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Ritualbeschreibungen und Gebete II

8 [ mehr a]ls ’ zuvor übe [r
9 [ ] meiner Vorväter (?) baute ich [
10 [ ]... Leben ... [
11 ... ist erbaut und ... [
12 Im Eingang des Assur [
13 Beim Betret[en

Bemerkungen:

Vs. 3’
4’
5’
6’
7'
9’
11’
14’

15’f.

Rs. 2

Dieser Hymnus eines assyrischen Königs ist möglicherweise an mehrere Götter adressiert. Vs. 7 scheint auf den
Sonnengott Samas zu verweisen. Namentlich im ersten erhaltenen Abschnitt der Vorderseite wird wohl zudem
auf die Funktion des betreffenden Gottes als Richter von Unbotmäßigen und Übeltätern angespielt, was ebenfalls
auf Samas hindeutet. Allerdings spielt wohl auch der Wettergott Adad eine wichtige Rolle. Gerade die auf ihn zu
beziehenden Passagen stellen das vorliegende Fragment phraseologisch in die Nähe von VAT 9564 (+) 9648 (=
KAL 3. Nr. 28). einer Weihinschrift, die Adad gewidmet ist. Inhaltliche Beziehungen dieses Textes zu RIMA 3.
A.0.102.12. Iff. ließen E. Frahm an eine Datierung in die Regierungszeit Salmanassars III. denken. Trifft das zu.
wäre eine entsprechende Datierung angesichts der paläographischen Übereinstimmungen zu KAL 3. Nr. 28 auch für
den vorliegenden Text zu postulieren.
Die Erwähnung des Komplexes des Assur-Tempels in der Stadt Assur stellt, wenn richtig gelesen, eine Verbindung
zu Rs. 12 her. Ein unmittelbarer Bezug zu dem Gott Assur ist daraus allerdings nicht abzuleiten, da dem Anschein
nach, wie oben dargelegt, eher Samas und Adad Adressaten dieses Gebetes sind.
„ur-ta" ist wohl zawuhirtu ..Weisung” zu stellen (vgl. KAR 66:22. Samas gibt Weisungen an die Lebenden und die
Toten). Von den Verben, die gewöhnlich mit wu”urtu verbunden werden, kommt nach formalen wie inhaltlichen
Kriterien am ehesten sakänu S in der Bedeutung ..versehen sein lassen mit” infrage.
Von den beiden Zeichen vor dem Bruch ist vermutlich die Präposition elu abzutrennen. In der Bedeutung ..mehr als”
könnte es sehr wohl das Zahlwort limu ..tausend” nach sich ziehen. Die Schreibung li-im entspräche jedenfalls der
Konvention (s. AHw 553f.).
Am Beginn der Zeile ist at-ta sicher. Die darauf folgenden Zeichen kann ich nicht sinnvoll dazu in Beziehung
setzen. Statt des Personalpronomens atta sollte auch eine Verbalform der 1. Pers. Sg. nicht völlig ausgeschlossen
werden. In diesem Fall wäre allerdings die im Kommentar zu Z. 15’ vorgeschlagene Rekonstruktion des inhaltlichen
Aufbaus zu revidieren, wonach die Hinwendung zum Sprecher erst in 15’f. erfolgt.
Zum Gott Samas als Hirte vgl. KAR 55:5 SIPA sa nise ..Hirte der Menschen” (E. Ebeling. AGH. 53); BWL 126:26
at-ta-ma na-qid-si-na sä e-lis u sap-lis. „you are their keeper in upper and lower regions”.
Die ..Unwilligen” (Ja mägiri) werden stets als hassenswertes Objekt geschildert, das auf mannigfaltige Art bekämpft
werden muss (vgl. hierzu CAD M/I 45).
Die Hinwendung zu Adad. die in Z. 14’ evident wird, ergibt sich mittelbar bereits hier, da man den Wettergott
als denjenigen preist, der die Vegetation wachsen lässt (D. Schwemer. Wettergottgestalten. 438f.; zu der Phrase
bwz/1- des-su-u ur-qi-ti s. ebd.. 675).
Das Epitheton gugal same ist für den Gott Adad häufig bezeugt (D. Schwemer. Wettergottgestalten. 708). In Kö-
nigsinschriften finden sich Belege bei Salmanassar III. (RIMA 3. A.0.102.12:1. s. o.) und Adad-närän III. (z. B.
RIMA 3. A.0.104.6 passim).
Die enge Verbindung der Landwirtschaft zur Viehzucht erklärt, dass das Wirken Adads auch in diesem Bereich als
segensreich angesehen wird (D. Schwemer. op. eit. 439). Häufig werden dabei tarbasu und supüru in literarischen
Textenals zusammengehörig angesehen (s. CAD S 396f. und CAD T 219f.; eine hiervorauszusetzende Schreibung
mit ,,ta-ar-' stützt eine Datierung nach der mittelassyrischen Periode). Dabei verwendet man die erstgenannte Bau-
lichkeit vorrangig zur Haltung von Rindern, während die zweite für Kleinvieh vorgesehen ist (vgl. JNES 33. 288;
M. Sidersky. JRAS 1920 566:18f. tarbas alpika hi sumdul supür senika In ritpus).
Hier erfolgt die inhaltliche Wendung hin zum König, der in der ersten Person spricht. Die vorgeschlagene Ergän-
zung zu nuhsu böte einen neuen Beleg für die häufige Verbindung mit palü ..Regierungsjahre” (s. CAD P 7 If).
Das Hervorbringen von Fülle und Überfluss gehört zu jenen Bereichen, in denen göttliches Handeln segensreich
wirkt (CAD N/II 320 b-d). Die Orthographie des als -uh- gedeuteten Zeichens unterstützt im Übrigen die früh-
neuassyrische Datierung, indem entgegen der mittelassyrischen Schreibkonvention bei gebrochenen waagerechten
Zeichenelementen der zweite Eindruck häufig raumgreifender erscheint als der erste (vgl. etwa ..DINGIR” in Z. 11’
und 14’). Das Pluralzeichen mes wird regelmäßig me+es geschrieben.
Der fragmentarische Zustand dieses Textabschnittes lässt keine eindeutige Entscheidung darüber zu. in welchem
Zusammenhang die ..Fluten” hier zu sehen sind. Nimmt man einen Bezug zu Adad als dem Gott an. der den Men-
schen das Leben spendende Wasser bereitstellt, wäre an jene Gebetsbeschwörung AOAT 34. 53 zu denken, wo es in
Z. 9 heißt: \ba-b~\il ILLU ana UN.MES a-pa-a-ti ..[der] den weit verbreiteten Menschen das Hochwasser [br]ingt”
(zur jetzt gesicherten Zuordnung zu Adad s. D. Schwemer. Wettergottgestalten. 675). Eine andere Möglichkeit sollte
angesichts der für Z. 9 vorgeschlagenen Erwähnung der königlichen Vorgänger nicht ausgeschlossen werden: Im
Rassam-Zylinder Sanheribs erscheint eine gewaltige Hochflut als zerstörerische Kraft, die zum Neubau des Königs-
palastes führt (s. E. Frahm. Einleitung. 56).
Ein Dt-Stamm von sapäkijm) ist bisher nicht bezeugt. Subjekt dürfte der König selbst sein. Angesichts der vor-
angehenden Zeile könnte vermutet werden, dass sapäkijm) D hier eher mit ..ausgießen” wiederzugeben ist als mit
..auftürmen” (s. CAD S/I 420 „to make up piles. to heap up Stores”; „to pour”).
 
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