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VORWORT

In den Gebirgsregionen Nordpakistans treffen drei mächtige Gebirgsstöcke - Westhimalaya, Karakorum
und Hindukusch - aufeinander. Durch diese mächtige Barriere hat der Indus, mit 3.200 km der längste
Fluß Südasiens, mit seinen Zuflüssen Shyok, Gilgit mit Hunza und Astor eine der Hauptverbindungen
zwischen dem Tarim-Becken, dem turkestanischen Sinkiang, Tibet über Kaschmir zu den Schwemm-
ebenen des Pandjab eingeschnitten. An dieser Zentralasien und die Stromebenen verbindenden Route,
die seit der Frühzeit als Einfallstor für Wanderbewegungen, kriegerische Eroberungszüge, aber auch für
friedliche Handelsverbindungen und Pilgerrouten gedient und damit die kulturelle Vielfalt in diesen
Regionen bewirkt hat, erstreckt sich die in der Welt größte und in ihrer Mannigfaltigkeit einzigartige
Ansammlung von Felszeichnungen und Inschriften. Sie sind auf den steilen Felshängen und Granit-
blöcken der Indusschlucht von Ladakh über Baltistan am Oberlauf über die Hochebene von Gilgit bis
nach Kohistan angebracht. Sie häufen sich zwischen der Raikot-Brücke bis vor die letzten Gebirgsbarrie-
ren bei Shatial und besitzen ihre größte Konzentration im weiten Tal um Chilas, dem Hauptort des Dia-
mar Distriktes, der vom 8.126 m hohen Nanga Parbat überragt wird.
Zu Beginn des Jahrhunderts ist Ghulam Muhammad der erste Hinweis auf buddhistische Felszeichnungen
bei Chilas zu verdanken, die Stupas mit Brähml-Inschriften zeigen/ Der Forschungsreisende Sir Marc
Aurel Stein erkannte zwar die wissenschaftliche Bedeutung der Felsbilder bei Chilas, seine 1942 gemach-
ten Beobachtungen wurden aber erst nach seinem Tod 1944 bekannt/ Ein im eurasischen Tierstil wie-
dergegebenes Felsbild, das 1973 Karl Jettmar zwischen Thor und Minargah aufgefallen war, gab schließ-
lich den Anstoß zur intensiven Erforschung dieser neuen Felsbildprovinz. Die Erkundung konnte 1979
nach Eröffnung des Karakorum-Highway als gemeinsames pakistanisch-deutsches Projekt beginnen, das
von Ahmad Hasan Dani und Karl Jettmar ins Lieben gerufen wurde. Die ersten Arbeiten der von ihnen
gegründeten "Pak-German Study Group" waren ab 1980 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ge-
fördert worden. Seit 1984 wird dieses Projekt von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften weiter-
geführt, die dafür eine eigene Kommission "Felsbilder und Inschriften am Karakorum-Highway" unter
der Leitung von Karl Jettmar eingerichtet hat. Hier werden die seit 1980 am Oberen Indus dokumentier-
ten Felsbilder und Inschriften, aber auch die archäologischen Beobachtungen bearbeitet, so daß die Ar-
beitsstelle über ein umfangreiches Archiv verfügt, das weiterer Forschung zur Verfügung steht. Die vom
Stützpunkt in Chilas aus unternommenen Feldarbeiten wurden 1980-1988 von Volker Thewalt betreut
und 1989 unter neuer Leitung wieder aufgenommen, um die bekannten Stationen auf einer exakten topo-
graphischen Grundlage in ihrem vollständigen Felsbildbestand systematisch zu erfassen. Die geodätischen
Aufnahmen, die 1982 von Robert Kauper (Universität München) begonnen wurden, werden seit 1990
vom Institut für Geodäsie der Technischen Universität Karlsruhe durchgeführt. Einzelnen Felsbildgrup-
pen und Inschriften sind zahlreiche Beiträge und zur Siedlungsgeschichte auch größere Studien gewidmet
worden, die von Karl Jettmar und Mitarbeitern in der Reihe "Antiquities of Northern Pakistan - Reports
and Studies" seit 1989 herausgegeben wird. Nachdem die Aufnahme in den einzelnen Stationen weit fort-
geschritten ist, wird mit der abschließenden Edition einzelner Felsbildgruppen begonnen.
1 GHULAM MUHAMMAD 1907: 110 ( = Chilas I).
2 STEIN 1944: 19-24, Taf. 4a,b und 5a,b.
 
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