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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0544
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Stellenkommentar

451

lebnisstroms« findet in dem Werk jedoch keine Verwendung. Stattdessen ist in der Überset-
zung vom »Bewußtseinsstrom« die Rede, der vor allem auf den Seiten 148-174 behandelt wird
(vgl. hierzu auch K. Jaspers: Allgemeine Psychopathologie, 2. Auflage, 18; 3. Auflage, 17-18: »Das
Seelische in seiner eigentlichen Wirklichkeit, von dem wir ausgehen und zu dem wir, es kla-
rer erfassend und in seinen Ursachen und Zusammenhängen erkennend, immer wieder zu-
rückkehren, ist ein einziger ungeheurerStrom unteilbaren Geschehens, der in zahllosen Indivi-
duen in nie gleicher Weise dahinfließt. Was machen wir daraus, wenn wir es erkennen? Die
nie festen, sondern immer fließenden Vorgänge versteinern sich uns zu festen Gebilden. Wir
reden von einer Trugwahrnehmung, einem Affekt, einem Gedanken, als ob wir damit feste
Gegenstände besäßen, die so wie wir sie denken wenigstens eine Zeitlang bestanden. Und aus
dem einheitlichen Bewußtseinsstrom isolieren wir einzelne Zusammenhänge, als ob wir ir-
gendwo für sich allein wirkende Ursachen erfaßten.«) Jaspers benutzt die beiden Begriffe Er-
lebnis- und Bewusstseinsstrom synonym, wie ihre Verwendung auf S. 45 zeigt.
42 Vgl. Stellenkommentar Nr. 40. In epistemologischer Hinsicht hat Jaspers später den Versuch
unternommen, die verschiedenen Sphären der Subjekt-Objekt-Beziehungen in ihren Gel-
tungsbereichen sowie -ansprüchen darzustellen und in einer von der Vernunft regulierten
»Periechontologie« als »Lehre von den Weisen des Umgreifenden« abzubilden. Die Pe-
riechontologie wurde von Jaspers erstmals in den Vorlesungen Vernunft und Existenz (vgl. KJG
1/8, bes. 29-46) vorgestellt und in dem ersten von ursprünglich vier geplanten Bänden zur
»Philosophischen Logik«, Von der Wahrheit, breit entfaltet (vgl. ebd., 231-244, 53-122). Die
späteren »Weisen des Umgreifenden« (Dasein, Bewusstsein überhaupt, Geist, Welt, Existenz,
Transzendenz und als »Band« der Weisen des Umgreifenden die Vernunft) weisen jedoch nur
punktuell Überschneidungen mit den hier angeführten Subjekt-Objekt-Verhältnissen auf.
43 NA: führt. Verallgemeinert ] EA: führt. Das Mystische ist dann die Erscheinung des lebendi-
gen Vorgangs, nach dem Subjekt und Gegenstand später spezifisch zueinander gehören. Der
Gegenstand ist nicht losgelöst, nicht an sich da, sondern auf spezifische Weise Gegenstand
dieses Subjekts. [ Verallgemeinert
44 Jaspers’ Verwendung des Begriffs »Echtheit« geht 1t. Michael Landmann auf Georg Simmel
zurück (vgl. G. Simmel: Brücke und Tür. Essays zur Geschichte, Religion, Kunst und Gesellschaft,
hg. von M. Landmann, Stuttgart 1957, VI). Konkrete Belege hierfür lassen sich allerdings nicht
finden.
45 Dieser Gedankengang lehnt sich an Nietzsches Zur Genealogie der Moral. Eine Streitschrift an,
ebenso der Gedanke eines alles Leben durchwirkenden Willens zur Macht (vgl. bes. KGW
VI/2, 281-282, 284-288, 299-301). Nietzsches Konzept der »Genealogie der Moral« figuriert
bereits 1913 in Jaspers’ Aufsatz »Kausale und >verständliche< Zusammenhänge zwischen
Schicksal und Psychose bei der Dementia praecox (Schizophrenie)« (in: K. Jaspers: Gesam-
melte Schriften zur Psychopathologie, 330) als Beispiel für die Plausibilität der »verstehenden
Psychologie«, das seit der zweiten Auflage 1920 auch in der Allgemeinen Psychopathologie Er-
wähnung findet (vgl. Allgemeine Psychopathologie, 2. Auflage, 171-172; 3. Auflage, 199; vgl.
hierzu auch Einleitung zu diesem Band, XXXV-XXXVI.
46 W. Dilthey: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium
der Gesellschaft und der Geschichte, in: Gesammelte Werke, Bd. 1, hg. vonB. Groethuysen, Stutt-
gart, Göttingen -*1959,358.
47 F. Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. In §6 heißt es: »Allmählich hat sich mir herausgestellt,
was jede große Philosophie bisher war: nämlich das Selbstbekenntnis ihres Urhebers und eine
 
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