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VERSUCH EINER CHRONIK DER TALSCHAFT HODAR
AM OBEREN INDUS

Während Felsbildkomplexe wie Oshibat, die im wesentlichen aus von Durchreisenden angefertigten Gra-
vuren bestehen, keinen eigentlich spezifischen Charakter aufweisen, ist dies bei anderen Stationen, so
auch bei Hodar, durchaus der Fall. Hier können eine Reihe von Beobachtungen gemacht werden, die
vielleicht zu der von K. Jettmar unternommenen Deutung der geschichtlichen Abläufe in der Region bei-
tragen und erklären könnten, warum sich gerade hier Felsbilder konzentrieren. Es ist dabei nicht beab-
sichtigt, eine vorgefaßte Annahme mit Hilfe der Felsbilder zu stützen, sondern aus der eingehenden Be-
trachtung der Petroglyphen und der Besonderheiten der Station unter Einbeziehung bereits vorhandener
Informationen vorsichtige Rückschlüsse zu ziehen, die zu einem Bild der Kulturgeschichte dieser Region
beitragen. Solange nicht alle Felsbilder am Oberen Indus erfaßt, ergänzende Ausgrabungen unternommen
worden sind und naturwissenschaftliche Patina-Untersuchungen fehlen, wird die Interpretation eines Fels-
bildkomplexes wie Hodar zwangsläufig unsicher und fragmentarisch bleiben.
Was die Charakteristika von Hodar betrifft, ist zunächst einmal festzuhalten, daß es hier, wie die oben1
abgebildeten Diagramme zeigen, im Vergleich zu Oshibat (26%) und vor allem Shatial (61%) mit ledig-
lich rund 10% der Gesamtgravuren nur verhältnismäßig wenig Inschriften gibt. Etwa 1.700 der 1.900 Rit-
zungen sind vielmehr bildliche Darstellungen, wobei die Tiere mit ca. 630 Zeichnungen bei weitem über-
wiegen. Die nächstgrößere Gruppe stellen die anthropomorphen Wesen mit knapp 400 Ritzungen, gefolgt
von den Scheiben- und den Stüpa-Darstellungen mit jeweils etwa 130 Beispielen.
Auffällig ist weiterhin die große Streuung der Felsbilder. Insgesamt sind die Gravuren zwar über die gan-
ze Station verteilt, doch finden sich mehr Ritzungen auf den Steinen nördlich des Sumpfgebietes. Dage-
gen sind am Südrand der Station nur verhältnismäßig wenige Gravuren lokalisiert. Es gibt aber kein ei-
gentliches Zentrum der Station, soweit ersichtlich auch kein altes Heiligtum und keinen dominierenden
Felsen wie etwa in Shatial. Abgesehen von dem angenommenen Pfad am Fuß der Bergflanke verläuft
hier auch kein Durchgangsweg, an dessen Rändern sich die Gravuren konzentrieren würden, wie es in
Oshibat der Fall ist.
Im Gegensatz zu Oshibat und Shatial ist in Hodar zu beobachten, daß sich bestimmte Ritzungen und Na-
mensnennungen auf einen begrenzten Raum innerhalb des Felsbildkomplexes beschränken.2 Dies gilt
zum einen für einen Teil der Scheibendarstellungen, des weiteren für bestimmte Namen in den Brähml-
Inschriften und damit verbundene Stüpa-Gravuren und auch für die meisten Löwen. Bei anderen Themen
ist eine Trennung zwischen Steinen nördlich und südlich des Sumpfes zu bemerken. Fast alle Namen auf
-otta, die sehr alten Gravuren und Jagdszenen beispielsweise finden sich südlich, die meisten Tierszenen
und damit auch die Zeichnungen von Fehden dagegen nördlich dieses Geländes. Auch die überwiegende
Anzahl der Stüpas sowie die meisten “leicht” patinierten Ritzungen sind hier angebracht.
Unter den für Hodar typischen Gravuren sind vor allem die gehörnten(?) anthropomorphen Wesen zu
nennen, die in dieser Häufung, wenn überhaupt, nur in wenigen anderen Komplexen Vorkommen dürften
1 S. 9.
2 Vgl. hierzu die jeweiligen Abschnitte und die Verteilungskarten A-H.
 
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