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MORPHOLOGISCHE LANDSCHAFTSBESCHREIBUNG UM HODAR

RUTH SCHMELZER UND HELLMUT VOLK

Physiogcographische Gesamteinordnung
Das Gebiet um Chilas und Hodar liegt auf einer Höhe von 1260 m NN am Karakorum Highway im In-
dustal.1 Nordöstlich zeigt sich in 47 km Entfernung der Nanga Parbat, der mit bis zu 8126 m NN die
mächtigste Erhebung des westlichen Himalaya bildet. Der westlich angrenzende Bereich zwischen Swattal
und Chitral wird als “Lesser Hindukush” bezeichnet und gehört zur Landschaft Kohistan. Zu diesem Ge-
biet zählt auch die Gilgit-Kette, ein Gebirgszug zwischen dem Industal bei Chilas und dem Gilgittal nord-
westlich von Gilgit.2
Klimatisch gesehen liegt der Raum um Chilas in einer intramontanen Gebirgswüste im subtropischen
Strahlungsklima. Die Aridität3 prägt dieses Gebiet stark: Die Felsen und ortsfesten Steine sind häufig mit
Wüstenlack4 überzogen. Eine natürliche geschlossene Vegetationsdecke fehlt im Talgrund infolge der
Trockenheit; es sind lediglich verstreut Trockensteppen anzutreffen. Bereits 200 m über dem Talgrund
wird das Pflanzenkleid dichter, da die Niederschläge mit der Höhe zunehmen.
Die Zufuhr von Flußwasser durch Fremdlingsflüsse,5 nämlich dem Indus und seinen Nebenflüssen, ist er-
heblich. Im Übergang zwischen den steilen Talflanken und dem Indus finden sich für aride Gebiete typi-
sche Gebirgsfußflächen.6 Diese sind häufig von über zehn Meter tiefen Rinnen zerschnitten, die durch
Schuttströme7 verursacht wurden.
Die Landschaft um Chilas wurde im Laufe der Jahrtausende durch eine Abfolge unterschiedlicher Klima-
te geprägt. Die geomorphologischen Auswirkungen der Eiszeiten8 und Zwischeneiszeiten sind heute noch
deutlich zu erkennen. Im gesamten Gebiet finden sich Hinweise auf randglaziale Klimabedingungen9
während der letzten Kaltzeit. Die vorletzte Vereisung war dagegen ausgeprägter und konnte sich weit

1 Eine natur- und kulturgeographische Übersicht über die Hochgebirgsräume Nordpakistans im Hindukusch, Karakorum
und Westhimalaya wurde z.B. von HASERODT 1989 herausgegeben.
2 Weiers 1995: 2.
3 Bei einer Jahresmitteltemperatur von 20,2°C (WEIERS 1995: 33) und einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 187
mm (WEIERS 1995: 29) läßt sich mit Hilfe der Ariditätsformel nach De Martonne die Jahresaridität berechnen. Liegt der
errechnete Index unter 20, so besteht Aridität. Der Index für Chilas liegt bei 5,8!
4 In wüstenhafter Umgebung bilden sich häufig dunkle, meist glänzende Eisen-Mangan-Krusten auf Gesteinen. In diese Ei-
sen-Mangan-Krusten wurden die Felsbilder eingearbeitet.
5 Fließgewässer, die aus wasserreicheren Gebieten stammen.
6 Leicht konkav gewölbte Unterhänge mit einem Neigungswinkel zwischen 0,2 und 7 Grad.
7 Schuttströme (Muren) können nach starken Niederschlägen auftreten und sind ein Gemisch aus Wasser, Schlamm und
ziemlich grobem Material. Es können Blöcke mit einem Durchmesser von 2-8 m mitgerissen werden. Schuttströme sind
charakteristisch für Gebirgsfußflächen in ariden Gebieten (Goudie 1995: 252).
8 Die letzte große Vereisung im Westhimalaya fand vor 140.000 bis 10.000 Jahren statt, einschließlich mehrerer separater
Eisvorstöße. Die größte Ausdehnung des letzten Haupttalgletschers im Industal reichte nach neuesten Erkenntnissen weit
über Sazin (ca. 50 km Luftlinie westlich von Chilas) hinaus (KUHLE 1997: 240).
9 Frostschuttklima am Rande von Gletschern.
 
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