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ZU DEN KHAROSTHI INSCHRIFTEN VON DADAM DAS'

JASON NEELIS

Unter den etwa 15 in Dadam Das gezählten Kharosthl-Inschriften können einige zu jeweils nur einer Inschrift
zusammengefaßt werden (4:2/5 bzw. 37:15 und 37:17). Von den Kharosthl-Inschriften insgesamt sind vier unklar
(5:1, 20:12, 27:3, 55:6), da sie nur wenige lesbare und daher für eine Interpretation nicht ausreichende Silben
enthalten. Die Lesung und Deutung von drei weiteren Inschriften (22:14, 53:1, 70:16) bleibt ebenfalls unsicher.
Von den verbleibenden Inschriften, für die zuverlässigere Lesungen und Interpretationen vorgeschlagen werden
können, sind drei auf einem einzigen Stein angebracht (37:5, 37:15/17, 37:18). Die restlichen sind einzeln auf
verschiedene Steine verteilt, ohne daß sich ein besonderes Prinzip feststellen ließe. Die Anzahl der Kharosthl-
Inschriften (13) in Dadam Das ist im Verhältnis zur Anzahl der Brähmi-Inschriften (93) relativ hoch.
Besonders bemerkenswert ist die Kharosthl-Inschrift 37:15/17, da sie neben dem Personennamen Dovala (&wa-
/asY?) ein Datum "im Jahr 44" (sw?? 29 - 26 - 4 + + [?) nennt. Dovalas Name ist ebenfalls direkt über der Kharosthl-
Inschrift in Brähml geschrieben (37:10) und ein weiteres Mal in Brähml unter dem Datum (37:24) wiederholt. Die
Brähml- und Kharosthl-Inschriften mit dem Personennamen Dovala sind das bislang einzige Beispiel für eine
doppelte und zweischrifdge Inschrift unter den Graffiti in Nordpakistan. Fortlaufende Inschriften, die in Kharosthl
und Brähml ausgeführt sind, wurden jedoch in Chilas VIII und Hunza-Haldeikish gefunden:
ChilasVIH' Hunza-Haldeikish"
1 (Brähml) (r/eva)<2/?<3r77icy<3w 1 (Brähml)
2 (Kharosthl) 2 (Kharosthl) 77?a(/z<3)ya77?<3/77rzy
(6/lM)
In diesen Inschriften, die jeweils gleichzeitig und offensichtlich von derselben Hand in verschiedenen Schriften
geschrieben wurden, ist die erste Zeile in Brähml und die zweite Zeile in Kharosthl ausgeführt, wie dies auch in
Dadam Das 37:10 und 37:15/17 der Fall ist. Zeitgenössische Kharosthl- und Brähmi-Inschriften sind auch in
Shatial belegt, wo einige Kharosthl-Inschriften (34:123 undl24) später als Brähmi-Inschriften (34:23, 26, 27)
angefertigt wurden.^ Die Verwendung beider Schriftsysteme für die Schreibung des Namens Dovala spricht für
eine Datierung vielleicht in das 4. Jh. n. Chr., eine Periode, in der Kharosthl und Brähmi nebeneinander in
Gebrauch waren.

Übersetzung aus dem Englischen von M. Bemmann. Für Hinweise bei der Lesung der Inschriften ist A. Glass, für die Hilfe bei
der Übersetzung S. Baums zu danken.
1 Lesung nach FUSSMAN 1989: 25, pl. 34 (Nr. 17,2) statt nach DANI 1983: 64 (vüaspa G. Fussman
übersetzt die Brähml- und Kharosthl-Inschriften zusammen als: "Ceci est un don pieux. (Signe) Vijayapriya, roi de la race de
Ribemdhatha" (ebd., 26) und datiert sie "au plus tot" in das 5. Jh. n. Chr.
2 "Sr! Käsyapa (ist angekommen)" [Brähmil; "Großer Sramana Bhu"[KharosthI]. DANI 1985: 24 (Kharosthl no. 7), 41 (Brähml
no.7) und NEELIS 2001: 162-164, nos. I.B.K2/I.B.B1 bzw. NEELIS 2000: 906, Fig. 3.
3 Fussman (1994: 38-43) schlägt für das Triptychon eine Entstehungszeit zwischen ca. 300 und 350 n. Chr. vor. Siehe auch Fuss-
MAN/KÖNIG 1997: 182-183, 195. M. Bemmann (mündliche Mitteilung) weist daraufhin, daß die Brähml-Inschrift 34:28
MaaG/aA in Shatial offensichtlich auch vor der Gravur des Triptychons angefertigt wurde, da der Umriß der Treppenstufen um
sie herum geführt wurde. Bhadrilas Name erscheint auch in der Brähml-Inschrift 54:17 in Shatial in der Nähe von Dovalas
Name in der Brähml- Inschrift 54:24 (von Hinüber las (4)ova/<3, stimmt jetzt aber einer Korrektur zu <7ova/a zu). Da Bhadrila
seinen Namen auch zweimal auf Stein 37 in Dadam Das neben den Namen Dovala schrieb, waren beide offenbar Reise-
gefährten auf dem Weg von Dadam Das nach Shatial.
 
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