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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0559
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466

Stellenkommentar

184 Eigtl. natura enim non nisi parendo vincitur = »Die Natur nämlich lässt sich nur durch Ge-
horsam bändigen« (F. Bacon: Neues Organon, Teilband 1, lateinisch-deutsch, hg. und mit ei-
ner Einleitung von W. Krohn, Hamburg 1990, 81 [Novum organum 1,3]).
185 Vgl. hierzu K. Jaspers: »Die Idee des Arztes« [1953]; »Der Arzt im technischen Zeitalter« [1958].
186 Herodot von Halikarnassos (um 490-um 425 v.Chr.) gilt als »Vater der Geschichtsschreibung«
und hat weite Reisen nach Asien, Afrika und Europa unternommen, die er in seinen Historien
zur Geschichte Griechenlands bis 479 v.Chr. verarbeitet hat. In Athen pflegte Herodot
Freundschaften mit Perikies und Sophokles und las in mehreren griechischen Städten aus
seinem Werk, wodurch seine Historien bereits zu Lebzeiten eine erhebliche Breitenwirkung
entfalteten. Sein umfangreiches Werk, das auch die Randvölker Griechenlands behandelt,
war dem Ziel verschrieben, eine Vorstellung von der Welt in ihrer ganzen Vielfalt durch die
Darstellung der unterschiedlichen Sitten und kulturellen Leistungen zu vermitteln. Herodots
Historien, später eingeteilt in 9 Bücher, entstanden im zweiten Drittel des 5. Jahrhunderts
v.Chr. (vgl. zu Herodots Konstruktion des Fremden bes.: R. Bichler, R. Rollinger: Herodot, Hil-
desheim u.a. 2000, 43-59).
187 Der Begriff des »Bewusstseins überhaupt« geht auf Immanuel Kant zurück, der ihn erstmals
in seiner Kritik der reinen Vernunft im Zusammenhang mit der Allgemeingültigkeit empiri-
scher Urteile verwendete (vgl. AAIII, 115). Seit Erscheinen der Prolegomena zu einer jeden künf-
tigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können 1783 versteht Kant das Bewusstsein
überhaupt explizit als die Objektivität konstituierende Urteilsform. Dort heißt es: »Urteile
[sind] entweder blos subjectiv, wenn Vorstellungen auf ein Bewußtsein in einem Subject al-
lein bezogen und in ihm vereinigt werden, oder sie sind objectiv, wenn sie in einem Bewußt-
sein überhaupt, d.h. darin nothwendig, vereinigt werden« (AA IV, 304-305). Der Begriff
wurde, nachdem er u.a. bei Fichte, Hegel und Schelling Verwendung fand, insbesondere in
neukantianischen Kreisen (u.a. bei Windelband und Rickert) so breit diskutiert, dass er zeit-
weise als »Lieblingsausdruck der modernen Philosophie« galt (vgl. H. Amrhein: »Kants Lehre
vom Bewußtsein überhaupt* und ihre Weiterbildung bis auf die Gegenwart«, in: Kant-Studien.
Ergänzungshefte im Auftrag der Kantgesellschaft, Nr. 10 [1909] 2). Zentral erscheint dabei der
transzendentale Charakter: Das Bewusstsein überhaupt als über das Subjektive hinauswei-
sende, objektivierende Form des Bewusstseins. In einem analogen Sinne figuriert der Begriff
bei Jaspers später als Synonym für die rationale, reflexive Objektbezogenheit in der Subjekt-
Objekt-Spaltung. Prominent behandelt wird das Thema von Jaspers erstmals in Band 1 der
Philosophie, wo er den Aspekt des allgemeinen Subjektseins, des »Ichseins überhaupt, das die
Subjektivität als Bedingung allen Objektseins bedeutet«, mit dem Begriff des Bewusstseins
überhaupt versieht (Philosophie 1,13). Gleich einer gemeinsamen Teilhabe an einem intelli-
giblen Reich hat auch für Jaspers jedes wirkliche Bewusstsein teil an dem gedachten Bewusst-
sein überhaupt, »sofern es das gegenständlich werdende Sein erfaßt, wie es für alle ist« (ebd.).
Gemeint ist dabei dezidiert nicht das empirische Subjekt, wie Jaspers auch in seinen Gronin-
ger Vorlesungen Vernunft und Existenz [1935] betont: »Wir sind [...] nicht nur zahlloses einzel-
nes Bewußtsein, nicht nur einander mehr oder weniger ähnliches Bewußtsein, sondern darin
auch Bewußtsein überhaupt: wir meinen darin auf das Sein nicht nur auf einander ähnliche
Weise, sondern auf identische Weise wahrnehmend und fühlend gerichtet zu sein (KJG 1/8,
32). In Von der Wahrheit charakterisiert Jaspers das Bewusstsein überhaupt als das »in allen eine
und gleiche Bewußtsein, mit dem wir auf das gegenständlich gewordene Sein, auf identische
Weise es meinend, wahrnehmend, fühlend, gerichtet sind derart, daß uns in jedem seiner
 
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