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Stellenkommentar
des hinzufügen und die Systematik des Ganzen ohne Berührung des einzelnen neu aufbauen.
Dadurch aber würde ein Zwittergebilde entstehen. Das Buch würde leiden und dafür eine
Korrektheit im Äußeren und Nebensächlichen gewinnen.
Heidelberg, Juni 1925.
Karl Jaspers.
3 Jaspers hatte in Berlin, Göttingen und Heidelberg Medizin studiert, war von 1909 bis 1915 Vo-
lontärassistent an der psychiatrischen Klinik in Heidelberg und hatte sich mit dem Lehrbuch
Allgemeine Psychopathologie. Ein Leitfaden für Studierende, Ärzte und Psychologen an der Philoso-
phischen Fakultät in Heidelberg für Psychologe habilitiert (vgl. H. Gundlach: Wilhelm Win-
delband und die Psychologie. Das Fach Philosophie und die Wissenschaft Psychologie im Deutschen
Kaiserreich, Heidelberg 2017, 10, 345-413; W. Schmitt: »Karl Jaspers als Psychiater und sein
Einfluß auf die Psychiatrie«, in: J.-F. Leonhard [Hg.]: Karl Jaspers in seiner Heidelberger Zeit, Hei-
delberg 1983,23-82; H.-F. Fulda: »Der Philosoph Karljaspers«, in: ebd., 83-123,83-87). Vgl. zu
Jaspers’ psychopathologischen Schriften auch: K. Jaspers: Gesammelte Schriften zur Psychopa-
thologie, Berlin u.a. 1963 (KJG1/3). Noch 1922, als Jaspers bereits sein Ordinariat für Philoso-
phie angetreten hatte, veröffentlichte er die Pathographie Strindberg und van Gogh. Versuch
einer pathographischen Analyse unter vergleichender Heranziehung von Swedenborg und Hölderlin.
Die Allgemeine Psychopathologie überarbeitete Jaspers zuletzt 1942, sie erschien - nach der Dar-
stellung des Springer-Verlages wegen Problemen mit der staatlichen Papierbewilligung - erst
1946 (vgl. K. Jaspers: Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen, KJG III/8.1,354-358;
vgl. hierzu auch ebd., LXXV; zu Jaspers’ Publikationsvorhaben und Veröffentlichungsproble-
men während der NS-Diktatur ausführlich: ebd., LXXI- LXXXV).
4 Jaspers hat nie ein reguläres akademisches Studium der Philosophie absolviert. In seinem
Nachwort zur Philosophie schreibt er 1955: »Im Sinne der ressortmäßigen akademischen Be-
urteilungen begann ich mein Philosophiestudium, als ich Professor der Philosophie gewor-
den war« (PhilosophieI, XXI); vgl. dazu ferner: K. Jaspers: »Philosophie und Welt. Ein Gespräch
mit Frangois Bondy über den Einfluß der Philosophie (1962)«, 33-36; Philosophische Autobio-
graphie [1977], 10, 40; vgl. zu Jaspers’ akademischem Werdegang auch: Einleitung zu diesem
Band, XXII-XXVII.
5 Vgl. Einleitung zu diesem Band, XXIV-XXV; K. Jaspers: »Ein Selbstporträt (1966/67)«, 26-27;
H.-F. Fulda: »Der Philosoph Karljaspers«, 83-85.
6 Vgl. Aristoteles: De anima III, 8, 431b.
7 Hierfür stehen exemplarisch Aussagen wie: »Ihrem Hauptstoff und ihrer wesentlichen Be-
stimmung nach ist die Psychologie Naturforschung im Sinne der Gesetzeswissenschaft« (W.
Windelband: Einleitung in die Philosophie, Tübingen 1914,241-242). An anderer Stelle heißt
es: »Umsomehr aber muss anerkannt werden, dass diese empirische Psychologie ausserhalb
der Philosophie als eine besondere Erfahrungswissenschaft steht, die nicht selber Philoso-
phie ist und nicht damit verwechselt werden darf« (ders.: Die Philosophie im deutschen Geis-
tesleben des XIX. Jahrhunderts. Fünf Vorlesungen, Tübingen 1909,91-92); vgl. auch: H. Rickert:
Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft. Ein Vortrag, Freiburg i.Br. u.a. 1899, 41-43.
8 Der Begriff »verstehende Psychologie« ist offenbar eine Schöpfung von Karl Jaspers (vgl.
H. Gundlach: Wilhelm Windelband, 340, 367; G. Eckardt: Kernprobleme in der Geschichte der
Psychologie, Wiesbaden 2010, 93). Es liegt nahe, dass Jaspers mit ihr ein Pendant zur »Verste-
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des hinzufügen und die Systematik des Ganzen ohne Berührung des einzelnen neu aufbauen.
