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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0082
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ZU DEN IRANISCHEN INSCHRIFTEN

NICHOLAS SIMS-WILLIAMS
Die Felsbildstation Shatial ist bemerkenswert wegen der hier konzentrierten über 550 sogdischen sowie
einiger weiterer in anderen iranischen Sprachen abgefaßten Inschriften: neun in Baktrisch sowie je zwei
in Mittelpersisch und Parthisch. Im Vergleich dazu haben alle übrigen flußaufwärts von Shatial am Indus
gelegenen Stationen, einschließlich der isolierten Fundstelle Hunza-Haldeikish, bislang nicht viel mehr
als 100 sogdische (sowie vier baktrische und keine einzige in den übrigen mitteliranischen Sprachen abge-
faßten) Inschriften ergeben. Die fast ausnahmslos sehr kurzen Inschriften sind typische 'Besucherinschrif-
ten', die in der Regel einen Eigennamen enthalten, mit oder ohne Patronymikon oder anderen persönli-
chen Zusätzen wie einem Familiennamen oder Titel.
Die Tatsache, daß mittelpersische und parthische Inschriften ausschließlich in dieser einen Station anzu-
treffen sind, könnte auf Zufall beruhen, da die Zahlen zu gering sind, um statistisch signifikant zu sein.
Aus demselben Grund lassen sich aus dem Vorhandensein neun baktrischer Inschriften in Shatial im Ver-
gleich zu zwei weiteren jeweils in Dadam Das und in Hunza-Haldeikish kaum verläßliche Schlußfolgerun-
gen ziehen. Andererseits erfordert die große Anzahl der in Shatial Vorgefundenen sogdischen Inschriften
- sie beträgt das Fünffache der Gesamtsumme derer, die in allen übrigen zwischen Shatial und Chilas
entlang des Indus gelegenen Stationen entdeckt wurden - offensichtlich eine Erklärung, und das gleiche
gilt für den Umstand, daß sich mit zwei Ausnahmen alle iranischen Inschriften im westlichen Teil der Sta-
tion befinden, wo sie zudem auf einigen wenigen großen Felsblöcken konzentriert sindß

Beschreibung des Materials
Viele Inschriften bestehen lediglich aus einem Eigennamen, zum Beispiel sogdisch nnyprn "Nanai-farn"
(1:6), baktrisch p,o(,8o "Muzd" (34:120), parthisch wry/n?? "Warhrän" (50:30), mittelpersisch ÜäUhyy
"Ewakhsh(?)" (34:118). Oft wird ein patronymischer Ausdruck hinzugefügt: sogd. ZK nny/üntk
ßKF "Nanai-farn, der Sohn des Nanai-vandak" (105:10), kwnt 7?KY "Nanai-dhvär, (der) Sohn des
Kund" (39:44), baktr. ßaßopo oopo rropo "Shäbür, der Sohn des Sawe(?)" (54:31), parth. twy/n??
ihypwhm "Warhrän, der Sohn des Shähpuhr" (39:105). Gelegentlich wird auch der Name des Großvaters
angegeben: sogd. nnynzt ZK kwnükk ßKFöF&mßT) nppsKß?) "Nanai-nazd, der Sohn des Kundakk, Enkel
des ..." (36:55). Solche Texte sind unzweideutig, wenn sie, wie die zitierten sogdischen und baktrischen
Inschriften, die Wörter für "Sohn" und/oder "Enkel" enthalten oder wenn, wie im parthischen Beispiel
der Fall, an den Namen des Vaters ein patronymisches Suffix angefügt worden ist. In den sogdischen In-
schriften aber wird ßRF "Sohn" häufig ausgelassen, wie in nnyprn ZK "Nanai-farn, der (Sohn
des) Nanai-vandak" (106:1). Bisweilen hat eine solche Auslassung eine Zweideutigkeit des Textes zur Fol-
ge. So könnte beispielsweise /Fzyr'k mjwzryc (34:70) grundsätzlich "Varzirak, (der Sohn des) Mäy-
marghch", "Varzirak (und) Mäymarghch" oder - da Mäymarghch ursprünglich ein Herkunftsadjektiv

Übersetzung aus dem Englischen von Dr. Giovanni Bandini.
1 Beispieisweise finden sich auf Stein 31 fast 70 iranische Inschriften und über 80 jeweils auf Stein 34, 36 und 39.
 
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