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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0078
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Einleitung des Herausgebers

LXXVII

der Weltanschauungen. Das Projekt sollte eine »Weltgeschichte der Denkformen«,
eine »Weltgeschichte der philosophischen Gehalte« sowie eine »Weltgeschichte der
philosophischen Persönlichkeiten« umfassen. Offensichtlich ist die Weltanschau-
ungsthematik vor allem in der geplanten Unterteilung der Weltgeschichte der philo-
sophischen Gehalte, in deren Rahmen neben einer Geschichte der Selbstreflexion und
einer Geschichte der Symbole auch eine Geschichte der Weltbilder vorgesehen war.397
Doch nicht nur die anvisierte Geschichte der Weltbilder trägt Züge einer weltan-
schauungspsychologischen Typologie. Auch die ungewöhnliche Einteilung der phi-
losophischen Persönlichkeiten, wie sie exemplarisch in den Typen »Aus dem Ursprung
denkende Metaphysiker«, »Die gnostischen Wahrträumer« und »Die großen Erwe-
cker« zum Ausdruck kommt, zeugt noch von dem charakterologischen Einschlag der
dezidiert erst in der Moderne möglichen Perspektive einer Weltanschauungspsycho-
logie.398
Die Psychologie der Weltanschauungen zeigt sich vor diesem Hintergrund als vielfältige
Impulsgeberin und wirkmächtige Quelle des Jaspers’schen Denkens. Bislang kaum er-
forscht, zeigen sich in ihr sowohl die psychologischen Wurzeln der Existenzphiloso-
phie als auch deren methodologische Grundlagen. Doch nicht nur unter werkge-
schichtlichen Gesichtspunkten verspricht eine um das Wissen geistesgeschichtlicher
Kontexte erweiterte Lektüre des Jaspers’schen Frühwerks neue Perspektiven. Sie wirft
auch ein Licht auf Grenzverschiebungen zwischen Psychologie und Philosophie, die
Rolle der Philosophie in einer »entzauberten Welt« und das Verhältnis zwischen Phi-
losophie und Wissenschaft. Durch die Herauslösungpsychologischer Reflexionen aus
den philosophischen Systemen der referierten Autoren und den deskriptiven Relati-
vismus hat die Psychologie der Weltanschauungen auch hundert Jahre nach ihrem ers-
ten Erscheinen nichts an Aktualität eingebüßt und bietet mannigfache Anknüpfungs-
punkte für aktuelle Diskurse. Ihr erneutes Erscheinen könnte zum Anlass werden, den
Sinn und Wert der philosophischen Psychologie gegenüber einer »Psychologie ohne
Seele« unter neuen kulturgeschichtlichen Vorzeichen zu reflektieren.

Danksagung
Eine umfangreiche editorische Arbeit ist nicht ohne wissenschaftlichen Beistand zu
bewältigen. An erster Stelle gilt mein Dank dem Oldenburger Arbeitsstellenleiter Rein-
hard Schulz, der die Arbeiten an diesem Band in zahlreichen persönlichen Gesprächen
begleitet hat. Auch Anton Hügli, Thomas Fuchs, Jens Halfwassen, Joachim Ringleben,

397 K. Jaspers: Weltgeschichte der Philosophie. Einleitung (Einleitung von Hans Saner), 8.
398 Vgl. ders.: Psychologie der Weltanschauungen, 55.
 
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