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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0556
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»Umwelt und Innenwelt der Tiere« und wurde in der Folgezeit von Hermann v. Keyserling
und Houston Stewart Chamberlain beeinflusst. Von 1913 an erhielt Uexküll Stipendien der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft; 1920 begann er, seine biologischen Theorien auf die Staats-
philosophie zu übertragen (Staatsbiologie, 1920). Parallel dazu veröffentlichte er das Buch
Theoretische Biologie, mit dem er seine Umwelttheorie und den Neovitalismus abzusichern
suchte. 1924 erhielt Uexküll eine Stelle an der Universität Hamburg, die es ihm in der Folge-
zeit ermöglichte, das »Institut für Umweltforschung« aufzubauen. Hauptwerke neben den
genannten: Umwelt und Innenwelt der Tiere (1909); Bedeutungslehre (1940). Die von Jaspers re-
ferierten Positionen finden sich in: J. v. Uexküll: Bausteine zu einer biologischen Weltanschau-
ung. Gesammelte Aufsätze, hg. und eingeleitet von F. Groß, München 1913, 49, 70-73,105,
143,182-188 (KJB Oldenburg: KK1026).
167 Beide Denker stehen für die Entwicklung eines geozentrischen Weltbildes. Der griechische
Astronom, Mathematiker und Geograph Ptolemäus (nach 83-161) begründete mit seinen Be-
obachtungen und Berechnungen das sog. »ptolemäische Weltbild«, das er v.a. in seiner ma-
thematisch-astronomischen Abhandlung Almagest darlegte und dessen kanonische Geltung
erst im Spätmittelalter durch Kopernikus erschüttert wurde.
168 Vgl. G. Bruno: Vom Unendlichen, dem All und den Welten, verdeutscht und erläutert von L. Kuh-
lenbeck, neue Ausgabe, Leipzig 1892, 17, 113 (KJB Oldenburg: KJ 2105); ders.: Zwiegespräche
vom unendlichen All und den Welten, in: G. Bruno: Gesammelte Werke, Bd. 3, verdeutscht und
hg. von L. Kuhlenbeck, Jena 2i9O4,12, 86.
169 Es handelt sich hierbei um eine Paraphrase. Kant selbst schreibt in seiner Kritik der praktischen
Vernunft: »Zwei Dinge erfüllen das Gemüth mit immer neuer und zunehmender Bewunde-
rung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der be-
stirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir« (AA V, 161).
170 Das genannte Paradigma geht auf den italienischen Philosophen Giambattista Vico (1668-
1744) zurück, der es in der zweiten Auflage des zuerst 1725 veröffentlichten geschichtsphilo-
sophischen Hauptwerks Principi di una scienza nuova d’intorno alla comune natura delle nazioni
(Grundzüge einer neuen Wissenschaft über die Natur der Völker) von 1744 prägte. In der Neuaus-
gabe legte Vico die Prinzipien der neuen Wissenschaft dar und prägte das Paradigma, dass
letztlich nur das von Menschen Hervorgebrachte als wahr und erkennbar gelten könne, nicht
aber die Natur (G. Vico: Die neue Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker, über-
setzt und eingeleitet von E. Auerbach, München 1924, 125): »Doch in dieser Nacht voller
Schatten, die für unsere Augen das entfernteste Altertum bedeckt, erscheint das ewige Licht,
das nicht untergeht, von jener Wahrheit, die man in keiner Weise in Zweifel ziehen kann:
daß diese historische Welt ganz gewiß von den Menschen gemacht worden ist: und darum
können (denn sie müssen) in den Modifikationen unseres eigenen menschlichen Geistes ihre
Prinzipien aufgefunden werden. Dieser Umstand muß jeden, der ihn bedenkt, mit Erstaunen
erfüllen: wie alle Philosophen voll Ernst sich bemüht haben, die Wissenschaft von der Welt
der Natur zu erringen; welche, da Gott sie geschaffen hat, von ihm allein erkannt wird; und
vernachlässigt haben, nachzudenken über die Welt der Nationen, oder historische Welt, die
die Menschen erkennen können, weil sie die Menschen geschaffen haben.«
171 Der Ausdruck »Hirnmythologie« geht möglicherweise auf den in die USA emigrierten
schweizerischen Psychiater Adolf Meyer zurück, der ihn bereits 1907 im Englischen verwen-
det hatte (A. Meyer: »Misconceptions at the Bottom of >Hopelessness of all Psychology<,
in: Psychological Bulletin, Bd. 4,1907,172). Auch Franz Nissl, der Leiter der Heidelberger Psy-
 
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