Psychologie der Weltanschauungen
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nommen wurde, und das, was hätte gewußt werden müssen. Die erste Schuld ist po-
tentiell überall, die zweite vielleicht nicht überall.
6. Aus der Zweckhaftigkeit der aktiven Einstellung, aus dem Ziel, aus dem der
Mensch in der aktiven Einstellung geformt wird, indem er gestaltet, entspringt ganz
von selbst, unwillkürlich, eine typische Selbstbeherrschung, eine zweckbedingte Selbst-
disziplinierung, die weder Askese noch Selbstgestaltung ist, vielmehr, sofern jene for-
menden Zwecke einmal fortfallen, in vollkommenes Chaos der Persönlichkeit um-
schlagen kann; wie wir das z.B. an den typischen, modernen aktiven Menschen sehen
können, die bei vollkommener Selbstdisziplin im Beruf, außerhalb dieser Sphäre per-
sönlich ungestaltet, hemmungslos, brutal, zufällig, chaotisch sind. -
Die aktive Einstellung mit allen diesen Eigenschaften zeigt sich analog auf den ver-
schiedenen Gebieten: Dem Felde der Aktivität im repräsentativen Sinne, der Politik,
im Unternehmertum des wirtschaftlichen Lebens, im Militärischen, im ärztlichen
Handeln, in der Erziehung, in der Sphäre der persönlichen Lebensführung.
Überall gibt es auch die typischen abgeleiteten Gestalten, die durch die allgemei-
nen Prozesse der Umwandlung entstehen: die Formalisierung zur mechanischen Ge-
wohnheit, die undifferenzierte Halbaktivität, die noch nicht das Spezifische erlebt, | weil
das Wissen und Erfahren noch fehlt und noch naiv, unbewußt gehandelt wird; die un-
echten Formen, die mit den Worten Verantwortung, Entschlußfähigkeit, Mut usw. als
Phrasen um sich werfen, wenn sie nur in brutaler Ratlosigkeit und Bequemlichkeit tun,
was ihnen faktisch ganz persönlich materiell ungefährlich, nur anderen gefährlich ist.
Der führende Politiker handelt anders, wenn er mit dem Kopfe haftet, der Arzt, wenn
er bei jeder Operation sich »vor Gott« - oder wie sonst er es ausdrücken mag - ernst-
lich verantwortlich fühlt.
Aus dieser Mannigfaltigkeit der Gestalten der Aktivität sei eine Unterscheidung her-
ausgehoben, die Unterscheidung der formalen Aktivität von den Inhalten, die ihr Sinn
und Ziel geben. Es besteht zunächst ein abgründiger Unterschied zwischen der bloßen
Aktivität ohne Rücksicht auf Ziele und Sinn (von der »Betriebsamkeit« bis zur Ablei-
tung bewußt ausgesprochener letzter Ziele und Werte allein aus den realen, gegenwär-
tigen Möglichkeiten) und der Aktivität, die in Anpassung ihrer Mittel an das Mögliche
und Wirkliche doch ihre Inhalte, Ziele, Werte, ihren Sinn von anderswo her besitzt.
Die bloß formale Aktivität findet ihre Ziele durch Zufall, sie werden ihr allein durch
die Situation gegeben. Sie ist grenzenlos - nicht unendlich, sondern endlos, weil sie
kein Moment auch nur momentaner Vollendung in sich trägt - und sie ist leer, weil sie
weder im subjektiven Erlebnis noch objektiv einen Sinn erkennen läßt. Es wird nur die
Befriedigung der Kraft erlebt (formal), die Befriedigung des Erreichens, Organisierens,
Machtausdehnens. Erfolg (sei es worin), Realismus (sei es in bezug worauf) sind die
Schlagworte. Man hat wohl einen Typus des modernen Unternehmers so geschildert.62
Diese formale aktive Einstellung löst sich von allen anderen Einstellungen völlig los,
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nommen wurde, und das, was hätte gewußt werden müssen. Die erste Schuld ist po-
tentiell überall, die zweite vielleicht nicht überall.
