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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0347
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346 I Christina Lutter

Staufern betrafen Otto, damals schon Bischof von Freising in Bayern, ebenfalls
direkt. Zwei seiner eigenen Brüder profitierten von den gewaltsamen Konflik-
ten, die auch seine Diözese Freising verwüsteten. Sie wurden kurzfristig Her-
zöge von Bayern, bis Kaiser Friedrich das Problem salomonisch durch die Erhe-
bung der Mark Österreich zum Herzogtum löste.13
Ottos biographische Konstellation zwischen geistlichen und weltlichen Inter-
essen und inmitten eines Beziehungsgeflechts einflussreicher politischer Akteure
mit oft widersprüchlichen Loyalitäten ist sicher spektakulär. Zugleich ist sie auch
typisch für Machteliten im Südosten des römisch-deutschen Reiches, deren terri-
toriale Grundlagen sich im Zeitraum zwischen dem späten 11. und dem frühen
13. Jahrhundert in eben diesen Konflikten formierten und verstetigten.14 Dazu
trugen die geistlichen Reformbewegungen, die diesen Zeitraum europaweit cha-
rakterisierten, maßgeblich bei. Otto selbst begann seine Karriere als Propst in
der väterlichen Gründung Klosterneuburg, bevor er mit einigen anderen jungen
Adeligen aus der babenbergischen Klientel nach Frankreich aufbrach. Von dort
kehrte er begeistert vom Reformorden der Zisterzienser mit einer neuen Grün-
dungsidee an die Donau zurück. Später wurde er Abt im französischen Mori-
mond und Bischof von Freising. Sein Vater Leopold III. wiederum nahm die Idee
des Sohnes auf und gründete 1133/1135 Heiligenkreuz als erstes Zisterzienser-
kloster in der babenbergischen Mark, das später den meisten babenbergischen
Landesfürsten als Grablege dienen sollte.15 Kurz darauf (1136) erfolgte die Weihe
der 1114 begonnenen Kirche von Klosterneuburg, dem Zentrum der landesfürst-
lichen Repräsentation dieser Jahrzehnte. Weder die zeitliche Nähe noch die Ver-
schränkung geistlicher und weltlicher Motive sind Zufall, sondern Ausdruck des
planvollen Vorgehens des Markgrafen bei der Etablierung geistlicher Stützpunkte
in dem allmählich entstehenden Land.16 Dasselbe gilt für den Ausbau „fester"

13 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I. imperatoris, hg. von Georg WAITZ/Bernhard VON
Simson, MGH SRG in usum scholarum separatim editi 46, Nachdruck Hannover 1912; siehe
dazu Goetz, Geschichtsbild sowie Ehlers, Otto von Freising (beide wie Anm. 9); außer-
dem Jonathan R. Lyon, Princely Brothers and Sisters: The Sibling Bond in German Politics,
1100-1250, Ithaca (NY) 2013, S. 80-88.

14 Für den weiteren politischen Kontext vgl. die Beiträge in: The Origins, hg. Loud/Schenk
(wie Anm. 4), für den hier relevanten Zusammenhang den Beitrag von Lutter, Babenbergs
(wie Anm. 4).

15 Christina Lutter, „Locus horroris et vastae solitudinis"? Zisterzienser und Zisterzienserin-
nen in und um Wien, in: Historisches Jahrbuch 132 (2012), S. 141-176, hier bes. S. 142-148.

16 Brunner, Herzogtümer und Marken (wie Anm. 4); und Heinz DoPSCH/Karl Brunner/
Maximilian Weltin, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter, hg.
von Herwig Wolfram (Österreichische Geschichte im Hochmittelalter 1122-1278), Wien
2003, bes. der Abschnitt „Herrschaftsbildung und Landwerdung im Ostalpenraum", S. 209-
440; Maximilian Weltin, Das Land und sein Recht. Ausgewählte Beiträge zur Verfassungs-
 
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