Dadurch aber würde ein Zwittergebilde entstehen. Das Buch würde leiden und dafür eine
Korrektheit im Äußeren und Nebensächlichen gewinnen.
Heidelberg, Juni 1925.
Karl Jaspers.
3 Jaspers hatte in Berlin, Göttingen und Heidelberg Medizin studiert, war von 1909 bis 1915 Vo-
lontärassistent an der psychiatrischen Klinik in Heidelberg und hatte sich mit dem Lehrbuch
Allgemeine Psychopathologie. Ein Leitfaden für Studierende, Ärzte und Psychologen an der Philoso-
phischen Fakultät in Heidelberg für Psychologe habilitiert (vgl. H. Gundlach: Wilhelm Win-
delband und die Psychologie. Das Fach Philosophie und die Wissenschaft Psychologie im Deutschen
Kaiserreich, Heidelberg 2017, 10, 345-413; W. Schmitt: »Karl Jaspers als Psychiater und sein
Einfluß auf die Psychiatrie«, in: J.-F. Leonhard [Hg.]: Karl Jaspers in seiner Heidelberger Zeit, Hei-
delberg 1983,23-82; H.-F. Fulda: »Der Philosoph Karljaspers«, in: ebd., 83-123,83-87). Vgl. zu
Jaspers’ psychopathologischen Schriften auch: K. Jaspers: Gesammelte Schriften zur Psychopa-
thologie, Berlin u.a. 1963 (KJG1/3). Noch 1922, als Jaspers bereits sein Ordinariat für Philoso-
phie angetreten hatte, veröffentlichte er die Pathographie Strindberg und van Gogh. Versuch
einer pathographischen Analyse unter vergleichender Heranziehung von Swedenborg und Hölderlin.
Die Allgemeine Psychopathologie überarbeitete Jaspers zuletzt 1942, sie erschien - nach der Dar-
stellung des Springer-Verlages wegen Problemen mit der staatlichen Papierbewilligung - erst
1946 (vgl. K. Jaspers: Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen, KJG III/8.1,354-358;
vgl. hierzu auch ebd., LXXV; zu Jaspers’ Publikationsvorhaben und Veröffentlichungsproble-
men während der NS-Diktatur ausführlich: ebd., LXXI- LXXXV).
4 Jaspers hat nie ein reguläres akademisches Studium der Philosophie absolviert. In seinem
Nachwort zur Philosophie schreibt er 1955: »Im Sinne der ressortmäßigen akademischen Be-
urteilungen begann ich mein Philosophiestudium, als ich Professor der Philosophie gewor-
den war« (PhilosophieI, XXI); vgl. dazu ferner: K. Jaspers: »Philosophie und Welt. Ein Gespräch
mit Frangois Bondy über den Einfluß der Philosophie (1962)«, 33-36; Philosophische Autobio-
graphie [1977], 10, 40; vgl. zu Jaspers’ akademischem Werdegang auch: Einleitung zu diesem
Band, XXII-XXVII.
5 Vgl. Einleitung zu diesem Band, XXIV-XXV; K. Jaspers: »Ein Selbstporträt (1966/67)«, 26-27;
H.-F. Fulda: »Der Philosoph Karljaspers«, 83-85.
6 Vgl. Aristoteles: De anima III, 8, 431b.
7 Hierfür stehen exemplarisch Aussagen wie: »Ihrem Hauptstoff und ihrer wesentlichen Be-
stimmung nach ist die Psychologie Naturforschung im Sinne der Gesetzeswissenschaft« (W.
Windelband: Einleitung in die Philosophie, Tübingen 1914,241-242). An anderer Stelle heißt
es: »Umsomehr aber muss anerkannt werden, dass diese empirische Psychologie ausserhalb
der Philosophie als eine besondere Erfahrungswissenschaft steht, die nicht selber Philoso-
phie ist und nicht damit verwechselt werden darf« (ders.: Die Philosophie im deutschen Geis-
tesleben des XIX. Jahrhunderts. Fünf Vorlesungen, Tübingen 1909,91-92); vgl. auch: H. Rickert:
Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft. Ein Vortrag, Freiburg i.Br. u.a. 1899, 41-43.
8 Der Begriff »verstehende Psychologie« ist offenbar eine Schöpfung von Karl Jaspers (vgl.
H. Gundlach: Wilhelm Windelband, 340, 367; G. Eckardt: Kernprobleme in der Geschichte der
Psychologie, Wiesbaden 2010, 93). Es liegt nahe, dass Jaspers mit ihr ein Pendant zur »Verste-