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EINLEITUNG*

TOPOGRAPHIE
Die Talschaft Hodar1 liegt am nördlichen Ufer des Indus, etwa zwölf Kilometer Luftlinie flußabwärts
vom Verwaltungszentrum des Diamar-Distriktes, Chilas, dem Hodar administrativ unterstellt ist (Abb. A
und B). Dieser Distrikt gehört politisch zur Gilgit Agency, die ihrerseits Teil der unter pakistanischer
Verwaltung stehenden Northern Areas of Pakistan ist.2 Hodar erhielt seine Bezeichnung nach dem gleich-
namigen Flüßchen, das hier aus den Bergen in das Industal austritt, sich nach Osten wendet und vorbei
am Fuß eines stark zerklüfteten Felsrückens3 in den Indus mündet. Die einzelnen im und vor dem Tal
gelegenen Ortschaften tragen selbst nicht diesen Namen.4 Im Mündungsbereich des Hodar Gah, “Fari”5
genannt, liegt heute eine Siedlung der Soniwal, der traditionellen Goldwäscher, die als “Mauruts Kot”6
bezeichnet wird. Ein nordwestlich dieser Siedlung am Fuß einer Ruinenstätte (s.u.) gelegenes Dörfchen
heißt “Dalo Jal” und etwas weiter talaufwärts folgen die Gehöfte von Balugush7 (Karte 2).
Im östlichen Teil des Talausgangs des Hodar Gah sind auf einer vorgelagerten Felsscholle, mehr als 100
m über dem Niveau des Indus, ausgedehnte Ruinen auszumachen,8 die zu Steins Zeiten als Kino Kot,
“Schwarze Festung”,9 bezeichnet wurden10 (Karte 3 und Abb. G, H). Dies ist allerdings eine in der Re-

* Folgenden Personen ist herzlich für ihre Hilfe bei der Erstellung des Bandes zu danken: Dr. G. Bandini, M. Bemmann
MA, A. Bill MA, Prof. Dr. H. Falk, Prof. Dr. H. Hauptmann, R. Kauper, H. Ochsenfeld, Prof. Dr. H.-J. Paproth, Prof.
Dr. H. Parzinger, A. Reingruber MA., R. Schmelzer, E. Sepi, I. Szelagowwski und Prof. Dr. M. Ursinus. Besonderer Dank
gebührt Prof. Dr. G. Fussman für seine Ratschläge und Hilfsbereitschaft.
Mein herzlichster Dank gilt schließlich Prof. Dr. O. von Hinüber, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand und damit maß-
geblich zum Entstehen dieses Bandes beitrug.
1 Drew bezeichnet sie als “Hudar” und deren Bewohner als “Hudare” (1875: 459 und Karten). Den gleichen Namen (oder
aber “Hudur”) hörte O. von Hinüber 1987 von Einheimischen (mündliche Mitteilung). Zu dieser Information passend ist,
daß mit einem bei VlGNE (1842: Bd. 2, 180) zwischen Chilas (“Chulas”) und Darei (“Duryl”) liegenden Ort namens “Hu-
rai” vermutlich Hodar gemeint sein dürfte. Demgegenüber erhielten H. Hauptmann/M. Bemmann 1997 die Auskunft, sie
heiße “Hodur”, und ebenso heißt sie auch bei DANI (1983: 190). Bei LEITNER kommt sowohl “Hodur” (1894: 1), mit der
Betonung auf der ersten Silbe, als auch “Hudur”, mit der Betonung auf der zweiten Silbe (1894: 80ff.), vor. Schließlich er-
wähnt HASSNAIN (1978: 9) die Shinaki-Republik “Hoder”. Hier wurde die bei BlDDULPH (1880: 14), GHULAM Muham-
mad (1905: 124) und STEIN (1928: 13, “Hödar”) belegte Bezeichnung “Hodar” übernommen.
2 Zu den geographischen Gegebenheiten und der genauen Benennung und Abgrenzung der umhegenden Gebirge vgl.
Braun 1996: 64f.
3 Zu dieser Bezeichnung vgl. SCHMELZER/VOLK unten S. 113f.; JETTMAR (1981: 180) spricht von “Felsbastionen”.
4 Nach Auskunft von Hauptmann/Bemmann. In einem Brief des Jirgädär von Chilas an den British Agent in Gilgit vom 15.
November 1891 ist demgegenüber von dem “village of Hudar” die Rede; auch bei Ghulam Muhammad (1905: 124) heißt
es im Rahmen einer alten Sage von Hodar, es sei “a village in the Chilas District”, und bei LEITNER (1894: 79) ist eben-
falls von “Hodur village” die Rede. Es ist möglich, daß die durch die Indusflut von 1841 hinweggeschwemmte Siedlung
(s.u.) diesen Namen trug. Allerdings spricht auch DaNI (1983: 190) vom “modern village of Hodur.”
5 Dieser und alle weiteren Flur- und Ortsnamen in der Umgebung der Felsbildstation beruhen auf den Angaben von Haupt-
mann/Bemmann.
6 Im folgenden werden alle Flur- und Ortsnamen, weil sie lediglich auf ungenauen mündlichen Angaben beruhen, ohne Dia-
kritika geschrieben. Eine Aufnahme der Ortsnamen durch Linguisten ist ein Desiderat.
7 Zu diesem Ort und weiteren Ortsnamen vgl. STEIN 1928: 14.
8 Vgl. die Abbildungen bei Dani 1983: 165, No. 137, 138 und S. 167, No. 139; Bemmann/Hauptmann 1993: 317, PI. 21.1;
S. 318, PI. 21.2 und S. 319, PI. 21.3, sowie die Pläne ebd.: 316, Fig. 4.
9 Vgl. Turner 1966: s.v. kötta; nach Hauptmann heißen sie heute “Patelo Kot”, vgl. unten S. 101, Anm. 1.
10 STEIN 1928: 14. Steins Angaben zur Lage dieser Ruinen stimmen mit der heutigen Situation nicht mehr überein. Ihm zufol-
ge (1928: 14) liegen sie etwa eine Meile östlich des Punktes, wo der Hodarfluß in den Indus mündet, nachdem er die weni-
gen sandigen Felder von Sari bewässert hat. Tatsächlich sind sie aber nordwestlich des Zusammenflusses lokalisiert. Trotz-
 
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