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VORWORT

In der Hochgebirgsregion Pakistans erstreckt sich entlang des Oberlaufs des Indus, aber auch seiner Zuflüsse wie
des Gilgit und Hunza und an manchen über wichtige Pässe führenden Routen eine große Ansammlung von
gravierten Felsbildem und Inschriften. Ihre größte Dichte, die eine in der alten Welt einzigartige Felsbildgalerie
darstellt, erreicht sie in der Indusschlucht zwischen dem von einer antiken Festung geschützten Handelsplatz
Shatial in Indus-Kohistan und den 100 km flußaufwärts bis zu der Raikot-Brücke liegenden Felsbildstationen.
Außer den Gravuren, die sich um politische und religiöse Zentren wie Chilas und Thalpan konzentrieren oder an
kleineren Siedlungsplätzen oder Heiligtümern wie Hodar, Thor, Gichi oder Shing Nala oder an wichtigen
Flußübergängen liegen, gibt es noch aus einer bestimmten topographischen Lage entstandene Felsbildgruppen. Sie
können entweder aufgrund ihrer charakteristischen Darstellungen als Jägerplatz gedeutet werden oder wegen
bestimmter Inschriften einer Wege- oder Kontrollstation für den Handelsverkehr oder sogar einem Grenzposten
zugeordnet werden, der verschiedene Herrschaftsbereiche markiert. Beide Deutungen scheinen für Dadam Das
zuzutreffen. Der in der lokalen Überlieferung als Darbati oder Dardarbati, "Türstein" bzw. "Türschwellenstein"
bezeichnete Fundplatz liegt auf dem nordöstlichen Flußufer an dem von der antiken Höhensiedlung Hodar-
Halalosh und zum anderen wichtigen Brückenübergang von Thalpan führenden Hauptweg bzw. zwischen den
beiden Seitentälern des Hodur und Kiner Gah. Die auf einer Terrasse unterhalb des 3.414 m hohen Berges Khomar
der Gilgit-Ketten liegende Station gehört zum Verwaltungszentrum Chilas in der Gilgit Agency der Northern
Areas of Pakistan. Unter den 707 Gravuren sind 538 bildliche Darstellungen und 169 Kharosthi-, Brähml- und
iranischen Inschriften. Eine im Zentrum liegende prähistorische Felsbildgruppe, die Jagdtiere aber auch die am
Oberen Indus in großer Zahl abgebildeten Riesen, Hand- und Fußabdrücke wiedergeben, kann mit Jagd- und
Beschwörungszeremonien verbunden werden. Die Deutung als Wegestation zumindest in der buddhistischen Zeit
beruht nicht nur auf der auffallend hohen Anzahl von 55 sogdischen Inschriften, die wie im Marktort Shatial auf
die Anwesenheit von Händlern aus Samarkand hinweisen. Als Besonderheiten sind zwei Inschriften in Brähml, die
Palola als geographischen Begriff bezeugen, und die Darstellung einer Trinkszene mit Hephtaliten als Teilnehmer
zu nennen. Wie in Gukona, Ba Das, Thakot oder Hodar auf dem nördlichen sowie am Thak Nala am Aufgang zum
Babusar-Paß und in Thor am südlichen Indus-Ufer weisen auch in Dadam Das gefundene Architekturreste auf die
Existenz eines ausgebauten Kontrollpostens hin. Die Auswertung der epigraphischen Zeugnisse haben die Ansicht
erhärtet, an diesem Teil des Indus die Grenze zwischen dem Machtbereich der Palola Sahi-Dynastie von Gilgit
bzw. Klein-Bolor und dem des Fürstentums der Daradas um Chilas anzunehmen. Da Thalpan aufgrund der
buddhistischen Darstellungen und inschriftlicher Namensnennungen mit dem regionalen Zentrum Chilas eng
verbunden ist, könnte die besondere Bedeutung von Dadam Das in seiner Funktion als Grenzposten zwischen
beiden die Geschichte des 1. Jahrtausends bestimmenden Mächten in der Hochgebirgsregion des westlichen Hima-
laya liegen.
Ein erster Hinweis auf die Station Dadam Das ist Ahmad Hasan Dani 1983 zu verdanken, der sie unter dem
zutreffenden Flurnamen Darbati bzw. Darbati nennt, den Fundplatz aber selbst offensichtlich nicht selbst besucht
hat. In der im Jahre 1985 von R. Kauper, München, abgeschlossenen Kartierung der Felsbildregion ist die
Fundstelle bereits verzeichnet. Nachdem eine im Frühjahr 1989 von A. Chaudhary unternommene erneute
Begehung der zwischen Thalpan und Hodar liegenden antiken Route die besondere Bedeutung der Station
erkennen ließ, wurde ihre systematische Dokumentation für die beiden folgenden Feldkampagnen vorgesehen. Die
systematische topographische Aufnahme der Station von Hodar und Dadam Das stellte zugleich das erste
Vorhaben der seit diesem Jahr unter der neuen Leitung von H. Hauptmann stehenden Pak-German Study Group
dar. Da der Fundort vom südlichen Flußufer aus jedoch wegen der beiden von Dadam Das abgelegenen Brücken-
übergänge von Thalpan oder Hodar nur nach einem langen Fußmarsch zu erreichen gewesen wäre, mußte für die
 
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