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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 1): Divinatorische Texte: I. Terrestrische, teratologische, physiognomische und oneiromantische Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.32126#0011
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Keilschrifttexte medizinischen Inhalts sind durch die Arbeiten E.
Ebelings 14 und vor allem F. Köchers 15 weitgehend bekannt
geworden. Ein beträchtlicher Anteil der Tontafeln aus der
Bibliothek des Assur-Tempels, aus der Bibliothek des Kisir-
Assur und viele der übrigen in Assur gefundenen Tontafeln
‘literarischen’ Inhalts blieben indes lange Zeit unbeachtet und bis
heute unbekannt. 16

Die Veröffentlichung ‘literarischer’ Keilschrifttexte aus
Assur wird nun in der neu geschaffenen Reihe Keilschrifttexte
aus Assur literarischen Inhalts fortgesetzt. Der Name der Reihe
knüpft bewußt zu Ehren Erich Ebelings an die Titel seiner
umfangreichen Werke Literarische Keilschrifttexte aus Assur
(Berlin 1953) und Keilschrifttexte aus Assur religiösen Inhalts
(Leipzig [1915-] 1919 undLeipzig [1920-] 1923) an.

Den ersten Band der Keilschrifttexte aus Assur literarischen
Inhalts, der der altorientalischen Divination gewidmet ist, legt
Nils Heeßel vor. Durch Umschriften, Übersetzungen und keil-
schriftliche Facsimiles erschließt er dem Fachmann ebenso wie
einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit eine Gruppe
von Vorzeichensammlungen, die in Assur wirkende
Zukunftsdeuter als Studienmaterial und als Nachschlagewerke
verwendeten. 17 In den kommenden Jahren sollen 15 weitere
Bände folgen, in denen jeweils eine thematisch definierte Gruppe
von ‘literarischen’ Keilschrifttexten aus Assur präsentiert wird.
Jeder Band wird keilschriftliche Faksimiles (sog. Autographien),
Transliterationen, Übersetzungen und Kommentare enthalten.
Die keilschriftlichen Facsimiles sollen das Schriftbild so ori-
ginalgetreu wie möglich wiedergeben. Sie sind immer im
Maßstab 2:1 abgebildet. Der Leser wird so die sehr unterschied-
lichen Schriftgrößen der einzelnen Keilschrifttexte sofort bemer-
ken. Tontafeln, die so groß sind, daß ihre Abbildung im Maßstab
2:1 auf einer Seite keinen Platz findet, werden in Teilstücken prä-
sentiert, aber zusätzlich als Ganzes in kleinerem Maßstab gezeigt.
Dies erschien notwendig, da nur so eine klare Vorstellung von
dem Layout einer solchen Tontafel vermittelt werden kann. Jeder
Band der Reihe Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts
wird mit einer ausführlichen Einleitung, einem Katalog der bear-
beiteten Keilschrifttexte und Konkordanzen versehen sein. Wie
bereits der vorliegende erste Band erkennen läßt, gelingt es, mit
dem unveröffentlicht gebliebenen Inschriftenmaterial aus Assur
bislang unbekannte altorientalische Texte erstmals zu erschließen
und die Kenntnis anderer, nur teilweise bekannter Werke erheb-
lich zu erweitern.

14 Keilschrifttafeln medizinischen Inhalts I, Archiv für Geschichte der Medizin
13 (1921), 1-42; ders., Keilschrifttexte medizinischen Inhalts II-IV, Archiv
für Geschichte der Medizin 13 (1921), 129-145; 14 (1923), 26-47 und 65-78.
F. Köcher, Die Babylonisch-assyrische Medizin in Texten und
Untersuchungen, Band I-VI, Berlin 1963-1980.

^ Von den etwa 4500 Titerarischen’ Keilschrifttexten aus Assur waren bislang
1733 weder autographiert noch in der Fachliteratur erwähnt. Insgesamt 2146
der 4500 ‘literarischen’ Texte wurden noch nicht in keilschriftlichem
Facsimile vorgelegt.

