vollkommenste Weise zur Lebenshoffnung bestärkt. Und
es war nicht verwunderlich, weil sich der Mensch glücklich schätzen kann,
dem sich der Himmel öffnete. 5
[6] Was aber die Philosophen über das Gut des Todes und einen glücklichen
Tod denken, wollen wir nun hören. „Solange das Leben angenehm ist, ist
die Bedingung für den Tod günstig.“ Einen angenehmen Tod aber erkennst
du, wenn du - da du bemerkst, dass nichts im Gewissen tadelnswert ist -
dem Tod freundlich entgegen siehst. „Sterben ist glücklich, solange man 10
sich im Frieden befindet.“ „Derjenige, der zu sterben beschließt, ist
erträglicher als derjenige, der schlecht lebt.“ „Es ist nämlich nicht gut, zu
leben, sondern gut zu leben.“ „Der Weise soll daher stets bedenken, wie das
Leben ist, nicht, wie lange es ist.“ „Es hat keine Bedeutung schneller zu
sterben oder langsamer; aber gut zu sterben bedeutet, der Gefahr eines 15
schlechten Lebens zu entkommen.“ „Das ewige Gesetz hat nichts Besseres
gemacht, als dass es uns einen Eingang gegeben hat, aber viele Ausgänge.“
„Menschliche Dinge sind an einem guten Ort, weil niemand unglücklich ist,
außer durch seinen eigenen Fehler.“ „Willst du frei gegenüber deinem
Körper sein? Beherrsche ihn so, als ob du immer ausziehen wirst.“ „Wenn 20
jener Tag kommt, der diese Mischung aus Göttlichem und Menschlichem
trennt,“ wird die Zeit, wenn sie nicht gekommen ist, so sage ich, mir mich
selbst zurückgeben, „und ich bin dennoch nicht ohne mich, sondern ich
werde von der schweren Last der Erde zurückgehalten durch dieses
sterbliche Verweilen, mit dem das Vorspiel zu jenem besseren Leben 25
gegeben wird.“ „Was auch immer dich umgibt, betrachte es wie die Bürde
eines an der Stelle Verweilenden. Man muss weitergehen, denn die Natur
prüft den, der zurückgeht, so wie er eintritt. Es ist nicht erlaubt, mehr
mitzunehmen, als du mitgebracht hast; sogar von dem, was du zum Leben
mitgebracht hast, muss ein großer Teil abgelegt werden.“ „Verzichte also 30
mit gleichmütigem Geist auf die überflüssigen Körperteile und lege den
schon lange bewohnten Körper ab. Er wird zerstückelt, vergraben und
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den Herrn, dass er ihm - wenn er zu erlösen sei - irgendein Zeichen geben
möge. Und wenig später öffnete sich der Himmel und er wurde von Licht
umflossen und auf vollkommenste Weise zur Lebenshoffnung bestärkt. Und
es war nicht verwunderlich, weil sich der Mensch glücklich schätzen kann,
dem sich der Himmel öffnete. 5
[6] Was aber die Philosophen über das Gut des Todes und einen glücklichen
Tod denken, wollen wir nun hören. „Solange das Leben angenehm ist, ist
die Bedingung für den Tod günstig.“ Einen angenehmen Tod aber erkennst
du, wenn du - da du bemerkst, dass nichts im Gewissen tadelnswert ist -
dem Tod freundlich entgegen siehst. „Sterben ist glücklich, solange man 10
sich im Frieden befindet.“ „Derjenige, der zu sterben beschließt, ist
erträglicher als derjenige, der schlecht lebt.“ „Es ist nämlich nicht gut, zu
leben, sondern gut zu leben.“ „Der Weise soll daher stets bedenken, wie das
Leben ist, nicht, wie lange es ist.“ „Es hat keine Bedeutung schneller zu
sterben oder langsamer; aber gut zu sterben bedeutet, der Gefahr eines 15
schlechten Lebens zu entkommen.“ „Das ewige Gesetz hat nichts Besseres
gemacht, als dass es uns einen Eingang gegeben hat, aber viele Ausgänge.“
„Menschliche Dinge sind an einem guten Ort, weil niemand unglücklich ist,
außer durch seinen eigenen Fehler.“ „Willst du frei gegenüber deinem
Körper sein? Beherrsche ihn so, als ob du immer ausziehen wirst.“ „Wenn 20
jener Tag kommt, der diese Mischung aus Göttlichem und Menschlichem
trennt,“ wird die Zeit, wenn sie nicht gekommen ist, so sage ich, mir mich
selbst zurückgeben, „und ich bin dennoch nicht ohne mich, sondern ich
werde von der schweren Last der Erde zurückgehalten durch dieses
sterbliche Verweilen, mit dem das Vorspiel zu jenem besseren Leben 25
gegeben wird.“ „Was auch immer dich umgibt, betrachte es wie die Bürde
eines an der Stelle Verweilenden. Man muss weitergehen, denn die Natur
prüft den, der zurückgeht, so wie er eintritt. Es ist nicht erlaubt, mehr
mitzunehmen, als du mitgebracht hast; sogar von dem, was du zum Leben
mitgebracht hast, muss ein großer Teil abgelegt werden.“ „Verzichte also 30
mit gleichmütigem Geist auf die überflüssigen Körperteile und lege den
schon lange bewohnten Körper ab. Er wird zerstückelt, vergraben und