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Psychologie der Weltanschauungen
Tatsächlich sind nun im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Geistestypen anschau-
lich gesehen, zergliedert und konstruiert worden. Eine Menge von Worten und Begrif-
fen strömen uns entgegen: Pessimismus, Individualismus, Rationalismus, Skeptizis-
mus usw., welche Geistestypen zu treffen scheinen. Diese suchen wir auf, mit dem
Ziele, das, was bisher gesehen wurde, in gedrängten Formeln zu fixieren, die Typen zu
ordnen und, soweit es gelingt, in systematische Zusammenhänge zu bringen. Dabei
leiten uns einige allgemeine Gesichtspunkte, die uns Vehikel der Konstruktion und der
Systematik werden, wenn wir aus der Anschauung zur begrifflichen Fixierung streben.
Diese Gesichtspunkte zu entwickeln, muß die Darstellung etwas weiter ausholen.
i. Wertungen und Werttafeln.
Einstellungen sind formale Möglichkeiten; daß sie festgehalten, konkret erfüllt und
auf einzelne Ziele gerichtet werden, dazu bedarf es der Kräfte. Weltbilder sind bloße
gegenständliche Sphären, gleichsam tote Spiegelbilder, wenn sie nicht angeeignet,
d.h. zugleich vom Subjekt produziert werden; dazu bedarf es wieder der Kräfte, die in
der bewegten Erfahrung Auswahl, Richtung bestimmen.
Ganz allgemein bezeichnet sind diese Kräfte objektiviert in Wertungen. Jemand
könnte aller Einstellungen formal fähig sein, von allen Weltbildern wissen, er würde
nicht leben, wenn nicht diese Elemente die Medien wären, in denen ihm etwas ganz
Bestimmtes wichtig würde; es muß auf etwas ankommen, etwas sich lohnen. Alle Ein-
stellungen sind nicht im allgemeinen da, sondern werden nur erfahren im ganz indi-
viduell Einzelnen, das dem Menschen entscheidend wichtig, Inhalt seines einzelnen
Lebens ist. In den Wertungen, die die Kräfte des Lebens sind, ist etwas Letztes gegeben.
Warum jemand werten solle, ist auf keine Weise etwa objektiv zu begründen. Der
Mensch tut es, sofern er lebt; er kann sich seine Wertungen klären, sie formulieren,
objektivieren, aber erst müssen sie da sein und erfahren werden.
Wertungen werden nur im Konkreten, Individuellen erfahren. Aber auch Einstel-
221 lungen und Weltbilder sind nur so lebendig da. | Ebenso wie man aber im allgemeinen
Einstellungen und Weltbilder vom Subjektiven, Einzelnen losgelöst beschreiben und
wissen kann, so kann man nun auch aus den konkreten Wertungen objektiv daste-
hende Werte im allgemeinen entwickeln. Wie es viele Weltbilder gibt, so gibt es viele
Werte und Wertrangordnungen; und der Mensch kann betrachtend diese Werte sich
ansehen, ohne sie sich anzueignen. Die Kraft der Aneignung bleibt die einzelne kon-
krete Wertung, die nun nicht nur jene bloß objektiven Wertreihen erst lebendig für
das Subjekt vorhanden macht, sondern auch die Weltbilder und Einstellungen.280
Da es unendlich viele Werte gibt, und da diese nicht jederzeit verwirklicht werden
können, geraten die Werte miteinander in Kollision. Der Mensch muß wählen. Er wählt
auf Grund von Bevorzugungen. Der Kampf der Werte ist ihm nicht immer, sogar sel-
ten ein Kampf gleicher. Vielmehr ordnet er, wenn die Entscheidungen der concreten
Psychologie der Weltanschauungen
Tatsächlich sind nun im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Geistestypen anschau-
lich gesehen, zergliedert und konstruiert worden. Eine Menge von Worten und Begrif-
fen strömen uns entgegen: Pessimismus, Individualismus, Rationalismus, Skeptizis-
mus usw., welche Geistestypen zu treffen scheinen. Diese suchen wir auf, mit dem
Ziele, das, was bisher gesehen wurde, in gedrängten Formeln zu fixieren, die Typen zu
ordnen und, soweit es gelingt, in systematische Zusammenhänge zu bringen. Dabei
leiten uns einige allgemeine Gesichtspunkte, die uns Vehikel der Konstruktion und der
Systematik werden, wenn wir aus der Anschauung zur begrifflichen Fixierung streben.
Diese Gesichtspunkte zu entwickeln, muß die Darstellung etwas weiter ausholen.
i. Wertungen und Werttafeln.
Einstellungen sind formale Möglichkeiten; daß sie festgehalten, konkret erfüllt und
auf einzelne Ziele gerichtet werden, dazu bedarf es der Kräfte. Weltbilder sind bloße
gegenständliche Sphären, gleichsam tote Spiegelbilder, wenn sie nicht angeeignet,
d.h. zugleich vom Subjekt produziert werden; dazu bedarf es wieder der Kräfte, die in
der bewegten Erfahrung Auswahl, Richtung bestimmen.
Ganz allgemein bezeichnet sind diese Kräfte objektiviert in Wertungen. Jemand
könnte aller Einstellungen formal fähig sein, von allen Weltbildern wissen, er würde
nicht leben, wenn nicht diese Elemente die Medien wären, in denen ihm etwas ganz
Bestimmtes wichtig würde; es muß auf etwas ankommen, etwas sich lohnen. Alle Ein-
stellungen sind nicht im allgemeinen da, sondern werden nur erfahren im ganz indi-
viduell Einzelnen, das dem Menschen entscheidend wichtig, Inhalt seines einzelnen
Lebens ist. In den Wertungen, die die Kräfte des Lebens sind, ist etwas Letztes gegeben.
Warum jemand werten solle, ist auf keine Weise etwa objektiv zu begründen. Der
Mensch tut es, sofern er lebt; er kann sich seine Wertungen klären, sie formulieren,
objektivieren, aber erst müssen sie da sein und erfahren werden.
Wertungen werden nur im Konkreten, Individuellen erfahren. Aber auch Einstel-
221 lungen und Weltbilder sind nur so lebendig da. | Ebenso wie man aber im allgemeinen
Einstellungen und Weltbilder vom Subjektiven, Einzelnen losgelöst beschreiben und
wissen kann, so kann man nun auch aus den konkreten Wertungen objektiv daste-
hende Werte im allgemeinen entwickeln. Wie es viele Weltbilder gibt, so gibt es viele
Werte und Wertrangordnungen; und der Mensch kann betrachtend diese Werte sich
ansehen, ohne sie sich anzueignen. Die Kraft der Aneignung bleibt die einzelne kon-
krete Wertung, die nun nicht nur jene bloß objektiven Wertreihen erst lebendig für
das Subjekt vorhanden macht, sondern auch die Weltbilder und Einstellungen.280
Da es unendlich viele Werte gibt, und da diese nicht jederzeit verwirklicht werden
können, geraten die Werte miteinander in Kollision. Der Mensch muß wählen. Er wählt
auf Grund von Bevorzugungen. Der Kampf der Werte ist ihm nicht immer, sogar sel-
ten ein Kampf gleicher. Vielmehr ordnet er, wenn die Entscheidungen der concreten