6. Aus der Zweckhaftigkeit der aktiven Einstellung, aus dem Ziel, aus dem der
Mensch in der aktiven Einstellung geformt wird, indem er gestaltet, entspringt ganz
von selbst, unwillkürlich, eine typische Selbstbeherrschung, eine zweckbedingte Selbst-
disziplinierung, die weder Askese noch Selbstgestaltung ist, vielmehr, sofern jene for-
menden Zwecke einmal fortfallen, in vollkommenes Chaos der Persönlichkeit um-
schlagen kann; wie wir das z.B. an den typischen, modernen aktiven Menschen sehen
können, die bei vollkommener Selbstdisziplin im Beruf, außerhalb dieser Sphäre per-
sönlich ungestaltet, hemmungslos, brutal, zufällig, chaotisch sind. -
Die aktive Einstellung mit allen diesen Eigenschaften zeigt sich analog auf den ver-
schiedenen Gebieten: Dem Felde der Aktivität im repräsentativen Sinne, der Politik,
im Unternehmertum des wirtschaftlichen Lebens, im Militärischen, im ärztlichen
Handeln, in der Erziehung, in der Sphäre der persönlichen Lebensführung.
Überall gibt es auch die typischen abgeleiteten Gestalten, die durch die allgemei-
nen Prozesse der Umwandlung entstehen: die Formalisierung zur mechanischen Ge-
wohnheit, die undifferenzierte Halbaktivität, die noch nicht das Spezifische erlebt, | weil
das Wissen und Erfahren noch fehlt und noch naiv, unbewußt gehandelt wird; die un-
echten Formen, die mit den Worten Verantwortung, Entschlußfähigkeit, Mut usw. als
Phrasen um sich werfen, wenn sie nur in brutaler Ratlosigkeit und Bequemlichkeit tun,
was ihnen faktisch ganz persönlich materiell ungefährlich, nur anderen gefährlich ist.
Der führende Politiker handelt anders, wenn er mit dem Kopfe haftet, der Arzt, wenn
er bei jeder Operation sich »vor Gott« - oder wie sonst er es ausdrücken mag - ernst-
lich verantwortlich fühlt.
Aus dieser Mannigfaltigkeit der Gestalten der Aktivität sei eine Unterscheidung her-
ausgehoben, die Unterscheidung der formalen Aktivität von den Inhalten, die ihr Sinn
und Ziel geben. Es besteht zunächst ein abgründiger Unterschied zwischen der bloßen
Aktivität ohne Rücksicht auf Ziele und Sinn (von der »Betriebsamkeit« bis zur Ablei-
tung bewußt ausgesprochener letzter Ziele und Werte allein aus den realen, gegenwär-
tigen Möglichkeiten) und der Aktivität, die in Anpassung ihrer Mittel an das Mögliche
und Wirkliche doch ihre Inhalte, Ziele, Werte, ihren Sinn von anderswo her besitzt.
Die bloß formale Aktivität findet ihre Ziele durch Zufall, sie werden ihr allein durch
die Situation gegeben. Sie ist grenzenlos - nicht unendlich, sondern endlos, weil sie
kein Moment auch nur momentaner Vollendung in sich trägt - und sie ist leer, weil sie
weder im subjektiven Erlebnis noch objektiv einen Sinn erkennen läßt. Es wird nur die
Befriedigung der Kraft erlebt (formal), die Befriedigung des Erreichens, Organisierens,
Machtausdehnens. Erfolg (sei es worin), Realismus (sei es in bezug worauf) sind die
Schlagworte. Man hat wohl einen Typus des modernen Unternehmers so geschildert.62
Diese formale aktive Einstellung löst sich von allen anderen Einstellungen völlig los,
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