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Einleitung

vuren in einem Ausstellungskatalog gezeigt worden/' Schließlich waren die zahlreichen iranischen Inschriften in
Dadam Das auch Gegenstand der Überlegungen zur Interpretation der Station Shatial.^

KRITERIEN ZUR DATIERUNG DER FELSBILDER UND INSCHRIFTEN^

An den Felsbildem im Oberen Industal sind bislang noch keine naturwissenschaftlichen Datierungsmethoden
angewandt worden, die genaueren Aufschluß über das Alter der Petroglyphen geben könnten.^ Datierbare
Analogien in benachbarten Regionen und vor allem die Inschriften bilden die einzigen verhältnismäßig sicheren
Anhaltspunkte für eine zeitliche Einordnung.
Die ältesten Inschriften am Oberen Indus sind in Kharosthi geschrieben. Diese aus dem aramäischen Alphabet
abgeleitete Schrift wurde seit Asoka im heutigen Nordwesten Pakistans und im Süden Afghanistans verwendet. Im
wesentlichen wurde damit das Gändhärt, die mittelindoarische Sprache von Gandhära, geschrieben. Nach der Palä-
ographie zu schließen, können die Kharosthl-Inschriften in Dadam Das in den Zeitraum zwischen dem 1. und 4.
Jh. n. Chr. datiert werden.^
Die Brähml-Schrift wurde seit dem 3. Jh. v. Chr. dazu benutzt, indische Sprachen mit Ausnahme der Gändhärl.
wiederzugeben. Im Nordwesten des heutigen Pakistan hat sie im Laufe der Zeit die Kharosthi abgelöst und breitete
sich seit dem 2. Jh. n. Chr. mit dem Buddhismus auch in Transoxanien und dem Tarimbecken aus. Dabei bildeten
sich lokale Schriftvarianten aus. Bei einigen Inschriften läßt sich nach paläographischen Gesichtspunkten ein
höheres Alter zwar nicht ausschließen, doch erscheint dies angesichts der vielen späteren Inschriften eher unwahr-
scheinlich. Anfang des 7. Jh. n. Chr/" wurde die mehr 'rundliche' Brähmi im Raume Gilgit durch die Proto-Säradä
ersetzt. Die Brähml-Inschriften in Dadam Das sind im wesentlichen vermutlich zwischen 400 und 700 entstanden,
wobei einige Inschriften auf Stein 37 (37:8, 10, 11 und 24) wohl früher, in das 4. Jh. n. Chr. zu datieren sindü
Für die sogdischen Inschriften gelten die gleichen Überlegungen, die für diejenigen in der Station Shatial angestellt
wurden/" Wie dort dürfte also der größte Teil von ihnen in die Zeit zwischen dem 4. und 6. Jh. n. Chr. zu datieren
sein. Für einige Inschriften in Shatial wurde jedoch ein noch früheres Datum (3. Jh.) nicht ausgeschlossen/"
Aufgrund der erwähnten Zeiträume, denen sich die einzelnen Schriftarten zuordnen lassen, kann versucht werden,
benachbarte Gravuren mit Hilfe des Patinavergleichs relativ zu datieren. Schon H. de Terra hatte in Ladakh dieses
Kriterium bei seiner Einteilung der dortigen Felsbilder in vier Zeitstufen verwendet/" Diese Vergleichsmöglichkeit
beschränkt sich jedoch ausschließlich auf einander eng benachbarte Zeichnungen, die sich auf demselben Stein und
möglichst auf derselben Fläche finden. So können beispielsweise aus derselben Zeit stammende Brähmi-In-
schriften je nach Himmelsrichtung oder Neigungswinkel der Fläche, auf der sie angebracht wurden, sehr unter-
schiedlich patiniert sein/' Diese Datierungsmethode ist daher generell mit Vorsicht und nur unter den genannten
Einschränkungen als zusätzliches Kriterium zu verwenden. Eine relative Datierung läßt sich auch aus Über-
lagerungen von Ritzungen erzielen. Darüber hinaus ergibt sich für einige Zeichnungen ein kunstgeschichtlicher
Datierungsansatz (z.B. bei Stupa-Darstellungen oder Tierstilzeichnungen). Hierbei gilt es jedoch zu bedenken, daß

31 BANDINI-KÖNIG/BEMMANN/HAUPTMANN 1997: 37, 53, 55, 63, 65 und 67.
32 KÖNIG 1997a: 94, 99, 105; SiMS-WiLLlAMS 1996: 56; VAISSIERE 2002: 86f.
33 Vgl. dazu auch FUSSMAN/KÖNIG 1997: 4f.
34 Im benachbarten Wakhan wurde versucht, mit Hilfe der Lichenometrie Datierungsansätze zu gewinnen, siehe PATZELT 1978.
35 Vgl. unten den Beitrag von Neelis.
36 VON HINÜBER 1983: 61; SANDER 1989: !10f.;FussMAN 1993: 17,27.
37 Vgl. unten den Beitrag von Neelis.
38 Schriftliche Mitteilung N. Sims-Williams.
39 SiMS-WiLLlAMS 1997: 68.
40 TERRA 1940: 48.
41 Siehe dazu BANDINI-KÖNIG 1999: 119ff.
 
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