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Einleitung

Das Zentrum der Felsbildstation liegt auf einem kleinen, leicht zum Indus abfallenden Felsplateau etwa 50 m
oberhalb des Flusses (Abb. A). Es ist mit Bruchsteinen und Gerollen verschiedener Größe bedeckt, auf denen die
Gravuren angebracht sind. In der Hauptsache konzentrieren sich die für die Anfertigung von Felsbildem und
Inschriften genutzten Steine auf einer Fläche von etwa 200 x 50 m (Karte 2). Die Begrenzung des Plateaus nach
Westen und zum Hang hin wird durch das steil aufragende anstehende Felsgestein gebildet. Im Osten wird es
durch den Schuttfacher eines trockenen Tälchens begrenzt, das nur bei starken Regenfallen Wasser führt. Die bei
solchen Ereignissen herabstürzenden Wassermassen haben dazu geführt, daß sich eine mehrere Meter tiefe Rinne
in den Schuttfacher eingeschnitten hat (Abb. A, rechts im Bild). In natürlichen Nischen im Inneren dieser Rinne
haben Hirten Unterstände für sich und ihre Tiere (zumeist Ziegen) eingerichtet. Auch Dani berichtet, daß dieses
Trockentälchen im Sommer von Hirten mit ihren Herden genutzt wird." Der durch die Station verlaufende untere
Weg wird durch diese Rinne unterbrochen. Wie jedoch eine Reihe von mit Felsbildern versehen Steinen zeigt
(Steine 94-100), verlief der Weg ursprünglich weiter im Hang nach Osten, um sich danach mit der oberen
Hauptroute Thalpan-Hodar zu vereinen. Heute ist er im Gelände nicht mehr auszumachen. Auf einem Sporn
nordwestlich dieser Rinne (Karte 1) wurden Reste von Bebauung festgestellt, auf die weiter unten eingegangen
wird."
Zu beiden Seiten des Schuttfächers breitet sich eine zum Lagern gut geeignete" Sandbank aus, deren Ausdehnung
vom schwankenden Wasserstand des Indus abhängt (Abb. C)." Im Südosten wird der Sand wieder von grobem
Geröll abgelöst. Diese Stelle wird jährlich von Goldwäschem (MarnA bzw. bcunwa/) aus Hodar aufgesucht." Dort
läßt sich auch der Indus leicht mit Hilfe eines Floßes überqueren. Mit fallendem Wasserstand ergeben sich jedoch
einige Stromschnellen, die eine Überfahrt unruhig werden läßt. M.A. Stein berichtet jedoch, daß im Winter der
Indus von Chilas bis Sazin mit dem Floß befahrbar sei." Er selbst fuhr auf einem Floß aus Tierhäuten mit einer
Mannschaft von vier Soniwals von Chilas nach Hodar, wobei er die Felsbildstation Dadam Das passiert haben
muß.
Die Felsen im Zentrum der Station sind überwiegend von einem rot- bis schwarzbraunen Wüstenlack überzogen,
der jedoch dort fehlt, wo durch Hangerosion Partien der Oberfläche in jüngerer Zeit freigelegt wurden. An einigen
Stellen ließ sich auch beobachten, daß eine spätere teilweise Bedeckung der Oberflächen mit Sediment die Patina
wieder entfernt hat, was durch geomechanische Vorgänge bedingt sein kann." So sind einige am Fuße von Stein
48 eingepickte, mit Sicherheit prähistorische Gravuren in heute kaum noch patinierte Flächen eingetieft. In fast
allen Fällen wurden zur Anfertigung der Felsbilder und Inschriften Steine verwendet; der Einsatz von Metallwerk-
zeugen ist nur für die Gravuren 36:2, 47:7 und 48:15 anzunehmen.
Der Untergrund zwischen den Felsblöcken ist mit kleineren Bruchsteinen, Geröll und Sand bedeckt, auf der eine
nur sehr spärliche Vegetation gedeiht (Abb. D-F). Im wesentlichen handelt es sich um Pflanzen der in der ganzen
Region verbreiteten Ar Aw Am-Steppe.' ^ Während der im Oktober durchgeführten Dokumentationsarbeiten wurden
im Gelände zahlreiche Agamen sowie eine nicht näher identifizierte Schlange beobachtet. Nachts wurde das Zelt-
lager von Füchsen besucht, und in der Abenddämmerung konnte einmal am Ufer des Indus ein Otter (TnAu /nAu
An Ah)" beobachtet werden. In den frühen Morgenstunden kamen zahlreiche Steinhühner (H/g<rArA e/znAnr
cAnAnFÜ von den Felshängen zum Trinken an das Indusufer. Auch fielen, für den Spätsommer typisch, kleinere

10 DANI 1983: 42.
11 Siehe unten "Dadam Das - Prähistorische Jägerstation und Grenzposten".
12 Auch das Zeltlager der Arbeitsgruppe wurde hier 1990 eingerichtet.
13 Die Aufnahme stammt vom Herbst 1990 bei fallendem Wasserstand des Indus.
14 Eine aus etwa vier Familien bestehende Gruppe hatte hier im September 1990 ihr Lager eingerichtet.
15 STEIN 1928: 13.
16 Vgl. BANDINI-KÖNIG 1999: 120.
17 Siehe dazu DlCKORE 2001:122 ff.
18 ROBERTS 1997: 177f.
19 Siehe auch Abschnitt 2.12 Vogel.
 
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