17 In weiteren Bänden werden die übrigen divinatorischen Texte aus Assur, die
astrologischen Omina, Textvertreter der Omenserie iqqur Ipus sowie die
Opferschau-Omina, zugänglich gemacht.

Der Vorlage des ersten Bandes der Reihe Keilschrifttexte aus
Assur literarischen Inhalts geht eine lange Zeit der
Forschungstätigkeit voran. Schon seit 1987, noch vor dem Fall
der Berliner Mauer, hatte ich dank der Großzügigkeit von Frau
Dr. Liane Jakob-Rost, der damaligen Direktorin des
Vorderasiatischen Museums zu Berlin (DDR), die Gelegenheit,
veröffentlichte und unveröffentlichte ‘literarische’ Keilschrift-
texte aus Assur zur Kenntnis zu nehmen. Dabei wuchs rasch die
Einsicht, daß ein systematisches Studium der unveröffentlicht
gebliebenen ‘literarischen’ Keilschrifttexte aus Assur durchaus
lohnenswert sein würde. In den frühen 90er Jahren war die Idee
entstanden, in Kooperation von Deutscher Orient-Gesellschaft
und Vorderasiatischem Museum Bearbeitung und Veröffent-
lichung der Funde aus Assur wiederaufzunehmen. Als ich im
Jahre 1997 den Leibniz-Förderpreis erhielt, lag es nahe, mit dem
Preisgeld eine Forschungsstelle aufzubauen, die sich der
Erfassung, Bearbeitung und Veröffentlichung der ‘literarischen’
Keilschrifttexte aus Assur widmet. Da dieser Plan sowohl durch
die damalige Direktorin des Vorderasiatischen Museums, Frau
Dr. Evelyn Klengel-Brandt, als auch durch den Vorstand der
Deutschen Orient-Gesellschaft tatkräftige Unterstützung erfuhr,
konnte er rasch umgesetzt werden. Schon bald stellte auch die
Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg die notwendigen (und
sehr schönen) Räumlichkeiten für die Forschungsstelle in der
Heidelberger Hauptstr. 126 zur Verfügung.

Zunächst galt es, den damals weitgehend unbekannten
Bestand an unveröffentlichten ‘literarischen’ Keilschrifttexten
aus Assur zu erfassen. Eine mehrfache Freistellung von der
Lehre gestattete mir, bei längeren Forschungsaufenthalten im
Vorderasiatischen Museum die gesamte Berliner
Tontafelsammlung durchzusehen, die aus Assur stammenden
Texte mit Hilfe der Museumsinventare zu identifizieren und
diese in einem digitalen Karteikartenprogramm zu erfassen. Für
den intemen Gebrauch entstand so ein immer wieder aktualisier-
ter Katalog, in dem nach und nach alle aus Assur stammenden
Tontafeln erfaßt, und so weit sich dies als möglich erwies,
bestimmt und beschrieben wurden. Die wichtigen Vorarbeiten
von Olof Pedersen 18 bildeten hierfür die Gmndlage.

Im folgenden wurden Photoarchive aufgebaut, die ein inten-
sives Studium der Keilschrifttexte aus Assur außerhalb der
Museen möglich machen. Der Vorstand der Deutschen Orient-
Gesellschaft erteilte großzügig die Erlaubnis, ein Doppel der
Photodokumentation der Ausgräber Assurs anzulegen. Auch das
Vorderasiatische Museum gestattete, eine Kopie der dort aufge-
bauten Sammlung photographischer Aufnahmen von
Keilschrifttexten aus Assur anzufertigen. Die sehr erfahrene
Photographin Frau Marianne Kosanke (Berlin), die 1998 als die
erste Mitarbeiterin der Forschungsstelle gewonnen werden konn-
te, liefert darüber hinaus hervorragende Aufnahmen der
Keilschrifttexte, die die Grundlage aller weiteren Forschungs-
arbeit bilden. Die für die Forschungsstelle so wichtige Betreuung
und Verwaltung der Photoarchive liegt in den Händen von Erika
Seling.

Siehe oben, Anm. 2.

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