Metadaten

Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0575
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
482

Stellenkommentar

lieh sey. Äusser diesen beyden, welche doch in stetem Streite stehen, wären alle Dinge ein
Nichts, und stünden stille ohne Bewegniß« (J. Böhme: Quaestiones theosophicae oder Betrach-
tung Göttlicher Offenbarung, was Gott, Natur und Creatur, sowol Himmel, Hölle und Welt, samt al-
len Creaturen sind, in: Sämtliche Schriften, Faksimile-Neudruck der Ausgabe von 1730 in elf Bän-
den, Bd. 9, hg. von W.-E. Peuckert, Stuttgart 1956,1-56,7).
309 Vgl. in diesem Band, 187-188.
310 Vgl. K. Joel: Der Ursprung der Naturphilosophie, 85; DK 12 B.
311 N. von Kues: De docta ignorantia I, cap. XIX; vgl. Stellenkommentar Nr. 129. In seiner Cusa-
nus-Monographie von 1964, die ursprünglich als ein Kapitel von Die großen Philosophen ge-
plant war (vgl. K. Jaspers an K. Piper, 27. Juli 1956; K. Piper an K. Jaspers, n. September 1956,
in: K. Jaspers: Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen, KJG III/8.2), charakterisiert
Jaspers den Gedanken folgendermaßen: »Im Scheitern des Verstandesdenkens entspringt ein
Denken, für das Gegensätze und Widersprüche, die in der Welt des Endlichen entweder an
das Unterschiedene fesseln oder im Absurden zerstören, nicht mehr im Gegenständlichen
trennen, sondern im Gegenstandslosen zusammenfallen (coincidentia oppositorum). [...]
Die coincidentia oppositorum ist eine Form des Nichtwissens. [...] Sie fordert ein anderes Den-
ken, das zwar in jedem Schritt sich des Verstandes als Mittel bedient, das aber der Verstand
als solcher nicht mehr versteht« (K. Jaspers: Nikolaus Cusanus, 25-26).
312 Vgl. Johann Georg Hamann’s, des Magnus im Norden, Leben und Schriften, hg. von K. H. Gilde-
meister, Bd. VI, Gotha 1873, 46-48 (KJB Oldenburg: KJ 2738); die vermeintlichen Zitate von
Gildemeister sind mit einer Ausnahme (»Das Kleinste koinzidiert mit dem Größten« [De docta
ignorantia III, cap. 6]) Paraphrasierungen (vgl. ebd., I, cap. 2; I, cap. 4; I, cap. 19; III, cap. n).
313 Jaspers hat diese Darstellung offenbar von Karl Joel übernommen. Dieser schreibt in seinem
Buch Der Ursprung der Naturphilosophie aus dem Geiste der Mystik: »Gott ist die Einheit der Ge-
gensätze, so lehrt auch Bruno, auch der Mystiker Weigel, vor allem aber rang sich Böhme
hindurch zur Auffassung Gottes als Einheit des Lichts und des Dunkels, des Zornes und der
Liebe, des Guten und des Bösen« (85). Eine vollständige Übereinstimmung dieser Aussage
mit einer Textstelle aus Böhmes Werk konnte nicht nachgewiesen werden. In Böhmes Schrift
De Aequanimitate oder Von der wahren Gelassenheit heißt es: »Den Gott ist alles / ehr ist füns-
ternüs und licht / liebe und zorn / feuer und licht / Aber ehr nennet sich alleine Gott nach
dem lichte seiner liebe / es ist ein ewiges Contrarium zwischen fünsternis und licht / keines
begreiffet das ander / und ist keines das ander / und ist doch nur ein einiges wesen«
(J. Böhme: Die Urschriften, Bd. 1, hg. im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttin-
gen von W. Buddecke, Stuttgart, Bad Cannstatt 1963,327- 345, 337).
314 Der philosophische Schriftsteller Johann Georg Hamann (1730-1788) gilt als bedeutender
christlicher Philosoph, Irrationalist und Gegner der Aufklärung. Nach Studium der Theolo-
gie und Rechtswissenschaft (ohne Abschluss) wurde er Hofmeister. Später war Hamann in
Handelsgeschäften tätig, führte aber weiterhin breit angelegte philosophische und wissen-
schaftliche Studien. Auf einer Reise nach London erfuhr er 1757/58 ein christliches Erwe-
ckungserlebnis, das ihn auf Distanz zur Aufklärung gehen ließ. Nach mehreren Anstellun-
gen wurde er 1764 Redakteur der Königsberger Zeitung, 1777 schließlich Packhofverwalter und
lebte seit 1787 bei seinen Freunden, u.a. bei F. H. Jacobi. Hamann pflegte einen dunkel-
prophetischen Schreibstil, hob in seinen Schriften das Irrationale und Paradoxale des kon-
kreten Lebens hervor und verwies als Gegenpol zur Vernunft auf die Schöpferkraft des Ge-
fühls, vor allem in der poetischen Sprache - Positionen, die ihm weit in die Romantik hinein
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften