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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0966
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BUA 11,53

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größter Ruhe ausgeführt worden waren, gemeinsam Gott ihren Dank
erwiesen und den Herrn in seiner wunderbaren Größe priesen. Und so kehrte
ein jeder mit Freude in seine Heimat zurück.
[31] Und wir haben aus sehr glaubwürdiger Quelle erfahren, dass ein
gewisser Mann, der plötzlich verstorben war und zu den Strafen des 5
Fegefeuers hinüberging, durch die Gebete eines gewissen sehr heiligen
Mannes wieder ins Leben zurückgerufen wurde. Dieser berichtete solche
Dinge, die er im Fegefeuer gesehen und gehört hatte. Die Seele eines
gewissen Mannes, den er früher in seinem Leben gekannt hatte, wurde dort
sehr schwer gefoltert. Inmitten der Feuer rief jene plötzlich frohlockend aus: 10
„Ach, barmherzigster Gott, ,du hast mich ganz und gar nicht vergessen/“
Zu ihr sagte eine Seele, die gemeinsam mit ihr bestraft wurde: „Wie kannst
du, Elendste, inmitten so schrecklicher Strafen frohlocken?“ Und jene
antwortete: „Ich tanze aus gutem Grunde vor Freude, denn es ist mir vom
Herrn zu verstehen gegeben worden, dass in diesem Moment ein Knabe 15
geboren worden ist, der viel später einmal Priester werden wird und bei
dessen Messe, wenn er sie zum ersten Mal feiert, ich von diesen Strafen zur
Ruhe auffliegen werde.“
[32] Aber ich habe gehört, dass auch mein Vater mich, als ich noch ein
Knabe war, zum Schriftstudium und zu einem keuschen Leben bewegen 20
wollte und mir dabei öfter unter Tränen und voller Demut Folgendes
berichtete: „Nachdem ich einst das Meer überquert hatte, um das Heilige
Land und Jerusalem zu besuchen, bin ich zu einem Berg gekommen, den
man den ,Schwarzen Berg‘ nennt, wo hier und da viele heilige Männer als
Einsiedler dem Herrn dienten. Einem von ihnen beichtete ich also meine 25
Sünden und erhielt die Antwort, dass ich mich von meiner Sündenschuld
nicht leicht befreien könne, dass ich aber, wenn ich einen Sohn bekäme,
diesen zum Studium brächte und er ein für Christus tauglicher Priester
würde, durch ihn am ehesten Hilfe bekommen könne.“ Aufgrund seines
Ratschlags bin ich also zur Schule geschickt worden; und ich hoffe, dass 30
ihm mit der Hilfe göttlicher Gnade sowohl durch mich (wenngleich ich
nicht besonders geeignet bin), als auch durch andere, die ich mit Erfolg -
 
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