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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0085
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EINLEITUNG

TOPOGRAPHIE
Der Felsbildkomplex Gichi Nala liegt am orographisch linken, d.h. südlichen Ufer des Indus, etwa 8 km fluß-
abwärts vom Verwaltungszentrum des Diamar-Distriktes, Chilas, dem Gichi auch administrativ unterstellt ist
(Abb. G-J).311 Dieser Distrikt gehört politisch zur Gilgit Agency, die ihrerseits Teil der Northern Areas of Pakistan
ist. Die Bezeichnung Gichi Nala bezieht sich auf das gleichnamige Tal und das Flüßchen, das hier aus den Bergen
austritt und in den Indus mündet.
An diesem Flüßchen, vom Karakorum Highway aus nicht sichtbar, hegt verhältnismäßig weit oben im Tal die
Siedlung Gichi (glci).312 Von einem eigentlichen Dorf bzw. mehreren Dörfern kann nicht gesprochen werden, da
es sich um isoliert gelegene Gehöfte handelt, von denen das erste nach erst etwa 2 km (von der Mündung aus ge-
rechnet) erreicht wird. Insgesamt finden sich nach Auskünften, die C.P. Zoller von Einheimischen erhielt, hier fünf
solcher Gehöfte, deren Namen kusökhän, surat (het), zalöngar (het), mAzin hst und gAsä lauten.313
Da das Gelände, in dem der Felsbildkomplex lokalisiert ist, keinen eigenen Namen hat, wurde die Station nach
dem Nala bezeichnet, in dessen Nähe die meisten Gravuren zu finden sind. Die weite räumliche Entfernung der
Felsbilder zum ‘Dorf Gichi macht zudem deutlich, daß, auch wenn das Dorf alt sein sollte, höchstwahrscheinlich
keine Beziehung zwischen der Siedlung und den Felsbildem besteht.
Sehr wohl ein Zusammenhang könnte jedoch zwischen den Felsbildem und Siedlungsresten zu sehen sein, die
westlich der Nala-Mündung, direkt am Ufer unterhalb einer modernen Brücke314 erhalten sind. Die vorhandenen
Baureste könnten auf eine kleine Siedlung unbekannter Funktion schließen lassen. Hier wurden auch viele Kera-
mikscherben gefunden,315 die eine Nutzung dieser Gebäude in der buddhistischen Zeit am Oberen Indus möglich
erscheinen lassen, da vergleichbare Keramikreste aus der bekannten Station Thalpan im Erdreich neben mit bud-
dhistischen Gravuren versehenen Steinen lagen.316 Andere Siedlungsreste sind unweit der Nala-Mündung, aber auf
der östlichen Seite auszumachen. Dort, wo ein Weg vom Karakorum Highway abzweigt und in den Nala hinein-
fuhrt, sind die Reste von Feldeinfassungen zu erkennen, die möglicherweise zu einer Siedlung im Mündungs-
bereich gehörten. Andererseits könnten die Siedlungsreste östlich des Nalas auch aus britischer Zeit stammen, da
hier auf mehreren Karten ein Gebäude eingezeichnet und auf der britischen Quarter-Inch-Karte von 1923 ein
“Levy-Post” vermerkt ist.317

311 ÖANI (1989: 79) erklärt, daß Gichi zusammen mit einigen anderen Nalas einen “political block” bildete. Auch sei in einem offi-
ziellen Bericht vom Jahr 1904 unter anderem festgehalten, daß Gichis Land und Leute zu Chilas gehörten (1989: 292); hierzu
auch JETTMAR 1989a: 79.
312 “Giche” heißt es in Imperial Gazetteer oflndia, Kashmir and Jammu 1909: 111; HASSNAIN (1978: 9) nennt “Giche” als eine
der “republics” am Oberen Indus. Im Index desselben Buches heißt die Siedlung “Ghichi”. Auf der britischen Quarter-Inch-
Karte von 1923 (Kashmir and Jammu N.W. Frontier Province, No 43 I, 1 inch to 4 miles) lautet der Ort “Gichi”. Auf der ameri-
kanischen Karte India and Pakistan von 1954 (.India and Pakistan 1:250.000, NI 43-2, Gilgit) ist der Ort als “Giche Gah” ver-
merkt. Bei STEIN (1944: 19) heißt er “Gichi”; so auch bei Dani 1982: 68 und 1989: 27.
313 Die dazugehörigen Familiennamen wurden wie folgt angegeben: kAskol (Clan und Clangründer), norö(Clangründer) und nor£
(dazugehöriger Clan), sAyle, kAcisI und hAlmut6. Diese Angaben gehen auf C.P. Zoller zurück, der sie 1999 im Feld erfragte
und die phonetischen Schreibweisen erstellte.
314 Der Karakorum Highway verläuft über diese Brücke.
315 Auch von Dani, der sie allerdings sehr viel früher datiert (1983: 62; 1995: 37); ihm hierin folgend SALIM 1998: 290.
316 Nach H. Hauptmann, Begehung 1996.
317 Kashmir and Jammu N.W. Frontier Province, No 43 I, 1 inch to 4 miles.
 
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